Menschen-Experimente in Dachau (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Menschen-Experimente in Dachau
Autor Feltes, Jupp, Langers, Paul
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1946
Titel Menschen-Experimente in Dachau

Erscheinungsort
Erscheinungsjahr 1946

Gedruckt von Aug. Wagner
Publiziert von Feltes, Jupp, Langers, Paul

Umfang 67 Seiten
Abbildungen 25 Fotos, 1 Karte


Zusammenfassung

Der Bericht von Jupp Feltes und Paul Langers über das Konzentrationslager Dachau enthält eine Zusammenstellung sehr unterschiedlicher Dokumente, Texte in deutscher, französischer und letzeburgischer Sprache, Listen und Fotografien: Thematisiert werden in jeweils kurzen Abschnitten verschiedene Aspekte des Lageraufbaus und -lebens, etwa „Lage und Hausordnung“ (S. 25) oder verschiedene Versuche an den Häftlingen. Kennzeichnend ist dabei, dass den Texten zahlreiche Fotografien aus dem KZ Dachau sowie eine Skizze des Lagers beigefügt werden.

Nach einem französischen Vorwort von Marcel Noppeney ist ein weiterer vierseitiger Teil des Berichts von E. Ost auf Letzeburgisch verfasst. Der anschließend folgende deutsche Teil beschreibt sowohl die geografische Lage, als auch den Aufbau des Lagers. Vor allem aber widmen sich die Autoren den zahlreichen Versuchen und Foltermethoden, die an den wehrlosen Häftlingen durchgeführt werden, etwa die Malariainfizierungen oder die Phlegmone-Versuche in den Jahren 1942 und 1943. Etwa 80 bis 90 Prozent der so Infizierten überleben diese Experimente nicht. Die Schilderungen werden jeweils durch Fotos ergänzt. Auch dem Museum für Objekte aus Menschenmaterial, das die SS im Lager einrichtet, jedoch aus Angst, es könne als Beweismittel gegen sie verwendet werden, bei Kriegsende wieder zerstört, widmen sich die Autoren. Beweisstücke, die unter Lebensgefahr gerettet werden konnten, sind ebenfalls in dem Bericht abgebildet. Flecktyphus sei das Schlimmste, was den Häftlingen zustoßen konnte: Er „forderte in den sieben Monaten seiner Todesherrschaft den Tribut von 1000 Kameraden, unter ihnen 26 Luxemburger, die jahrelang sämtliche SS-Foltern überstanden hatten und zum Schluß ihren Patriotismus mit dem Leben durch diese Krankheit bezahlten“ (S. 53). Dem Krematorium und den Gaskammern widmen sich die Verfasser, ebenso wie den gefürchteten Transporten, die ebenfalls der Tötung der Häftlinge dienen.

Der Bericht endet mit einer ausführlichen Darstellung der letzten Tage des Lagers vor der Befreiung sowie des sinnlosen Mordens und Sterbens angesichts des nahenden Endes. Grauenhafte Szenen spielen sich unter den hungernden Menschen ab: „Ich selbst habe es erlebt, wie bei einem Kommando ein SS eine Handvoll verschimmeltes Brot in den Häftlingshaufen warf, unter Menschen, die seit acht Tagen nicht mehr gegessen hatten“ (S. 58). Es solle jedoch niemandem einfallen, die Schuld für solche Wahnsinnstaten den Häftlingen zu geben, so der Autor, „nein und tausendmal nein“ (S. 59): „Schuld und zentausendmal Schuld daran sind diese elenden Hunde, die mit teuflischer Systematik die Menschen so weit trieben, daß sie unter die Tiere sanken. Jawohl, bis unter die Tiere und noch tiefer“ (ebd.). Es solle auch niemand sagen, das habe er nicht gewusst, fährt er fort. Jeder habe es gewusst, betont er, und mit „Genuß“ (S. 59) zugeschaut. Auch die Dachauer Bevölkerung habe die Waggons vollgepfercht mit Menschen tagelang auf den Gleisen stehen sehen und habe die Schreie der Menschen gehört: „Den Dachauer möchte ich kennen lernen, der das leugnen wollte!“ (ebd.) Darum, so heißt es im Schlusswort: „[K]ein Erbarmen mit den Nationalsozialisten, gerecht aber streng, immer vor Augen was sie taten und was sie wieder tun würden, falls sie wieder zur Macht kämen“ (S. 67).

Der Bericht enthält 25 Fotos aus dem Lager Dachau und eine gezeichnete Karte des Lagers mit Erklärungen. Er beinhaltet ebenso eine alphabetische Auflistung der Luxemburger Häftlinge, die von den Amerikanern in Dachau befreit wurden.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger