Konzentrationslager Auschwitz (1945)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche

Angaben zum Werk

Titel Konzentrationslager Auschwitz

Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1945, Wien
Titel Konzentrationslager Auschwitz
Untertitel 6,500.00 klagen an!

Erscheinungsort Wien
Erscheinungsjahr 1945

Verlegt von Stern-Verlag

Umfang 39 Seiten
Abbildungen 13 Fotografien

Preise 80 Groschen
Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Die kurze, anonym im Wiener Stern Verlag herausgegebene Broschüre ist als „Aufklärungsschrift“ (S. 2) konzipiert. Sie enthält verschiedene zusammengetragene „Tatsachenberichte einfacher Menschen aus dem Volke, die ihre Erlebnisse in Auschwitz so niedergeschrieben haben, wie sie sich in ihrem Inneren widerspiegelten, ohne Beschönigung, aber auch ohne Übertreibung“ (ebd.), wie es im Vorwort heißt. Es sei nicht „das Werk eines zünftigen [sic!] Schriftstellers oder gar eines ‚Dichters‘, die Broschüre solle daher nicht als literarisches Werk sondern als „ungeheure Anklage“ (beide Zitate ebd.) gewertet werden.

Neben einer Beschreibung der geografischen Lage sowie des Aufbaus des Stammlagers Auschwitz, Auschwitz Birkenau und dem Lagerkomplex Auschwitz Monowitz mit seinen 25 Nebenlagern ab 1940, stellen die Autoren in jeweils kurzen Abschnitten verschiedene Aspekte von Auschwitz, dem „Gipfelpunkt in der Methode der Massenvernichtung von Menschen“ (S. 4) dar. Sie berichten etwa von dem Erfrierungstod von 12.000 sowjetischen Kriegsgefangenen im Oktober 1941 und von der Systematisierung des Mordens durch Vernichtungsanlagen ab 1941. Detailliert werden Konstruktion und Funktionsweise der Gaskammern ebenso beschrieben wie das systematische und geplante Vorgehen der SS beim Vergasen der Menschen. Auch die Verwertung der Besitztümer, die die Menschen mit ins Lager bringen, sowie auch von Haaren, Fett und Asche der Ermordeten werden erklärt und mit Fotografien von etwa abgeschnittenem Menschenhaar und herausgebrochenen Goldzähnen und Prothesen dokumentiert. Weitere Abschnitte widmen sich den Häftlingstätowierungen, dem Schicksal der Frauen in Auschwitz, dem ‚Zigeunerlager‘, den medizinischen Versuchen an den Häftlingen und Foltermethoden, wie etwa die Bunkerhaft oder der ‚Stehbunker‘. Besonders ausführlich wird das Schicksal der Kinder dargestellt, die zu Tausenden ermordet werden; auch hier unterstützen Fotografien den Text. Einige überlebende Kinder kommen selbst zu Wort. Hier wird auch – wie an einigen anderen Stellen des Texts – das Bemühen der sowjetischen Armee bei der Rettung der Menschen in Auschwitz hervorgehoben: „Ein kleiner Überrest der zehntausende Kinder des Lagers dankt der Sowjetarmee die Rettung ihres Lebens. Wer die unbeschreibliche Liebe des Sowjetvolkes zu seinen Kindern kennt, wird verstehen, mit welcher Hingabe und Fürsorge sich die Rotarmisten um die kleinen, geretteten Menschenleben bemühten“ (S. 21).

Ein eigener Abschnitt stellt den Leiter der politischen Abteilung, Maximilian Grabner aus Wien, vor, der als rechte Hand des Lagerkommandanten Höss „aus eigener Initiative Vergasungsaktionen, Massenermordungen, Verfolgungen und Folterungen aller Art an Polen, Russen, Franzosen, Tschechen und Österreichern durchführte“ (S. 30). Besonders ausführlich widmen sich die Autoren ebenfalls dem Kampf der inhaftierten österreichischen Kommunisten und der illegalen Organisation im Lager, die Verbindungen mit der Außenwelt, etwa mit polnischen Partisanengruppen, herstellt. Als „Helden des Freiheitskampfes“ (S. 34) werden so die Kommunisten Ernst Burger, Rudolf Friemel, Ludwig Wessely, Raynoch Zbyszek und Tadek Piotnik gewürdigt, die im Lager am 30. Dezember 1944 erhängt werden.

Der Bericht endet mit der Ehrung der sowjetischen Armee, die das Lager Auschwitz im Januar 1945 befreit: „Überglücklich standen die Menschen von Auschwitz vor ihren Befreiern, die ihnen den Weg zurück ins Leben, in die Freiheit öffneten. […] Glückseliges Lächeln paarte sich mit tränendem Blick über die Freude ihrer Rettung. Die Rote Armee traf sofort alle Maßnahmen, um die unglücklichen Opfer schnellstens aus diesem Seuchenherd wegzutransportieren“ (S. 37). Auschwitz dürfe nie vergessen werden, schließen die Autoren und fordern eine „[g]erechte Bestrafung der nazistischen Kriegsverbrecher durch die Gerichte des österreichischen Volkes“ (S. 39).

Werkgeschichte

Die Broschüre über das Konzentrationslager Auschwitz wurde anonym von ehemaligen österreichischen Häftlingen des KZ Auschwitz verfasst und ist Teil der im Wiener Stern Verlag 1945 und 1946 herausgegebenen Reihe zu den deutschen Konzentrationslagern.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger