Behrend-Rosenfeld, Else R.

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Name Behrend-Rosenfeld, Else R.

Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 1891

Sterbedatum 1970

Tätigkeit Historikerin
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek

Biografie

Else Behrend-Rosenfeld (geb. 1891 in Berlin als Else Behrend, gest. 1970 in Birmingham) wurde als Tochter eines jüdischen Arztes und seiner christlichen Frau in Berlin geboren und evangelisch getauft. Nach einer Ausbildung zur Kindergärtnerin studierte sie Germanistik, Geschichte und Philosophie und promovierte 1919 mit einer historischen Arbeit. 1920 heiratete sie den jüdischen Berliner Juristen Siegfried Rosenfeld, der von 1921 bis 1933 SPD-Abgeordneter im Preußischen Landtag und hoher Ministerialbeamter des Preußischen Justizministeriums war. Das Paar bekam drei Kinder. Nachdem diese das Schulalter erreicht hatten, engagierte sich Else Behrend-Rosenfeld ehrenamtlich in der Gefangenenhilfe.

1933 zog die Familie nach der Zwangspensionierung von Siegfried Rosenfeld nach Bayern, wo sie sich nach seiner vorübergehenden Verhaftung 1934 um die Auswanderung bemühten. 1937 wanderte die Tochter nach Argentinien aus, 1939 die beiden Söhne nach England. Siegfried Rosenfeld folgte ihnen im August 1939. Else Behrend-Rosenfelds Plan, zu Mann und Söhnen zu emigrieren, zerschlug sich nach Kriegsbeginn.

1937 zum Judentum konvertiert, nahm sie in München eine Arbeit als Fürsorgerin bei der jüdischen Gemeinde an. Im Juni 1941 wurde sie als Wirtschafterin in das Internierungslager Berg am Laim verpflichtet, eine von zwei Münchner „Heimanlagen“ zur Zwangsunterbringung der jüdischen Bevölkerung. Hier erlebte sie den Beginn der Deportationen. Als ihr selbst die Deportation drohte, tauchte sie am 15. August 1942 unter und floh mit Hilfe einer Freundin nach Berlin.

Bei ihren Verwandten Eva und Georg Fischer konnte sie sich für knapp drei Monate verbergen. Durch Vermittlung einer Freundin lernte sie Hans Kollmorgen kennen, Besitzer einer Firma für optische Instrumente, der sie und vier weitere jüdische Verfolgte in seiner Wohnung in Berlin-Schöneberg aufnahm und versorgte. Nach wiederum drei Monaten wurde sie von der befreundeten Magdalena Heilmann und deren Kindern Peter und Eva versteckt. Peter Heilmann organisierte für sie einen Postausweis auf den Namen „Martha Schröder“, mit dem sie sich freier bewegen konnte. Im Mai 1943 reiste sie zu Heilmanns Freunden Edmund und Lotte Goldschagg nach Freiburg, die sie fast ein Jahr bei sich beherbergten. Wegen einer misstrauischen Nachbarin wurde ihr Aufenthalt dort schließlich zu gefährlich.

Peter Heilmanns Freundin Hella Gorn, eine junge Quäkerin, bat die Berlinerin Luise Meier um Unterstützung, die über ortskundige Helfer bereits mehrere jüdische Flüchtlinge über die Schweizer Grenze geleitet hatte. Hella Gorn reiste im April 1944 nach Freiburg, um mit Else Behrend-Rosenfeld die Flucht vorzubereiten. Meiers Verbindungsmänner leiteten sie schließlich bis zum Grenzgebiet. Beim Überqueren der Grenze am 20. April 1944 brach sie sich ein Bein – allerdings schon auf Schweizer Boden.

Nach Kriegsende arbeitete sie als Fürsorgerin in Zürich. Dort erschien Ende 1945 ihr Tagebuch über die eigene Verfolgung. 1946 zog sie zu ihrem Mann und ihren Kindern nach England. Siegfried Rosenfeld war jedoch schwer krank und starb im Dezember 1947. Else Behrend-Rosenfeld blieb zunächst in Großbritannien bei ihren beiden Kindern Peter und Hanna, später lebte sie teils dort, teils in Icking. Nach 1952 kehrte sie nach Bayern zurück und arbeitete erneut in der Gefangenenhilfe. 1970 starb sie in Birmingham bei ihrer Familie.

Am Johann-Michael-Fischer-Platz in Berg am Laim erinnert eine Gedenktafel an Else Behrend-Rosenfeld. Sie trägt die Aufschrift: „Wieviel leichter ist es, unter denen zu sein, die Unrecht erleiden, als unter denen, die Unrecht tun. Dr. Else Behrend-Rosenfeld Wirtschaftsleiterin des Sammellagers. Als Mahnung und zur Erinnerung an das Sammellager für jüdische Bürger in den Jahren 1941 bis 1943.“ Zudem wurde eine Straße in Berg am Laim nach Else Rosenfeld benannt.

Quellen:

  • Behrend-Rosenfeld, Else und Siegfried Rosenfeld: Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil. Hg. und kommentiert von Erich Kasberger und Marita Krauss. München 2011.
  • Gedenkstätte Stille Helden. Online: http://www.gedenkstaette-stille-helden.de/biografien/bio/behrend-rosenfeld-else/ (Stand: 10.09.2019).
  • Kasberger, Erich und Marita Krauss (Hg.): Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil. München 2011.