Jüdisches Vermächtnis (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Jüdisches Vermächtnis

Genre Bericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1946
Titel Jüdisches Vermächtnis

Erscheinungsort
Erscheinungsjahr 1946

Umfang 16 Seiten

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Der kurze Band beinhaltet Auszüge aus dem Alten und Neuen Testament, aus dem Talmud und aus Schriften zur jüdischen Verfolgung im Mittelalter und im Nationalsozialismus. Die zitierten Stellen befassen sich sowohl mit der Opferthematik als auch dem Aspekt der Vergebung.

Aus der Bibel wird eingangs Petrus (1. Petr., 2) zitiert: „Das gefällt Gott, wenn jemand, obwohl unschuldig, ihm zuliebe Leid auf sich nimmt“ (S. 3). In einem Auszug des Talmuds heißt es von Eleasar ben Jehuda: „Die schönste Eigenschaft ist Unrecht verzeihen“ (S. 4) und von Eleasar Levi: „Zankt nicht, denn es beginnt mit Beschimpfung und endet mit Zerstörung“ (S. 5). Aus den Texten aus dem 20. Jahrhundert werden ebenfalls Appelle an den Frieden – etwa von Walther Rathenau – sowie zu Demut und Versöhnung, etwa von Martin Buber, zitiert. Aus John Cournes „Hear, O Israel“ wird unter anderem wiedergegeben: „Sie [die Juden] müssen der Welt entgegentreten, indem sie das Beste ihrer eigenen Kultur bejahen – die Kultur der Evangelien. Sie müssen den Kampf des Juden Jesus als die einzige folgerichtige Antwort auf ‚Mein Kampf‘ weiterführen“ (S. 7).

Zu den Konzentrationslagern und der Leidensfähigkeit der Häftlinge wird unter dem Titel „Die Macht des Geistes in der Internierung“ Walter Zander zitiert. Er berichtet über die geistige Stärke und Widerstandsfähigkeit der religiösen Häftlinge und sieht die Lagererfahrung als Prüfung an: „Die wichtigste Frage der Internierung ist nicht, wieviel die Internierten zu leiden hatten – denn Leiden ist in der Gegenwart allgemein in der ganzen Welt – sondern wie weit sie ihre Prüfung geistig bestehen und ihr Unglück in aufbauende Erfahrung umwandeln konnten …“ (S. 8). Leiden sei „zweifellos eins der kennzeichnendsten Merkmale“ (S. 10) der Geschichte der Juden, so heißt es in einem Artikel aus dem „Jewish Chronicle“ vom 25. Juli 1941. Darüber zu klagen sei jedoch unwürdig, mehr noch sei es eine Behinderung. Es sei hoffnungslos, wenn man sich der Verzweiflung hingebe: „Wenn wir jedoch geistig stark genug sind, gegen ‚Kraft durch Freude‘ eine ‚Kraft durch Leiden‘ einzusetzen, dann werden wir die tiefsten schöpferischen Kräfte, die in uns verborgen liegen, befreien“ (S. 11).

Den Bericht schließen kurze Berichte und Briefe unter anderem von Quäkern, verwundeten Deutschen und Überlebende der Konzentrationslager. Auch hier wird der Versöhnungsgedanke betont. So heißt es in einem jüdischen Gebet, das in einem Konzentrationslager verfasst wurde: „Friede sei den Menschen, die bösen Willens sind, und ein Ende sei gesetzt aller Rache und allem Reden von Strafe und Züchtigung …“ (S. 16). Nur das Gute solle zählen und nicht das Böse: „Und für die Erinnerung unserer Feinde sollen wir nicht mehr ihre Opfer sein, nicht mehr ihr Albdruck und Gespensterschreck, vielmehr ihre Hilfe, daß sie von der Raserei ablassen ...“ (ebd.).

Der letzte Beitrag stammt vom Zentralausschuss amerikanischer Rabbiner in Chicago aus der „Time“ vom 1. Januar 1945. Als religiöse Führer betonen sie ihre Hoffnung, „daß die siegreichen Verbündeten sich von Gerechtigkeit, anstatt von Rache leiten lassen“ (ebd.).





Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger