Bericht über das Konzentrationslager Sachsenhausen durch den ehemaligen Häftling Theodor Feuerlein (Arbeitskommando Falkensee)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Bericht über das Konzentrationslager Sachsenhausen durch den ehemaligen Häftling Theodor Feuerlein, Arbeitskommando Falkensee, Stammlager Sachsenhausen bis zum 3. Mai 1945
Autor Feuerlein, Theodor (1884-?), Graf, Karl
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1945, Dresden
Titel Bericht über das Konzentrationslager Sachsenhausen durch den ehemaligen Häftling Theodor Feuerlein, Arbeitskommando Falkensee, Stammlager Sachsenhausen bis zum 3. Mai 1945

Erscheinungsort Dresden
Erscheinungsjahr 1945

Gedruckt von Landesdruckerei Sachsen
Publiziert von Feuerlein, Theodor (1884-?), Graf, Karl

Umfang 28 Seiten

Bibliotheksnachweise DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Auf knappem Raum berichtet Theodor Feuerlein von seinen eigenen Erfahrungen und denen seiner Mithäftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen. Dabei gliedert er seine Darstellung in kurze thematische Abschnitte. Ergänzt wird Feuerleins Bericht durch einen weiteren, in dem Karl Graf seine Zeit in Sachsenhausen schildert.

Feuerlein betont eingangs den allgemeingültigen Charakter seines Berichts, indem er diesen als kollektive Arbeit der letzten Häftlinge Sachsenhausens deklariert. Aufgenommen worden sei nur, was er am eigenen Leib erfahren oder als Augenzeuge gesehen habe: „Um der Objektivität willen verzichten wir auf alle Beispiele, die uns nur aus zweiter oder dritter Hand, also vom Hörensagen, geschildert wurden“ (S. 1).

Grundsätzlich charakterisiert er das KZ Sachsenhausen als ein System der Täuschung, das sich auf Terror und Zwangsarbeit gründe; Überleben sei nur aufgrund der Solidarität der politischen Häftlinge untereinander möglich gewesen. Im Folgenden schildert Feuerlein den Aufbau des Lagers, den Häftlingsalltag, ihren Tagesablauf, den Arbeitseinsatz, Strafen, Hinrichtungen, die Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener und vieles mehr. In den SS-Männern sieht er keine Überzeugungstäter, sondern er erkennt „in dieser Formation [in der SS] die Erfüllung ihrer asozialen Sucht, ein rücksichtsloses Herrentum zu führen“ (S. 7). Überdies seien sie korrupt und würden sich bereichern.

Feuerlein legt großes Gewicht darauf, seine Darstellung mit Zahlen zu untermauern. Beispielsweise führt er genaue Angaben über die verschiedenen Masseneinweisungen von Häftlingen an, die es im Laufe der Existenz des KZ Sachsenhausen gegeben hat. Dies und der Sprachstil verleihen dem Text den nüchternen Stil eines Protokolls.

Karl Graf aus Dresden schildert seine Haftzeit ebenfalls eher neutral, wechselt aber häufiger in die Perspektive von ‚man‘ zu ‚wir‘ oder auch ‚ich‘. Graf hebt besonders die ungebrochene Haltung und die Solidarität der politischen Gefangenen hervor und unterstreicht, dass insbesondere die deutschen Häftlinge darunter litten, der gleichen Nation wie die Täter anzugehören: „Wir Politischen schämten uns in Anbetracht der vielen Nationen, die wie wir dort gefangen waren, den Namen Deutscher führen zu müssen“ (S. 25). Vor allem durch den Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen sieht er den Namen Deutschlands für immer geschändet.

Autorbiografie

Theodor Feuerlein (geb. 06.04.1884) war Mitglied der KPD und des Rotfrontkämpfer-Bunds. Wegen illegaler Parteiarbeit war er zu Beginn der NS-Herrschaft zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt worden.

Quelle:

  • Bundesarchiv Berlin, BArch Berlin, DY 55/V 287/422, o.S.



Bearbeitet von: Markus Roth