Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück

Genre Bericht

Ausgaben des Werks

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Ausgabe von 1946, Halle
Titel Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück

Erscheinungsort Halle
Erscheinungsjahr 1946
Auflage Erstauflage

Umfang 31 Seiten
Abbildungen 8 Zeichnungen

Preise 0,50 Mark
Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Der kurze, „sachliche Bericht einer politischen Kämpferin“ (S. 28) schildert die Erlebnisse der politischen Gefangenen Elli Psybille, die nach ihrer Rückkehr aus dem Konzentrationslager Ravensbrück, „eingehende Angaben über die Grausamkeiten und Verbrechen der Nazisten“ (S. 5) gemacht hat, zunächst aus dritter Perspektive. Nach ihrer Verhaftung in Dresden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Begünstigung zum Landesverrat“ (S. 5) am 16. Februar 1939 wird sie am 11. Mai 1940 zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt und nach anderthalbjähriger Haft in der Strafanstalt Leipzig-Meusdorf am 20. September 1942 in das Lager Ravensbrück eingeliefert. Nach zweieinhalb Jahren wird sie von dort in das Arbeitslager Gemshagen bei Berlin überstellt, einem Außenkommando des KZ Sachsenhausen. Der Bericht konzentriert sich jedoch ausschließlich auf die Haftzeit in Ravensbrück.

Nach wenigen einführenden und beschreibenden Sätzen zum Lager geht der Bericht in einen Augenzeugenbericht aus der Perspektive von Frau P. über, die in der Ich-Form vor allem die alltägliche Schikane und Gewalt an den Häftlingen beschreibt, etwa den Sadismus der SS im Baderaum, wo die weiblichen Häftlinge von SS-Hauptsturmführer Dr. Sonntag misshandelt werden, ebenso wie im Kellergeschoß eines Lagergebäudes. Schikanen und Gewalttätigkeiten sind auch in den Arbeitskommandos und im Strafblock alltäglich, so werden unter anderem abgerichtete Schäferhunde auf die Frauen gehetzt, die etwa zu langsam arbeiten. Nachdem sie – etwas geschützt durch ihre Tätigkeit als Betreuerin der Angora-Kaninchenzucht – mehrfach Häftlingen heimlich Nahrungsmittel verschafft sowie ‚illegal‘ Brief- und Paketsendungen vermittelt hat, wird dies entdeckt und sie zu fünf Monaten Bunkerhaft verurteilt und dort wiederholt schikaniert. Psybille berichtet ebenfalls von den zahlreichen medizinischen Versuchen an den Frauen sowie von sexuellen Übergriffen und Zwangsprostitution. Ganz besonders schlimm sei jedoch der Zustand im Juden-Block gewesen, ebenso wie für die polnischen Häftlinge, die ab 1942 ins Lager kommen.

Dem Bericht ist ein Vorwort von Helmut Franz vom 1. März 1946 vorangestellt. Darin betont er, dass die Behandlung in den Konzentrationslagern die wahre Einstellung der Nationalsozialisten zeige. Der Mann als vermeintlicher Träger der Kultur sei in Wahrheit zum politischen Hampelmann gemacht worden, der sich dem weiblichen Geschlecht gegenüber zu verhängnisvoller Größe aufgepustet habe. Und trotzdem, so Franz, hätten Frauen es gewagt, Antifaschistinnen zu sein. Im Nachwort heißt es, die Frau möge sich der Verantwortung für die kommenden Generationen bewusst werden, die Antifaschistinnen hätten den Glauben an das Ewig-Menschliche in die Zeit der „Neuordnung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse“ (S. 28) hinübergerettet.

Der Bericht enthält zudem acht Zeichnungen, die das Leiden der Frauen in Ravensbrück darstellen sowie zwei grafisch gerahmte Textpassagen mit einem Zitat von Clara Zetkin und einer Würdigung des „Ewig-weiblichen“ (S. 29). Der Bericht endet mit einem Appell der Ravensbrück-Überlebenden Charlotte Haferkorn, den Kampf um die Gleichberechtigung der Frau nun voranzutreiben.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger