Auf dem Wege zur Freiheit (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Auf dem Wege zur Freiheit. Gedichte aus Tegel
Autor Bonhoeffer, Dietrich (1906-1945)
Genre Gedichtsammlung

Ausgaben des Werks

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Ausgabe von 1946, Berlin
Titel Auf dem Wege zur Freiheit. Gedichte aus Tegel

Erscheinungsort Berlin
Erscheinungsjahr 1946

Verlegt von Verlag Haus und Schule GmbH

Publiziert von Bonhoeffer, Dietrich (1906-1945)

Umfang 32 Seiten
Abbildungen Fotografie des Autors

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
UBGI-icon.gif UB Gießen (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)

Zusammenfassung

Die Gedichtsammlung „Auf dem Wege zur Freiheit“ gliedert sich in neun verschiedene thematische Kapitel und schließt mit dem Nachwort des Herausgebers Eberhard Bethge.

Das im Frühsommer 1944 entstandene Gedicht mit dem Titel „Nächtliche Stimmen“ umfasst sieben Seiten und thematisiert die nächtliche Situation des lyrischen Ichs aus dessen Zelle heraus. Der Autor Dietrich Bonhoeffer verfasste es während seiner Haft und übergab eine Handschrift des Gedichtes an einen treuen Wächter, der die Zeilen in seinem Schrebergarten vergrub. Formal strukturiert sich das Werk in unregelmäßig angeordneten Paar- und Kreuzreimen sowie in unregelmäßig langen Strophen, die zwei bis 22 Verse umfassen. In dem Gedicht schildert das lyrische Ich die Einschlafsituation auf seiner „Pritsche“ (S. 3). Es macht einen Kontrast zwischen dem Innen, begrenzt durch  eine „graue Wand“ (ebd.) und dem friedlich und schön, mit den Begriffen „Sommerabend, singend“ (S. 3) beschriebenen Außen auf. In der Nacht sind neben den Geräuschen der Wachen ebenso die der „wachenden, träumenden Leidensgefährten nächtlich stumme Gedanken“ (S. 3) sowie das Traumgerede der Sehnsucht nach Heimat und Familie zu hören. Das lyrische Ich vernimmt – ein weiteres Kontrastmotiv – sowohl die positiven wie negativen Geräusche der Kinder bei Nacht als auch die der Greise, die sich nach dem Tod und Frieden sehnen. Es erklingt der stumme „Chor“ (S. 4) all derer, die das gleiche Schicksal teilen und somit Leidensgenossen sind. Anschließend schildert das lyrische Ich die Sehnsucht nach „Wende der Zeiten“ (S. 5), die das Böse zum Guten kehrt. Auf Seite sechs kommt es nach fast ausschließlichem Präsens-Gebrauch plötzlich zu einem Tempus-Wechsel hin zum Perfekt und einem dann wieder zurück ins Präsens. Verzweifelt wendet sich das lyrische Ich an die Nacht selbst, die in Form einer Personifikation zu ihm spricht und erklärt, sie selbst sei nicht finster – „finster ist nur die Schuld!“ (S. 6). Daraufhin erklingt ein Lied, gesungen von allen dem lyrischen Ich gleichgesinnten, leidenden Menschen, die – sowohl in vier als auch in zwei Versen umfassenden Strophen – erklären, was ihnen widerfuhr. Durch die vielen Taten, die sie miterleben mussten, seien sie zu „Zeugen des Unrechts“ (ebd.) und somit zu Mitschuldigen gemacht worden, worüber sie jedoch schweigen müssten. Die Gewalterfahrung und Erniedrigung komme einem Bruch mit allen Werten, die vorher wichtig waren, gleich, was sich unter anderem dadurch zeige, dass die eigene Todesangst die Hilfe für andere blockiert. Das Lied ist in Wir-Form geschrieben und das Kollektiv spricht am Ende zu Gott selbst, um „Bewährung“ (S. 8) und die Vergebung der Schuld zu erbitten. Erst im Morgengrauen erwacht das lyrische Ich, nimmt den Sommertag wahr und wird irritiert durch leise Schritte und eine Stimme, die zu ihm spricht. Diese erklärt, er solle durchhalten, da es eine Hoffnung auf das Ende des Leides gebe. Die letzte Strophe bildet sowohl inhaltlich als auch formal einen Rahmen zur ersten Strophe und endet damit, dass das lyrische Ich auf der Pritsche liegend sich selbst und seine „Brüder“ (S. 9) zum Durchhalten ermutigt.

Das Gedicht „Glück und Unglück“ wurde im Juni des Jahres 1944 verfasst, als das lang ersehnte Gerichtsverfahren in ungewisse Ferne rückte. Es umfasst zwei Seiten und behandelt die Komplementarität einerseits und die Einheit andererseits von Glück und Unglück. In den sieben Strophen mit unregelmäßigen vier bis neun Versen liegen keine Reime vor und die Verse lesen sich – sieht man von der lyrischen Struktur des Textes – fast wie einzelne Sätze eines Prosatextes. Innerhalb des Gedichtes wird an wenigen Stellen aus der Wir-Perspektive heraus geschrieben, ansonsten wird der Inhalt unpersönlich vermittelt. Glück und Unglück werden als zunächst gleich, also nicht voneinander zu unterscheiden, dargestellt. Verglichen mit überirdischen Phänomenen wie „Meteore“ (S. 10), treten sie „groß und erhaben, zerstörend, bezwingend“ (ebd.) in das Leben der Menschen. Einem außergewöhnlichen Ereignis gleich, wird das Spektakel von vielen Unbeteiligten betrachtet, wenn es Teil des irdischen Lebens wird. Bereits kurze Dauer später schwindet das allgemeine Interesse am sich Ereignenden, bevor die Zeit zu erkennen gibt, ob es sich um Glück oder Unglück handelt. In diesem Moment sind es die engsten Vertrauten, die der betroffenen Person Halt schenken und durch Treue das Unglück zu mildern versuchen.

Das Gedicht „Wer bin ich“, das den Herausgeber im Juli 1944 erreichte, erstreckt sich über zwei Seiten und thematisiert die Frage nach der eigenen Identität. Das Gedicht gliedert sich in drei lange, zwölf, elf und acht Verse umfassende Strophen, in denen kein festes Reimschema vorliegt. Die titelgebende Frage wiederholt sich innerhalb des Gedichtes fünf Mal, wobei das lyrische Ich versucht, zu einer allgemeingültigen Antwort zu gelangen. In der ersten Strophe stellt es dar, wie sein Fremdbild, das andere von ihm zeichnen, aussieht. Das lyrische Ich wird als „heiter und fest, […] frei und freundlich und klar, […] gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist“ (ebd.) charakterisiert. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das, was andere sagen, wirklich das eigene Selbst ist. In einem über neun Verse langen, viele Attribute umfassenden Satz zeichnet das lyrische Ich ein Bild von sich, das schwächer und negativer wirkt („krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, […] zitternd vor Zorn, […] müde und leer, […] matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen“ (ebd.)). In der letzten Strophe ringt das lyrische Ich mit der Frage, welches Ich – das Fremdbild oder das Selbstbild – der Wahrheit entspricht oder ob beide zugleich wahr sein können. Die einzige Wahrheit – dessen ist sich das lyrische Ich bewusst – kenne lediglich Gott.

Das vierte Kapitel beinhaltet das einseitige Gedicht „Christen und Heiden“ und stammt aus Bonhoeffers theologischer Arbeit, die ihn in Tegel zuletzt beschäftigte. Der Mittelpunkt seines Denkens, so Eberhard Bethge, bestand aus der Überzeugung, „Gottes Leiden an der gottlosen Welt mitzuleiden“ (S. 32). Das aus drei (nummerierten) Strophen bestehende Werk mit je vier Versen behandelt das Verhältnis von Menschen und Gott. In der ersten Strophe wird thematisiert, dass die Menschen, ob gläubig oder nicht, ihren Weg zu Gott gehen, wenn sie selbst in Not sind. Im Kontrast dazu steht die zweite Strophe, bei der der erste Vers in Form einer Anapher dem ersten Vers der ersten Strophe ähnelt. Das einzig sich unterscheidende Wort sind die beiden verwendeten Pronomen „ihrer“ und „Seiner“ (S. 15). Der Bezug des Pronomens „Seiner“ auf Gott zeigt sich nicht zuletzt durch die Großschreibung, wohingegen die Zugehörigkeit in der ersten Strophe durch ein klein geschriebenes Wort erfolgt. In der zweiten Strophe zeigt sich, dass es allein die Christen sind, die Gott aufsuchen, um ihm zu helfen, wenn sich dieser in Not befindet. In der letzten Strophe wechselt die aktive Rolle von den Menschen hin zu Gott, der zu jedem leidenden Menschen – ob gläubig oder nicht – kommt. Der Kontrast des Gedichts liegt in der Fähigkeit von Gott, alle Menschen in ihrer Not gleich zu behandeln, wohingegen es lediglich die Christen sind, die Gott in dessen Ohnmacht beistehen.

Das sich über zwei Seiten erstreckende Gedicht mit dem Titel „Stationen auf dem Wege zur Freiheit“, das Bonhoeffer Ende Juli 1944 in seiner Zelle verfasste, beschreibt den Weg, den der Mensch gehen muss, um die wahre Freiheit zu erreichen. Das lyrische Werk ist in vier Strophen unterteilt, die mit den Titel „ZUCHT […] TAT […] LEIDEN […] TOD“ (S. 16f.) überschrieben sind. Die erste Strophe thematisiert den Ratschlag, auf dem Wege hin zur Freiheit die eigenen Sinne und die Seele so zu ‚züchtigen‘, dass sie dabei helfen, das Ziel zu erreichen, ohne auf Abwege zu geraten. In der zweiten Strophe wird dazu angeregt, Gedanken und Eventualitäten Taten folgen zu lassen, denn „allein in der Tat ist die Freiheit“ (S. 16). Die dritte Strophe macht deutlich, dass jede Tat und jedes Handeln Konsequenzen mit sich bringt und dass das Leiden akzeptiert werden kann, wenn der Mensch sich und sein Leben in die Hände Gottes übergibt. Das Gedicht endet mit der vierten Strophe, in der das Ziel des Weges zur Freiheit: der Tod beschrieben wird. All die Taten und das Leiden im Leben sind lediglich Vorläufer des eigentlichen Ziels: das irdische Leben zu verlassen und die wahre Freiheit sterbend, im „Angesicht Gottes“ (S. 17) zu erkennen.

Das Gedicht „Der Freund“, das vermutlich in den letzten Tagen des August 1944 von Dietrich Bonhoeffer geschrieben wurde, thematisiert auf vier Seiten, was es bedeutet, einen Freund zu haben. Die erste, zwölf Verse ohne Reimschema umfassende Strophe beschreibt, dass der Mensch einen Freund allein durch den freien Willen und aus „freiem Verlangen des Geistes“ (S. 18) findet. Anschließend wird in einer langen zweiten Strophe eine Metapher aufgezeigt, die einen Freund mit einer kostbaren, seltenen Blüte vergleicht, die wiederum ohne große Bemühungen und ohne Absicht am Leben ist und der Sonne entgegenwächst. Die dritte Strophe thematisiert, dass eine Freundschaft damit beginnt, dass zwei Menschen zunächst Spielgefährten sind – auf dem Weg in „entfernte Reiche“ (S. 19), bei Tag und bei Nacht. Mit dem Eintritt in ein Leben voller Verantwortung, Tat und Werk benötigt der Mensch schließlich einen befreundeten Geist. Der Freund fungiert dabei als ein Rückzugsort, ein Ort der Erholung, der Stärkung und des Zuspruchs, der den Menschen vor Gefahren, schlechter Moral und schlechtem Einfluss bewahrt. Die deutlich kürzeren Strophen sechs bis acht beschreiben, welche Eigenschaften einem guten Freund zukommen, so zum Beispiel, dass er gut gemeinten Rat erteilt, neidlos handelt und sich treu verhält. Formal vom restlichen Teil des Gedichts abgegrenzt, stehen die letzten beiden, vier Verse umfassenden Verse, in denen sich das lyrische Ich zum ersten Mal zu erkennen gibt und den Freund direkt anredet. Es wünscht diesem, dass es ihm gut geht und dass er unversehrt in die friedliche Heimat zurückkehren mag.

Das Werk „Der Tod des Mose“, Bonhoeffers erster biblischer Versuch, der sich auf den Bibelvers 5. Mose 34, 1 „und der Herr zeigte ihm das ganze Land“ (S. 22) stützt, umfasst sieben Seiten und thematisiert das Verhältnis von Mose zu Gott und den Wunsch des ersteren, von seinem Herrn gerichtet zu werden. Das Gedicht gliedert sich in eine Vielzahl an zweiversigen Strophen, die wiederum durch einige Absätze in neun Partien unterteilt sind. Durch das gesamte Gedicht zieht sich ein regelmäßiger Paarreim. Mose steht am Berg des Gebirges und betrachtet das „heilige, gelobte Land“ (ebd.), das sich vor seinen Füßen in die Weiten erstreckt und das Gott ihm zeigt. Er beginnt zu beten und spricht den Herrn persönlich, gekennzeichnet durch großgeschriebene Worte, an. Dieser allein sei zuverlässig, halte sein Wort und helfe den Menschen. Doch auch Gott zeige seine Wut durch Katastrophen wie die Pest, die sich negativ auf die Menschheit auswirken. Über die Jahre des Glaubens hinweg geriet der Glaube des lyrischen Ichs – in diesem Fall Moses – „ins Wanken“ (S. 24). Zwar habe Gott ihm vergeben, jedoch sei der Glaube nicht wie vorher. Mose als „Mittler […], Werkzeug […] Freund und […] Prophet“ Gottes ist dankbar, dass dieser ihm die Möglichkeit bietet „den Tod auf steilem Berge, nicht in der Niederung der Menschenzwerge, den Tod des freien Blickes in die Weite“ zu sterben (S. 25). In einem weiteren Abschnitt wendet sich das lyrische Ich in Form einer Personifizierung an „Gottes Land“ und spricht es auf seine Schönheit an, die sich von „Weinberg[en]“ über „Türme“ bis hin zu „Häuser[n]“ und Städte[n] erstreckt (S. 26). Für all die Werte, guten Taten und Einflüsse, die Gott den Menschen geschenkt hat, dankt ihm Mose stellvertretend für alle Menschen. In einem weiteren Schritt spricht das lyrische Ich zu seinen Mitmenschen, die er als „mein Volk“ bezeichnet und leitet sie dazu an, ins „gelobte Land“ zu ziehen (S. 27). Nach der Beendigung des Gebetes wiederholen sich die Anfangsverse des Gedichtes. Mose wendet sich zudem erneut an seinen Herrn und bittet ihn: „so vollstrecke heute deine Strafe, nimm mich hin zum langen Todesschlafe.“ (S. 28) Mit dieser Bitte nach dem Tod endet das Gebet Mose und ebenfalls das Gedicht.

Mit dem Gedicht „Jona“ verfasst Dietrich Bonhoeffer ein kurzes, vier Strophen mit je vier Versen umfassendes lyrisches Werk, das sein zweiter biblischer Versuch ist. Das Gedicht ist angelehnt an die Erzählung über den Propheten Jona, der von Gott beauftragt wird, der Stadt Ninive ein Strafgericht anzudrohen. Das Gedicht gibt die Situation Jonas auf dem Meer wieder, der seinem Auftrag zunächst entgeht und als Strafe in einen von Gott entfachten Sturm gerät, bis die Seeleute ihn – den Sünder – über Bord werfen. Das lyrische Werk Bonhoeffers weist – als Kontrast zur unkontrollierten, Gefahren bergenden und stürmischen Situation der in der Handlung beschriebenen Figuren – einen regelmäßigen Paarreim auf. In der ersten Strophe wird beschrieben, wie die Belegschaft des Schiffes den Gefahren des Meeres und des Sturmes ausgesetzt ist. In der zweiten und dritten Strophe sprechen die Seeleute die Götter an und bitten um die Information, welcher Sünder sie in diese missliche Situation führte. Jona antwortet in den Strophen drei und vier und gibt sich als ebendieser zu erkennen. Daraufhin wird er von den Seeleuten, die im gesamten Gedicht unpersönlich durch die Pronomen „sie“ verkörpert werden, ins Meer geworfen, das sich daraufhin beruhigt.

Mit dem Werk „Von guten Mächten“ verfasste Dietrich Bonhoeffer zum Ende des Jahres 1944 das letzte Gedicht des vorliegenden Bandes. Dieses Weihnachtsgedicht erstreckt sich über zwei Seiten und ist untergliedert in sieben Strophen mit je vier Versen. Innerhalb des Gedichtes spricht das lyrische Ich ein unbekanntes Kollektiv an, mit dem es „in ein neues Jahr“ (S. 30) gehen will. Die erste Strophe beschreibt einen Zustand von Wärme und Geborgenheit, in der sich das lyrische Ich befindet und in das neue Jahr übergehen möchte. Im Laufe des Gedichtes, das einen regelmäßigen Kreuzreim aufweist, wendet sich die Sprechinstanz – nun aus der Perspektive eines Kollektivs in der wir-Form – an den Herrn, der in einer Zeit des Leid und des Kummers für Frieden und Freude sorgen soll. Das lyrische Ich bittet den Herrn, Licht in die Dunkelheit zu bringen, denn Gottes „Licht scheint in der Nacht.“ (ebd.). Das Fest der Liebe und des Friedens umhüllt alle Menschen mit einer Stille und einem „hohen Lobgesang“ (S. 31). Das Gedicht schließt mit der Wiederholung des ersten Versbeginns, der ebenfalls der Titel ist, („Von guten Mächten“) (ebd.), was zu einer Rahmung des Inhalts beiträgt. In dem Wissen, dass Gott den Menschen zu jeder Zeit beisteht, befinden sich die Menschen in einer friedlichen Erwartung der Ereignisse der Zukunft.

Die Gedichtsammlung endet mit einem Nachwort des Herausgebers, das bereits am 6. April 1946, also genau ein Jahr nach Bonhoeffers Tod, verfasst wurde. Darin beschreibt Eberhard Bethge, ein guter Freund und der Mann von Bonhoeffers Nichte Renate Schleicher, wie und wann die Werke Bonhoeffers den Weg zu ihm fanden. Eberhard Bethge überlebte den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg und verstarb im Jahr 2000.


Biografie

Dietrich Bonhoeffer, geboren am 04.02.1906 in Breslau, gestorben am 9. April im KZ Flossenbürg,  wurde als sechstes von acht Kindern geboren. Der Vater Karl Bonhoeffer war Professor für Psychiatrie und Neurologie, die Mutter Paula Bonhoeffer Lehrerin und überzeugte Christin. Dietrich erlebte eine erfüllte Kindheit in Berlin, wo er mit 17 Jahren sein Abitur ablegte. Von 1923 bis 1927 studierte er evangelische Theologie in Tübingen und unternahm einige Auslandsaufenthalte, so zum Beispiel in Rom. Nach dem Abschluss des ersten theologischen Staatsexamens reichte er seine Doktorarbeit ein, die 1930 veröffentlicht wurde. Nach Aufenthalten und beruflicher Beschäftigung in Barcelona und New York, die ihn in seiner Einstellung zur Theologie beeinflussten, kam Dietrich Bonhoeffer 1931 zurück nach Berlin und arbeitete dort zunächst als Privatdozent, bevor er sich intensiv mit einer Konfirmandengruppe in Berlin befasste, deren Vertrauen er gewinnen konnte. Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 entschied sich Bonhoeffer für die kirchliche Opposition, arbeitete aktiv in der Kirche und versuchte stets, diese auf ihre Verantwortung hinsichtlich staatlicher Willkür und Macht hinzuweisen. Noch im gleichen Jahr übernahm er ein deutsches Auslandspfarramt in London, kehrte jedoch auf Wunsch der Bekennenden Kirche zurück nach Deutschland, wo er von 1935 bis 1937 Leiter des Predigerseminars in Finkenwalde war. Als das Seminar im Jahr 1937 verboten wurde, arbeiteten die Mitglieder zunächst im Untergrund weiter, bis 1940 das endgültige Verbot ausgesprochen wurde. In der sich politisch weiter problematisierenden Zeit verhalfen Bonhoeffer seine Kontakte im Ausland zur Ausreise nach London und New York. Aus Angst, seine Freunde und Familie zurückzulassen, entschied er sich letztlich jedoch dafür, nach Deutschland zurückzukehren, wo er sich für den politischen Widerstand engagierte. Als V-Mann konnte Dietrich Bonhoeffer Auslandreisen unternehmen, auf denen er statt seiner eigentlichen Spionagetätigkeit aktiv Widerstand leisten konnte. Kurz nach seiner Verlobung mit Maria von Wedemeyer im Januar 1943 wurde die konspirative Arbeit Bonhoeffers entdeckt und dieser daraufhin am 5. April 1943 verhaftet. Nach einer schweren Anfangszeit fand er im Gefängnis in Tegel freundliche Wärter, die ihm halfen, unter anderem beim Briefwechsel mit Freunden und Familie. Dietrich Bonhoeffer schmuggelte auf diesem Weg Briefe an Eberhard Bethge, bis dieser im Jahr 1944 ebenfalls verhaftet wurde. Nach dem Scheitern eines geplanten Fluchtversuchs wurde Bonhoeffer in die Sonderabteilung der Prinz-Albrecht-Straße (Hauptgefängnis der Gestapo) überstellt und schließlich am 7. Februar 1945 nach Buchenwald und später ins Lager Flossenbürg verschleppt. Dort wurde Bonhoeffer am 9. April 1945 durch den Strang hingerichtet.

Quellen

  • Bethge, Renate: Dietrich Bonhoeffer. Eine Skizze seines Lebens. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2004.



Bearbeitet von: Julia Füg