Bredel, Willi (1901-1964)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Bredel, Willi

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 2. Mai 1901
Geburtsort Hamburg
Sterbedatum 27. Oktober 1964
Sterbeort Berlin

Biografie

Willi Bredel, geb. 02.05.1901 in Hamburg, gest. am 27. Oktober 1964 in Ost-Berlin, wurde als Sohn eines sozialdemokratischen Zigarrenmachers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er von 1916 bis 1918 den Beruf des Eisen- und Metalldrehers in der Hamburger Großwerft Blohm & Voss. Er organisierte sich im Deutschen Metallarbeiterverband und in der sozialdemokratischen Arbeiterjugend. Von 1919 bis 1922 war er außerdem ehrenamtlich als Redakteur der unabhängigen sozialistischen Zeitschrift „Freie Proletarische Jugend“ tätig. Nach dem Hamburger Aufstand 1923 saß er mehrere Monate in Untersuchungshaft. Hier schrieb er sein Erstlingswerk „Marat, der Volksfreund“, das nach einem Vorabdruck in der KPD-Tageszeitung „Hamburger Volkszeitung“ (HVZ) Anfang 1926 als Buch erschien.

Nach seiner Amnestierung 1925 arbeitete er als Seemann, als Taxichauffeur und als Dreher in der Maschinenfabrik Nagel & Kaemp in Hamburg-Winterhude und war journalistisch für die Bremer Arbeiterzeitung und das Essener Ruhrecho tätig. Von Oktober 1926 bis August 1927 war Bredel Maschinist und Schmierer auf dem Frachter „Barbara“. Er lernte so zahlreiche Hafenstädte Spaniens, Portugals, Italiens und Nordafrikas kennen und verfasste einige Reisekorrespondenzen für die Hamburger Volkszeitung. Später arbeitete er als Dreher bei der Maschinenfabrik Nagel & Kaemp, wo er für die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) in den Betriebsrat gewählt wurde. Bereits im Juni 1928 entließ ihn die Firma jedoch wieder. Als Redakteur der HVZ wurde Bredel 1930 vom Reichsgericht wegen „Vorbereitung literarischen Hoch- und Landesverrats“ zweier unliebsamer Artikel zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. In dieser Zeit schieb er seinen ersten Roman „Maschinenfabrik N & K“ in dem er seine Erlebnisse bei Nagel & Kaemp verarbeitete. Auch sein zweiter Roman, „Die Rosenhof-Straße“, spielt im Hamburger Arbeitermilieu. Bredel verstand seine literarischen Arbeiten immer als Teil des Klassenkampfes. Deshalb sind die Helden dieser Romane oft keine Einzelpersonen, sondern Kollektive.

Am 1. März 1933, zwei Tage nach dem Reichstagsbrand, wurde Bredel in ‚Schutzhaft‘ genommen, verhaftet und in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel überstellt. Erst nach dreizehn Monaten Haft, davon elf in Einzelhaft, wurde er wieder entlassen. Er floh nach Prag und schrieb dort seinen dokumentarischen Roman „Die Prüfung“. Im November 1934 siedelte er dann nach Moskau über, wo er ab 1936 mit Bertholt Brecht und Lion Feuchtwanger die antifaschistische literarische Exilzeitschrift „Das Wort“ herausgab. Im Juli 1937 schloss er sich nach der Teilnahme am internationalen Schriftstellerkongress den Internationalen Brigaden an, um die Spanische Republik gegen die Franco-Putschisten zu verteidigen. Bis Juni 1938 blieb er in Spanien. Seine Erlebnisse dort verarbeitete er zu der Romanchronik „Begegnung am Ebro“, die er bereits Ende 1938 in einem Exilverlag in Paris in deutscher Sprache veröffentlichte.

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kehrte er in die Sowjetunion zurück. Hier verfasste er zahlreiche Flugblätter, um deutsche Soldaten von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen und sprach auf Deutsch über den Moskauer Sender. Später war er auch bei Lautsprechereinsätzen an Frontabschnitten in Woronesch, Stalingrad und Kiew aktiv. Im Juli 1943 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, einer antifaschistischen Organisation, in der deutsche Kriegsgefangene gemeinsam mit deutschen Exilanten für den Sturz Hitlers aktiv waren. Mitten im Zweiten Weltkrieg 1941 erschien der erste Band seiner Trilogie „Die Väter“ und Bredels Hauptwerk „Verwandte und Bekannte“, das das Schicksal von drei Generationen einer Hamburger Arbeiterfamilie beschreibt und die deutsche Arbeiterbewegung von 1871 bis 1948 thematisiert. Der zweite Band der Trilogie folgte 1949 unter dem Titel „Die Söhne“ und der dritte Teil „Die Enkel“ 1953.

Anfang Mai 1945 trat Bredel dann als Mitarbeiter einer Initiativgruppe der KPD in Mecklenburg ein und beteiligte sich am Wiederaufbau in Rostock und Schwerin. Im August 1945 war er Mitbegründer des Landes-Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Er wurde zum Vorsitzenden des Demokratischen Kulturbundes in Mecklenburg-Vorpommern gewählt und engagierte sich für die Entwicklung einer antifaschistischen neuen Kultur. Seit 1947 war Bredel in zweiter Ehe mit der schwedischen Journalistin Maj Bredel, geborene Olson, verheiratet. Von 1947 bis 1949 war Bredel außerdem Abgeordneter des Mecklenburgischen Landtages und von 1948 bis 1950 der Volkskammer der DDR. Er arbeitete außerdem zwischen 1952 und 1956 als Chefredakteur der Literaturzeitschriften „Heute und Morgen“ und von der „ndl“ (neue deutsche literatur). 1950 war er Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste. Von 1950 bis zu seinem Tod lebte er in Ost-Berlin als Schriftsteller und Kulturpolitiker. Ab 1956 war er Vizepräsident und ab 1962 Präsident der Deutschen Akademie der Künste. 1954 bis 1964 war Bredel Mitglied des Zentralkomitees der SED, seit 1957 Mitglied der Kulturkommission.

Quellen: