Baum, Oskar (1883-1941)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Baum, Oskar

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 21. Januar 1883
Geburtsort Plzeň
Sterbedatum 1. März 1941
Sterbeort Prag
Tätigkeit Musikkritiker, Schriftsteller, Musiklehrer, Musiker
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Oskar Baum (geb. 21.01.1883 in Plzeň, gest. 01.03.1941 in Prag) war der Sohn eines jüdischen Tuchwarenhändlers. Er litt von Geburt an unter einer Augenkrankheit. Mit acht Jahren erblindete er auf einem Auge, als Elfjähriger verlor er sein Sehvermögen komplett. Er wurde nach Wien an das Israelische Blindeninstitut Hohe Warte geschickt und machte dort eine Ausbildung zum Musikreferenten. Dabei erlernte er das Orgel- und Klavierspielen. 1902 legte er die Lehramtsprüfung ab und kehrte nach Prag zurück. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Baum als Organist und Kantor einer Synagoge. Später wurde er Klavierlehrer.

1904 wurde Baum durch Max Brod mit Franz Kafka und Felix Weltsch bekannt und es entstand eine Freundschaft. Nach Baums Heirat mit Margarete Schnabel wurde die Wohnung des Ehepaars zum Treffpunkt des Prager Kreises. In dieser Zeit begann auch ein reger Briefwechsel zwischen Kafka und Baum.

1908 debütierte Baum mit seinem autobiografischen Novellenband „Uferdasein, Abenteuer und Alltägliches aus dem Blindenleben von heute“, der ihn schnell berühmt machte. Der Band enthielt ein Geleitwort seines Freundes Max Brod. Die Erfahrung des Blindseins war eines der großen Themen seiner Literatur. Sein Hauptwerk, der Roman „Die Tür ins Unmögliche“ von 1920, behandelt dagegen ein biblisches Motiv: Die Erlösung aller Menschen durch einen Einzelnen, der die Schuld der Welt auf sich nimmt. Ein weiteres wichtiges Thema für den gläubigen Juden Baum war das Verhältnis zwischen Juden und Andersgläubigen in der neu entstandenen Tschechoslowakei und die stärker werdenden Nationalismen.

Ab 1922 gewann ihn der Schriftsteller und Politiker Tomáš Garrigue Masaryk für die Mitarbeit seiner Tageszeitung „Prager Presse“. Ein Schwerpunkt in Baums journalistischer Arbeit waren Musik- und Theaterkritiken, er verfasste jedoch auch Essays und Glossen zu sozialen Themen. Nach und nach interessierten sich auch andere Zeitungen und Zeitschriften für die Arbeiten Baums, wie etwa „Die Weltbühne“, „Die Aktion“ oder „Der Sturm“.

1929 veröffentlichte Baum seine Erzählung „Nacht ist umher“, zu der Stefan Zweig ein Nachwort verfasste. Von 1934 bis 1938 war Baum Vorsitzender des „Schutzverbandes deutscher Schriftsteller“ in der Tschechoslowakei. Kurz vor der deutschen Okkupation wurde er von diesem Amt samt seiner journalistischen Tätigkeit entbunden.

Der Machtergreifung der Nationalsozialisten widmete sich Baum literarisch in den Romanen „Zwei Deutsche“ von 1934 und „Das Volk des harten Schlafs“ von 1937. Eine Ausreise nach Palästina scheiterte. Ende Februar 1941 unterzog sich Baum einer Darmoperation im Jüdischen Krankenhaus, an deren Folgen er später starb. Seine Frau wurde kurz danach ins Getto Theresienstadt deportiert und kam dort ums Leben. Der einzige Sohn des Paares, Leo Baum (geb. 1909), kam am 22. Juli 1946 bei einem jüdischen Anschlag auf das King David Hotel in Jerusalem ums Leben.

Quellen:

  • Dominik, Sabine: Oskar Baum. Ein Schriftsteller des Prager Kreises. Diss. Univ. Würzburg 1988.
  • Sternfeld, Wilhelm und Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933-1945. Eine Bio-Bibliographie. Heidelberg/Darmstadt 1962.