Jehovas Zeugen im Feuerofen (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Jehovas Zeugen im Feuerofen
Autor Knorr, Nathan Homer (1905-1977)
Genre Bericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1946, Magdeburg, New York, Wiesbaden
Titel Jehovas Zeugen im Feuerofen

Erscheinungsort Magdeburg, New York, Wiesbaden
Erscheinungsjahr 1946

Auflagenhöhe Erstauflage 20.000

Verlegt von Watch Tower Bible and Tract Society

Publiziert von Knorr, Nathan Homer (1905-1977)

Umfang 20 Seiten

Lizenz Nr. US-W-1052 der Nachrichtenkontrolle der Militär-Regierung

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

In dem schmalen Heft widmet sich Knorr dem Schicksal der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Anhand vieler Bibelzitate geht der Autor, der ebenfalls der Glaubensgemeinschaft angehört, zunächst auf ihre Entstehung und Zielsetzung ein. Für ihn sind – gemäß ihrer Überzeugung und Lehre – die Zeugen Jehovas die wahren und legitimen Zeugen Gottes. Wer als Zeuge Jehovas diene, könne dem Leiden nicht entgehen, führt er weiter aus. Die Anhänger sehen sich in der Tradition von Jesus Christus, der der Hauptzeuge Jehovas war und dafür leiden musste: „Wer daher irgend als ein christlicher Zeuge Jehovas dient, kann den Leiden nicht entgehen“ (S. 4.). Wie Hiob müssen die Zeugen Jehovas an ihrem unerschütterlichen Glauben während der Verfolgung im Zweiten Weltkrieg – den der Autor für ein Resultat römisch-katholischer Machtbestrebungen und Verschwörungen hält – festhalten: „Jetzt, seit dem Ende des zweiten Weltkrieges im Jahre 1945, ist es daher an der Zeit, von neuem die gegenwärtigen ‚Zeugen Jehovas‘ näher ins Auge zu fassen, um festzustellen, ob sie gelitten haben, und wenn ja, ob sie um der wahren Sache willen gelitten haben; denn Jesus sagte in seiner Prophezeiung über das Ende dieser Welt, daß seine echten Nachfolger in Verbindung mit dem Weltkrieg leiden müßten“ (S. 5). Der Autor möchte nun eine Antwort auf die Frage geben, ob die Zeugen Jehovas sich „in der Gluthitze des Feuerofens“ (S. 6) als würdig erwiesen haben: „Sind sie, was ihre Echtheit und ihre Organisation als Zeugen des wahren und lebendigen Gottes betrifft, unversengt, unbefleckt und unversehrt daraus hervorgegangen? Sind sie gerechtfertigt als sein bewahrtes und gebilligtes Volk, dessen Botschaft gehört und angenommen zu werden verdient?“ (ebd.)

Ausführlich legt Knorr die aus seiner Sicht „wohlbekannte[n] Tatsachen“ (ebd.) einer katholischen Aktion seit dem Ersten Weltkrieg dar, die Hitler, der „katholische Führer der Nazis“ (S. 7, Hervorhebung im Original), mit Hilfe mächtiger Industrieller des Rheinlandes ermöglicht habe, die Macht in Deutschland zu ergreifen. Als erstes sei dieser im April 1933 gegen die Watch Tower Gesellschaft (organisatorische Zentraleinrichtung der Zeugen Jehovas) in Magdeburg vorgegangen und habe unter dem Vorwand, dass diese sich mit kommunistischen Tätigkeiten befasse und im Komplott mit Kommunisten und Sozialisten stehe, die Büros geschlossen. In der Folge seien dann alle Versammlungen der Zeugen Jehovas in Deutschland geschlossen, die Literatur beschlagnahmt und Gottesdienste verboten worden: „Dies geschah bestimmt in Erfüllung der Abmachung mit dem Vatikan, wodurch Hitler zur Macht gelangt war“ (S. 9). Schließlich seien einige Zeugen Jehovas zusammengetrieben und in die neu errichteten Konzentrationslager gebracht worden. Die Zeugen Jehovas haben jedoch im Oktober 1934 eine Flut von Briefen an die nationalsozialistischen Regierungsbehörden gesendet. In verschiedenen Formulierungen weisen sie darin darauf hin, dass sie nur Gott gehorchen und all diejenigen, die sie verfolgen und vernichten, vor Gott Rechenschaft ablegen und dessen Zorn fürchten müssen.

Die große Verhaftungswelle der Zeugen Jehovas setzt im Frühjahr 1936 ein. Im Juni 1937 werden aufgrund eines Erlasses des Innenministeriums alle Zeugen Jehovas, die den Staat nicht anerkennen und ihre Glaubenstätigkeit nicht einstellen, in KZ verbracht. Der Autor berichtet von Verfolgungs- und Verhaftungsmaßnahmen auch in den übrigen europäischen Ländern sowie Japan und den Vereinigten Staaten. Die Zeugnisse der Zeugen Jehovas „in der Gluthitze des Feuerofens der Totalherrschaft und des Weltkrieges“ (S. 17) seien zu zahlreich, um sie wiedergeben zu können, legt Knorr da. Er zitiert jedoch die Nichte des französischen Generals Charles de Gaulle, die als Häftling im KZ Ravensbrück überlebt und am 8. August 1945 in einem Brief bewundernd über den großen Mut und die Beharrlichkeit der Zeugen Jehovas im Lager spricht. Weiterhin zitiert er einen Zeitungsartikel aus der „Christian Advocate“ in Michigan, der ebenfalls von Bewunderung für die Haltung der Zeugen Jehovas dem Nazi-Regime gegenüber spricht. „Trotz aller Verleumdung seitens religiöser Gegner stehen Jehovas Zeugen gerechtfertigt da als solche, die dem ihnen von Gott gegebenen Namen entsprechen“ (S. 19), schließt Knorr. Seiner Verheißung getreu habe Gott „seine Zeugen beschirmt“ (ebd.) und auch solche, die zwölf Jahre lang in Haft oder Konzentrationslagern festgehalten worden seien, gerettet. Knorr kommt zu dem Schluß, dass die Zeugen Jehovas den Beweis erbracht haben, „daß sie an ihrer Lauterkeit festgehalten haben und sich nicht schämen, ihren Gott zu bekennen und für ihn und sein gerechtes Reich unter Christus Jesus Zeugnis abzulegen“ (S. 20). Somit seien sie wahrhaftig „JEHOVAS ZEUGEN“ (ebd., Hervorhebung im Original).



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger