Buchenwald (1945)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Buchenwald
Autor Mayscherek, Anneliese
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1945
Titel Buchenwald
Untertitel Die Stätte des Elends und des Grauens

Erscheinungsort
Erscheinungsjahr 1945

Publiziert von Mayscherek, Anneliese

Umfang 16 Seiten

Preise 80 Pfennig
Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Ihren kurzen Bericht über das Konzentrationslager Buchenwald schreibt die Autorin im August 1945, wie sie im Vorwort schildert. Sie möchte darlegen, wie unmenschlich dort an den Häftlingen – vor allem an der deutschen Jugend – gehandelt wurde, und darauf hinweisen, „daß das deutsche Volk dadurch mitschuldig wurde, weil es in seiner Mehrheit Hitler seinerzeit unterstützte und glaubte, dadurch irgendwelche Vorteile zu erlangen“ (o.S.). Die Hauptschuldigen seien jedoch Hitler und seine Kumpanen. Sie habe Buchenwald und andere Konzentrationslager gesehen – in welcher Funktion lässt sie offen – und das genüge ihr, um sich „überzeugen zu lassen von dem Sadismus, der Intrige und Falschheit des nazististischen Regimes“ (o.S.). Der eigentliche Bericht wird durch einen ehemaligen Häftling – der, so wird er an einer Stelle von einem SS-Scharführer genannt, scheinbar den Namen Franzke trägt – in der Ich-Form vermittelt. Ob dieser eine Erfindung von Mayscherek ist oder ob sie einen Bericht eines Häftlings wiedergibt, bleibt unklar. Er ist Dachdeckermeister und Angehöriger einer antifaschistischen Organisation. Am 15. Juni 1933 wird er wegen hitlerfeindlicher Äußerungen denunziert und verhaftet. Seine Schilderungen beginnt er kurze Zeit nach der Befreiung an einem „wunderschöne[n] Sonnentag“ (S. 3) auf einer Chaussee, die nach Buchenwald führt: „Frei und doch armselig, krank an Leib und Seele“ (S. 3). Sein Blick richtet sich Richtung Buchenwald und die Erinnerungen an zwölf Jahre Haft dort und in anderen Haftstätten sowie Konzentrationslagern, wie dem KZ Esterwegen, kommen ihm ins Gedächtnis.

Bereits im November 1937 gelangt er in das KZ Buchenwald, das damals noch im Aufbau begriffen ist. Detailliert beschreibt Franzke die immer schlechter werdenden Bedingungen im Lager, die hygienischen Verhältnisse, die Folter- und Tötungsmethoden der SS sowie die unmenschlichen Arbeitseinsätze. Die SS-Männer benennt er dabei namentlich. Ihm selbst werden neben unzähligen Tritten und anderen Misshandlungen fünfmal die Arme gebrochen und Zähne aus dem Mund gerissen. Er berichtet ebenso von dem harten Gegensatz zwischen „Grün und Rot“ (S. 9), also den inhaftierten ‚Berufsverbrechern‘ und den politischen Häftlingen.

Beispielhaft für das Leiden anderer Häftlinge hebt er einen älteren Kameraden hervor, der als Schriftsteller und Lehrer für die Friedenslehre der religiösen Mazdaznan-Bewegung gewirkt hat: „Was dieser Mann für seine Überzeugung in Gefängnissen und Konzentrationslagern an Qual, Not und grauenhaftm Elend durchleiden mußte, ist noch furchtbarer, da er es in seinen 61.-64. Lebensjahren erlebte“ (S. 15). Er wird 1944 schließlich aus dem Konzentrationslager entlassen.

Im April 1945 wird Franzke von den amerikanischen Streitkräften befreit. Der Bericht schließt mit dem Wunsch, dass der Schriftzug ‚Jedem das Seine‘ der über dem Tor Buchenwalds angebracht ist, jetzt die Losung der ehemaligen Häftlinge sein möge: „Wir wünschen, daß die Kriegsverbrecher und unsere Unterdrücker auch das Ihre bekommen. Die Abrechnung kommt!“ (S. 16)

Wichtig ist Franzke zu betonen, dass es sich bei den vielen Berichten aus dem KZ nicht um Propagandamittel handele, wie immer wieder behauptet werde. Besonders bedauert er die deutsche Jugend, die nichts anderes kenne als den Nationalsozialismus. Sie werde einsehen, dass sie belogen und betrogen wurde. Er hofft, dass sie „sich von allem lösen, damit sie wieder frei, mit einer heiligen Aufgabe im Herzen leben kann, die Deutschland heißt!“ (S. 11)



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger