Dachau (1945)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Dachau. Erlebnisse im Konzentrationslager
Autor Wüest von Velberg, Konrad
Genre Bericht

Ausgaben des Werks

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Ausgabe von 1945, Tübingen
Titel Dachau. Erlebnisse im Konzentrationslager

Erscheinungsort Tübingen
Erscheinungsjahr 1945
Auflage Erstauflage

Verlegt von Libertas

Publiziert von Wüest von Velberg, Konrad

Umfang 95 Seiten
Abbildungen Neun Abbildungen

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
UBGI-icon.gif UB Gießen (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Der Bericht des Verfassers enthält vor allem Schilderungen seiner Haftzeit im Konzentrationslager Dachau. Im Vorwort verbürgt sich der Autor dafür, die „reine Wahrheit“ (S. 9) niedergeschrieben zu haben. Er erzähle es so, wie „er es selbst erlebt und erlitten“ (S. 9) habe und „wie seine Augen es gesehen haben“ (S. 10) fährt er fort. Auch im Text selbst betont er ein weiteres Mal, dass „das ganze Buch nicht auf Sensationslüsternheit, sondern auf die Darstellung nackter Tatsachen abgestellt ist“ (S. 28). Er widmet das Buch den umgekommenen Opfern, die den Tag der Befreiung nicht mehr erleben durften.

Im Februar 1942 wird Konrad Wüest Edler von Vellberg vor dem Oberlandesgericht Stuttgart nach 13 Monaten in Polizei- und Einzelhaft zunächst freigesprochen. Im Januar 1941 war er verhaftet und in das Durchgangslager Welzheim überstellt worden und im Juli 1941 im Untersuchungsgefängnis Stuttgart in Einzelhaft festgehalten worden. Nach einer 10-tägigen Entlassung wurde er erneut festgesetzt und bis zur Verhandlung nach Welzheim überstellt.

Anstatt jedoch nach dem Freispruch zu seinen Eltern zurückkehren zu können, wird er schließlich nach Dachau verbracht.

Der Autor schildert seine Erlebnisse überwiegend nüchtern und distanziert aus der Er-Perspektive in der Vergangenheitsform. Er beschreibt zunächst das Lager und die prügelnden und schikanierenden SS-Männer sowie das Leben der Häftlinge in Dachau. Obgleich es ihm schwerfällt, es mit dem Wort ‚Leben‘ zu beschreiben: „Es sträubt sich die Feder, im Angesicht des Folgenden überhaupt von ‚Leben’ zu schreiben, denn die Quälereien waren so ungeheuerlich, daß sie nicht als Leben bezeichnet werden dürfen“ (S. 30). Immer wieder vergleicht der Autor das Konzentrationslager mit der Hölle, die SS-Männer mit Dämonen und Teufeln, die „mit dem Anrufen der Vorhersehung und des Göttlichen Schindluder getrieben haben“ (S. 9). Auch der Arbeitseinsatz und die Lagerstrafen dienen vor allem den Zweck die Häftlinge zu demütigen und zu quälen: „Es ist einfach unmöglich, mit dem zur Verfügung stehenden Wortschatz diese Höllenqualen auch nur annähernd auszudrücken, was in den fahlen Gesichtern zu lesen war“ (S. 62). Eine einzige Originalaufzeichnung Vellbergs aus dem KZ Dachau findet sich vom 21. September 1942, die er unter dem Titel „Auf dem Appellplatz“ geschrieben hat und die einen abendlichen Appell beschreibt.

Wüest Edler von Vellberg beschreibt zudem die Folterungen und Schikanen, denen die Häftlinge täglich ausgesetzt sind, etwa die medizinischen Experimente mit Malaria-Mücken, aber auch die völlig unzureichende oder nicht vorhandene Krankenversorgung. Er selbst erkrankt an Bauchtyphus und muss sechs Monate auf dem Revier verbringen. Außerdem muss er ein Jahr lang im Jourhaus die Dienste eines Kammerdieners versehen. Auf diese Weise bekommt er, wie er schreibt, Einblicke in das Privatleben der SS-Angehörigen.

Der Bericht endet mit der Entlassung Vellbergs am 22. Dezember 1943. Der Text ist den Eltern des Verfassers „im Gedenken an die schweren Stunden“ (o. S.) gewidmet und enthält neben einem Porträt des Autors einige Zeichnungen, die Szenen aus dem Konzentrationslager zeigen – Folterungen und Tötungen – sowie einen Plan des Lagers Dachau und den Entlassungsschein des Autors aus Dachau.


Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger