Beimler, Hans (1895-1936)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Beimler, Hans

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 2. Juli 1895
Geburtsort München
Sterbedatum 1. Dezember 1936
Sterbeort Madrid
Tätigkeit Widerstandskämpfer, Abgeordneter, Politiker, Schlosser
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Hans Beimler (geb. 02.07.1895 in München, gest. 01.12.1936 in Madrid) wurde 1895 als uneheliches Kind geboren und wuchs bei seinen Großeltern auf dem Land auf. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Schlosserlehre, war anschließend auf Wanderschaft und arbeitete in vielen Betrieben, bevor er 1913 bei einem Rüstungsbetrieb in München tätig war. 1914 wechselte er zu Blohm und Voß nach Hamburg, wo er im Oktober 1915 als Matrose eingezogen wurde. Im November 1918 war Beimler eventuell an der Revolution in Cuxhaven beteiligt; im Februar 1919 wurde er aus der Marine entlassen und kehrte nach München zurück.

Dort war er Soldat bei der Räteregierung und an den siegreichen Kämpfen gegen Freikorps bei Dachau beteiligt. 1919 heiratete Beimler, wenig später wurde seine Tochter geboren. Im gleichen Jahr trat er wahrscheinlich der KPD bei. Im April 1921 wurde er verhaftet, im Juli wegen Beihilfe zur Vorbereitung eines Hochverrats zu mehr als zwei Jahren Festungshaft verurteilt, die er bis April 1923 verbüßte. Anschließend arbeitete er wieder als Schlosser und widmete sich für die KPD vor allem der Betriebsarbeit, durch die er im Laufe der Zeit immer bekannter wurde. Nach einer Russlandreise im Sommer 1925 wurde er in der Gewerkschaftsarbeit der KPD aktiv und als Bezirksleiter der KPD Südbayerns Berufspolitiker. Im Dezember 1929 wurde Beimler Leiter der KPD-Fraktion im Augsburger Stadtrat, im April 1932 schließlich Landtagsabgeordneter in Bayern und Politischer Leiter des Bezirks Südbayern. Kurz darauf, am 31. Juli 1932, zog er in den Reichstag ein und wurde im November 1932 wiedergewählt.

Nach Machtantritt der Nationalsozialisten trat Beimler zuletzt am 12. Februar 1933 öffentlich im Wahlkampf im Zirkus Krone auf, wo er in Anspielung auf die Kämpfe 1919 in Richtung der Nationalsozialisten sagte: „Wenn sie den Krieg haben wollen, wir sind gerüstet. Wir haben die Erfahrung der bayerischen Räterepublik für uns. Bei Dachau sehen wir uns wieder“ (Münchner Neueste Nachrichten, 13. Februar 1933, zitiert nach Mühldorfer, S. 116). Nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 lebte Beimler versteckt. Am 11. April aber wurde er bei einem Treffen, das wahrscheinlich verraten worden war, verhaftet und ins Polizeigefängnis gebracht. Am 25. April schließlich wurde er Häftling des Konzentrationslagers Dachau, wo er in Bunkerhaft kam und fortwährend Folter und Prügel erleiden und die Misshandlungen und den Tod von Mithäftlingen miterleben musste. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1933 gelang ihm die Flucht aus dem KZ. Trotz groß angelegter Fahndung konnte er einige Wochen in München in Verstecken leben, bevor er am 9. Juni von dort über Umwege nach Moskau gelangte, wo er am 26. Juli 1933 ankam.

Im Moskauer Exil sprach Beimler vielfach öffentlich von seinen Erfahrungen im Konzentrationslager und verfasste innerhalb kurzer Zeit seinen Erinnerungsbericht, der bereits im August erschien. Im Dezember 1933 verließ er Moskau wieder und wurde Mitarbeiter der Roten Hilfe in Paris. Im September 1934 wechselte er nach Prag, wo er Leiter der Außenstelle der KPD wurde, Flüchtlinge betreute, Leute nach Deutschland schleuste und Meldungen aus Deutschland empfing. Anfang November 1934 wurde Beimler ausgebürgert. Von Frühjahr 1935 bis Frühjahr 1936 schließlich leitete er die Rote Hilfe Deutschland in Zürich.

Nachdem seine Arbeit in Zürich durch einen Spitzel verraten worden war, ging Beimler im August 1936 nach Spanien, um dort aus deutschen Emigranten Militärformationen zu bilden und diese politisch zu betreuen. Bei der Verteidigung Madrids gegen die faschistischen Truppen kam Beimler am 1. Dezember 1936 ums Leben. Sein Tod fand weltweit ein großes Medienecho, bald schon wurde er zum Symbol der heldenhaften Freiheitskämpfer für die Sache der Arbeiter stilisiert. Nach dem Krieg war er in der DDR eine Ikone in der Verklärung des antifaschistischen Kampfes; zahlreiche Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt, von denen die meisten allerdings nach der Vereinigung 1990 wieder umbenannt wurden.

Quelle:

  • Mühldorfer, Friedbert: „Hans Beimler. Eine biographische Skizze“. In: Hans Beimler. Im Mörderlager Dachau. Herausgegeben, kommentiert und um eine biographische Skizze ergänzt von Friedbert Mühldorfer. Köln 2012, S. 74-186.