Meine Erlebnisse als Juden in Deutschland unter dem Naziregime (1945)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Meine Erlebnisse als Juden in Deutschland unter dem Naziregime
Autor Landsberger, Edgar

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1945, Innsbruck
Titel Meine Erlebnisse als Juden in Deutschland unter dem Naziregime

Erscheinungsort Innsbruck
Erscheinungsjahr 1945

Gedruckt von Salzkammergut-Druckerei Gmunden
Publiziert von Landsberger, Edgar

Umfang 14 Seiten

Lizenz Gedruckt mit Genehmigung der Amerikanischen Militärregierung, Genehmigung Nr. 23 des Information Sercive Branch

Zusammenfassung

Der kurze Erlebnisbericht von Edgar Landsberger schildert auf nur wenigen Seiten die Erfahrungen des Verfassers und seiner Ehefrau als Juden in Berlin ab 1938 retrospektiv und aus der Ich-Perspektive. Der Inhaber einer führenden Eisengroßhandlung in Berlin beschreibt, wie die Aktionen, Verbote und Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten gegen die Juden ab 1938 immer massiver und stärker werden. Nach den Pogromen im November 1938 kommt es zu Massenverhaftungen und Inhaftierungen in den Konzentrationslagern. Dem aus einer alten Berliner Kaufmannsfamilie stammenden Landsberger und seiner Frau gelingt es, sich bei christlichen Freunden zu verbergen. Sein Plan in die USA auszuwandern, wird jedoch mit Kriegsbeginn zunichtegemacht: „Von diesem Zeitpunkt ab waren die Juden vollkommen recht- und schutzlos den Nazis ausgeliefert“ (S. 7). Landsberger muss ab März 1940 als Streckenarbeiter für die Deutsche Bahn Arbeitsdienst leisten. Bei geringen Lebensmittelrationen und ständiger Schikane durch die Aufseher müssen die Männer und Frauen oft zwölf Stunden oder mehr schwere Arbeiten verrichten. Im Frühjahr 1941 beginnen die Deportationen der Berliner Juden sowohl in die Gettos als auch in die Konzentrations- und Vernichtungslager, vor allem nach Lodz, Minsk, Riga und Theresienstadt. Landsberger berichtet von der Verschleppung mehrerer Familienmitglieder, er geht davon aus, dass er und seine Frau „die einzig Ueberlebenden unserer Familie aus Deutschland“ (S. 9) seien. Um nicht ganz so leicht auffindbar zu sein, wechseln er und seine Frau ihre Wohnung. Sie treffen allerlei Vorkehrungen für den Fall, dass sie dort ‚abgeholt‘ werden sollten. Bis Ende 1942 geht Landsberger seiner Arbeit weiter nach. Am 31. Dezember meldet er sich krank, da er befürchtet, dass auch er in den nächsten Wochen am Arbeitsplatz ‚abgeholt‘ und deportiert werden soll. Anfang Februar 1943 wird das Haus, in dem sie wohnen, umstellt und nur knapp gelingt es dem Ehepaar, sich auf dem Dachboden zu verbergen. Ab sofort lebt das Paar im Untergrund, ohne Lebensmittelkarten und Wohnsitz. Während Landsbergers Ehefrau bei einem Theaterhistoriker unterkommt, der eine Mitarbeiterin sucht, die ihm gleichzeitig den Haushalt führt, pendelt Landsberger zwischen vier verschiedenen Schlafstellen hin und her. Als im November 1943 das Haus des Wissenschaftlers bei einem Bombenangriff getroffen wird, gelingt es der Ehefrau, einen „Total-Fliegergeschädigtenschein‘ (S. 13) und eine neue Identität für sich und ihren Mann zu erhalten. Sie sind nun „legalisiert und ‚arisiert‘“ (S. 13) und verlassen Berlin Richtung Oberösterreich. In Engerau wird Landsberger im September 1944 als Rekrut eingezogen. Er verschweigt seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg und seinen Offiziersgrad: „Bei den Nazis hatte ich wahrlich absolut keinen militärischen Ehrgeiz“ (S. 14). Dennoch wird er bald zum Ausbilder ernannt. Im Rahmen seiner Wehrmachtstätigkeit wird er zum Stellungsbau kommandiert und kommt hier auch mit ungarischen Juden in Kontakt, die zur Zwangsarbeit gezwungen werden und unter unwürdigsten Bedingungen Leben und Arbeiten müssen. Kurz vor Ostern 1945 werden die noch am Leben gebliebenen Juden abtransportiert und weitere 200 „auf bestialische Weise ermordet“ (S. 14). Dieses Erlebnis, das bei Landsberger sogar zu einem Herzleiden beiträgt, so dass er aus der Wehrmacht entlassen wird, ist für ihn „erneut ein Fanal, mein ferneres Leben voll und ganz einzusetzen und mitzuhelfen, wo und wie ich nur kann, das Nazitum einfürallemal aus der Welt auszutilgen“ (S. 14).

Neben einem Vorwort, in dem Landsberger betont, dass er kein Schriftsteller sei und das Heftchen allen Opfer des Nazitums widmet, enthält der Bericht eingangs auch das Gedicht „Morgendämmerung“. Es beschreibt, wie tausend Menschen des Volks, das „auserwählt zum Leiden“ (S. 4) wurde, in ein vom Stacheldraht umgebenes Konzentrationslager gehen: „Sie schritten durch die Pforte und wußten: Nie zurück!“ (S. 4)