Gegen das Hitlerregime und seine Greueltaten (1933)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Gegen das Hitlerregime und seine Greueltaten
Autor Diner-Dénes, Paul
Genre Sonstige

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1933, Prag
Titel Gegen das Hitlerregime und seine Greueltaten

Erscheinungsort Prag
Erscheinungsjahr 1933

Verlegt von Buchdruckerei Solidarität
Gedruckt von Buchdruckerei Solidarität
Publiziert von Diner-Dénes, Paul

Umfang 31 Seiten

Bibliotheksnachweise DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)


Zusammenfassung

Paul Diner-Dénes stellt in seiner kurzen Schrift die Ideologie des Nationalsozialismus, insbesondere des Antisemitismus, von Anfang der zwanziger Jahre bis zum Regierungsantritt im Januar 1933 dar. Die ersten Wochen des NS-Regimes, den Terror gegen politische Gegner und gegen Juden, sieht er als konsequente Umsetzung des zuvor Angekündigten.

Laut Diner-Dénes folgt die Politik und Selbstinszenierung des NS-Regimes dem Prinzip ‚Brot und Spiele‘. Da die Partei wegen der Weltwirtschaftskrise Brot nicht bieten könne, lenke sie die Aufmerksamkeit auf die Juden: „Gegenwärtig wird mit blutigem Ernst Judenverfolgung, Judenhetze gespielt“ (S. 5).

Unter der Überschrift „Theater! Theater!“ gibt Diner-Dénes, eingeteilt in fünf Akte, einen Überblick über die Entwicklung Hitlers und des Nationalsozialismus von 1921 bis zur Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschland im Januar 1933. Der Hitler-Putsch 1923 und die Reichstagswahl 1930 werden dabei als wichtige Stationen hervorgehoben.

Nach diesem allgemeinen Abriss rückt der Autor den Judenhass der Nationalsozialisten und vor allem den von Hitler in den Mittelpunkt. Ausführlich zitiert er aus Hitlers „Mein Kampf“ sowie seinen Reden, in denen dieser, mitunter mit blutrünstiger Rhetorik, auf Juden zu sprechen kommt. Überdies berichtet er von Friedhofsschändungen durch SA-Männer und gewaltsame Angriffe gegen Juden in den zwanziger Jahren. Anschließend referiert Diner-Dénes die einschlägigen Punkte des Parteiprogramms der NSDAP und macht deutlich, dass sich die Regierung Hitlers bereits an deren Umsetzung gemacht habe. Beispielsweise sei bereits der Zugang von Juden zu Universitäten beschränkt und jüdische Wissenschaftler, Künstler sowie Schriftsteller vertrieben worden.

Besonderes Gewicht legt Diner-Dénes darauf, nachzuweisen, dass die Nationalsozialisten bereits lange vor 1933 Gewalt gegen Juden und Terror gegen Andersdenkende angekündigt und mitunter schon praktiziert haben. Er schließt daraus: „Dem aufmerksamen Leser wird es nun endgültig klar geworden sein, daß das vorhergehend Geschilderte die definitive Vorbereitung des Dritten Reiches bedeutet“ (S. 21). In dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten sieht Diner-Dénes gleichwohl eine Zäsur: „Die Rückkehr zur Barbarei ist vollzogen. Deutschland wird zu einem Riesenghetto für Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten. Konzentrationslager – oder physische Vernichtung, Folterungen sind das Schicksal der in sogenannter ‚Schutzhaft‘ genommenen“ (S. 22). Dies stehe im Gegensatz zu der propagierten Ruhe und Ordnung, die vermeintlich wiederhergestellt seien. Es herrsche eine „Kirchhofsruhe“ (S. 23) aus Angst vor Repressalien und Furcht vor Spitzeln. Besonders schlimm, betont der Autor, sei das Schicksal der Juden.

Diner-Dénes unterscheidet zwei Phasen des „Vernichtungskampf[es] gegen die Juden“ (S. 27): die ersten Wochen nach dem 30. Januar 1933, als die SA freie Hand für Gewalt auf der Straße gehabt habe, und im Anschluss daran der gelenkte Terror. Letzteres geschah in Form des wenig später organisierten Boykotts gegen jüdische Geschäfte am 1. April oder der Einführung von Zulassungsbeschränkungen für Juden an deutschen Hochschulen. Die Richtung des Regimes sieht der Verfasser in den wenigen ersten Wochen bereits vorgezeichnet: die Ausschaltung und Vernichtung seiner Gegner und der Juden.


Biografie

Peter Diner-Dénes war Journalist, in den zwanziger Jahren schrieb er unter anderem für „Das Tage-Buch“.


Werkgeschichte

1933 erschien ebenso eine tschechische Ausgabe.




Bearbeitet von: Markus Roth