Hirne hinter Stacheldraht (1934)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Hirne hinter Stacheldraht. Schicksale deutscher Schriftsteller in Konzentrationslagern
Autor Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands
Genre Bericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1934, Basel
Titel Hirne hinter Stacheldraht. Schicksale deutscher Schriftsteller in Konzentrationslagern

Erscheinungsort Basel
Erscheinungsjahr 1934

Verlegt von Universum-Bücherei

Umschlaggestaltung von Masereel, Frans (1889-1972)

Herausgegeben von Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands
Umfang 33 Seiten

Bibliotheksnachweise DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)

Zusammenfassung

In dem kurzen Bericht, der im Klappentext als Kollektivbericht des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands ausgewiesen wird, wenden sich die Autoren explizit an Menschen, „denen die Begriffe Fortschritt, Kultur und Menschlichkeit mehr sind als freundliche Ruheplätze für unverbindliche Gefühle“ (S. 1). Es ist ihnen ein Anliegen, diesen das „Schreckbild des Faschismus“ (S. 1) vor Augen zu führen und die Lebensgeschichten „von einigen deutschen Geistesarbeitern zu erzählen, die heute mit 100.000 Leidensgenossen in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches auf die Stunde ihrer Befreiung warten“ (S. 3).

Die erste Gruppe, die gleichzeitig die größte und am ausführlichsten beschriebene ist, ist die der Intellektuellen und nennt die Schriftsteller Carl von Ossietzky, Ludwig Renn, Willi Bredel, Franz Braun, Klaus Neukrantz, Gregor Gog, Erich Mühsam, Kurt Hiller und Erich Baron. Die Autoren stellen jeweils knapp das politische und berufliche Leben, das Werk und die Umstände der Verfolgung und/oder Verhaftung der genannten Schriftsteller vor. Der zweite Personenkreis sind Wissenschaftler. Genannt werden der Dozent für Nationalökonomie und Wirtschaftsgeschichte Dr. Hermann Duncker und der Historiker Dr. Karl August Wittfogel sowie der Philosoph Theodor Lessing. In der dritten Gruppe der Ärzte werden Dr. Richard Schminke und Dr. Klauber, Dr. Felix Boenheim, Dr. Max Hodann sowie Dr. Alfred Kantorowiecz genannt. Unter den Rechtsanwälten sind es Dr. Ernst Eckstein, Dr. Joachim und Hans Litten. In der Rubrik „Soldaten der Zukunft“ (S. 27) wird über Richard Scheringer berichtet, der zunächst dafür verurteilt wurde, „die Reichswehr im Kampf gegen den Nationalsozialismus zu paralysieren und sie zu einem Instrument der nationalsozialistischen Politik“ (S. 27) gemacht zu haben, in der Festungshaft dann jedoch zum Kommunismus übertritt und in der Folge aus der Zelle heraus versucht, ehemalige Kameraden und Gesinnungsgenossen zu überzeugen. In der letzten Gruppe der Pädagogen werden Siegfried Kawerau und Dr. Fritz Ausländer vorgestellt.

Der letzte Abschnitt des Textes trägt die Überschrift „Was sollen wir tun?“ (S. 31) Die Autoren rufen hier dazu auf, nicht zu schweigen, da sich mitschuldig am Faschismus mache, wer schweige. „Wißt, daß eure Stimme Klang und euer Name Gewicht auch im faschistischen Deutschland hat. Gebt euer Schweigen auf, eure Passivität in politischen Dingen, gebraucht die einzige Waffe, die ihr habt, das Wort, dort, wo es wirksam ist, und wo man es euch nicht nehmen kann“ (S. 31). Der Kampf gegen den Faschismus sei ein Kampf um das geistige Dasein der Leser, der Kampf um die Kultur und die Menschheit.

In einem kurzen Nachtrag des Textes wird berichtet, dass einige der genannten Personen in der sogenannten Weihnachtsamnestie während der Drucklegung aus dem KZ entlassen worden seien, andere dagegen nicht. Die Schrift sei daher nicht überflüssig geworden, Terror, Folter und Unterdrückung der Geistesfreiheit seien nicht geringer geworden. Es gelte die Waffe des Wortes noch schärfer zu gebrauchen.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger