Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949

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Inhalt der Datenbank

In dieser Online-Datenbank werden die frühen Texte der deutschsprachigen Holocaust- und Lagerliteratur von 1933 bis 1949 bibliografisch erfasst. Aufgenommen werden selbstständig publizierte deutschsprachige Werke. Neben Inhaltszusammenfassungen werden auch Autorbiografien und Werkgeschichten bereitgestellt, sofern solche Informationen ermittelt werden können.

Projektpartner: Arbeitsstelle Holocaustliteratur und Universitätsbibliothek Gießen

(Wieder)Entdeckung der frühen Texte

Nach wie vor besitzt das Erinnerungsgebot an den Holocaust hohe politische und öffentliche Relevanz. Schon bald wird es jedoch keine unmittelbaren Zeugen der NS-Verbrechen mehr geben. Übrig bleiben dann „nur“ noch die Texte, die von der Katastrophe erzählen und diese dokumentieren. Diese „Testamente“ der individuellen Erinnerungen gilt es zu bewahren, in vielen Fällen gar noch zu erschließen und einer kollektiven Erinnerung nach der Zeitzeugenschaft zugänglich zu machen.

Gerade den frühen Texten der Holocaust- und Lagerliteratur kommt ein besonderer Stellenwert zu. Bereits parallel zu Verfolgung und Vernichtung erschienen Werke im Exil und Untergrund, vor allem aber in der Phase zwischen 1944/45 und 1948/49 wurden zahlreiche deutschsprachige Texte publiziert. Die große Bedeutung dieser frühen Zeugnisse liegt unter anderem darin, dass sie ein doppeltes Zeugnis ablegen: Von den nationalsozialistischen Verbrechen selbst, zu denen sie in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe stehen, aber auch von den spezifischen Entstehungskontexten. Häufig zeichnen sich die Texte zudem durch einen stark didaktisierenden und politischen Charakter aus. In weiten Teilen sind gerade diese frühen Texte jedoch vergessen und aus dem kollektiven und kulturellen Gedächtnis gedrängt worden. Eine systematische und umfassende Bibliografie der Holocaustliteratur insgesamt und besonders der Texte der Jahre 1933 bis 1949 stand bisher ebenso aus wie eine darauf basierende umfassende Forschung. Diese Lücke soll mit dem Projekt nun geschlossen werden

Frühe Werke der Holocaust- und Lagerliteratur in der Bildungsarbeit

Die Frage, wie ein bedeutsames Nachdenken und Sprechen über den Holocaust nach dem Verschwinden der Zeitzeugen zukünftig fortgesetzt und ein lebendiger Erinnerungsdiskurs erhalten werden kann, wird aktuell im schulischen wie außerschulischen Bildungsbereich, vor allem auch in der Gedenkstättenpädagogik, stark diskutiert. Die Datenbank bzw. gerade auch die Arbeit an und mit frühen literarischen Werken kann hier einen wichtigen Beitrag leisten: Die literarischen Interpretationen können die historische Ereignisgeschichte aus ihrer Abstraktheit lösen, da die Individualisierung von Schicksalen Deutungs- und Verständnishorizonte öffnet, die sonst verschlossen bleiben. Lernende können sich so mit der Vergangenheit emotional in Beziehung setzen und ein differenziertes und individuelleres Verständnis der Geschehnisse entwickeln bzw. erweitern.

Durch die Einbindung der literarischen Werke in unterschiedliche Lehr/-Lernsettings lassen sich auch gewinnbringende Synergien zwischen dem literarischen und historischen Lernen nutzen: Einerseits hilft das Wissen über die Geschehnisse des Holocausts beim Verstehen literarischer Werke über Verfolgungs- und Vernichtungserfahrungen im Nationalsozialismus. Andererseits können die literarischen Texte für den Aufbau und die Erweiterung eines kritisch-reflexiven Geschichtsbewusstseins einen wesentlichen Beitrag leisten, indem etwa auch die (Funktions-)Zusammenhänge zwischen literarischem Werk und historischem Produktions- wie Rezeptionskontext beleuchtet und diskutiert und die in den Werken tradierten Deutungen der historischen Ereignisgeschichte interpretiert werden. Die Texte zeigen also nicht nur, wie das Geschehen narrativiert werden kann, sie machen auch Geschichte durch und in der Literatur fassbar.

Digitale Giessener Sammlungen / Frühe Holocaustliteratur

Teil des Projekts „Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur“ ist auch die Sammlung Frühe Holocaustliteratur innerhalb der Digitalen Giessener Sammlungen (DIGISAM). Sie stellt elektronische Volltexte deutschsprachiger Werke der Holocaust- und Lagerliteratur von 1933 bis 1949 zur Verfügung. Ein Großteil dieser historisch und literarisch wichtigen Zeugnisse, die als erste die Verbrechen des Holocaust aufgreifen, kann sonst heute nur mit großem Aufwand beschafft werden.

Ziel ist es, diese Zeugnisse der Opfer des Holocaust zu bewahren und durch die vollständige Digitalisierung einer breiteren Nutzung zuzuführen, auch im Hinblick auf ihre wachsende Bedeutung nach dem „Zeitalter der Zeitzeugen". Die Publikationsplattform stellt urheberrechtlich frei verfügbare Texte der Holocaust- und Lagerliteratur von 1933 bis 1949 zur Verfügung, die in der Universitätsbibliothek Gießen digitalisiert wurden und dort auch in Printform vorhanden sind. Diese Plattform wird kontinuierlich um digitalisierte vergriffene und sogenannte verwaiste deutschsprachige Volltexte erweitert.