Brentano, Bernard von (1901-1964)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Brentano, Bernard von
Namensvarianten Brentano, Eugen Ludwig Franz Bernard von
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 15. Oktober 1901
Geburtsort Offenbach am Main
Sterbedatum 29. Dezember 1964
Sterbeort Wiesbaden
Tätigkeit Schriftsteller, Journalist, Dichter
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Bernard von Brentano (geb. 15.10.1901 in Offenbach am Main, gest. 29.12.1964 in Wiesbaden) wurde als Sohn von Otto Rudolf und Lilla Beata von Brentano in ein finanziell unabhängiges, katholisch geprägtes Elternhaus geboren. Sein Vater war als Rechtsanwalt und Politiker tätig. Heinrich und Clemens, Bernards Brüder, hatten ebenfalls eine Position in der Politik inne: Clemens von Brentano wurde deutscher Botschafter in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg, Heinrich von Brentano Außenminister der Bundesrepublik Deutschland unter Konrad Adenauer. Im Gegensatz dazu studierte Bernard von Brentano Philosophie und Literatur in Freiburg, München, Frankfurt und schließlich Berlin. Eine erste Anstellung als Journalist bei der „Frankfurter Zeitung“ in Berlin erhielt Brentano 1925 durch Kontakte zu Joseph Roth, wechselte jedoch 1930 zum „Berliner Tagesblatt“ unter Theodor Wolff. Ebenfalls unterstützte er die Literaturzeitschrift „Die Linkskurve“, die vom „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ (BPRS) herausgegeben wurde.

Neben seiner journalistischen Tätigkeit äußerte Brentano bereits in seiner Kindheit und Jugend großes Interesse an einer schriftstellerischen Karriere, was jedoch von seinen Eltern nicht gefördert wurde. Dennoch veröffentlichte der Schöningh Verlag in Paderborn 1925 den Band „Gedichte an Ophelia“ sowie die Komödie „Geld“, die 1927 in Darmstadt als Uraufführung Premiere feierte. 1930 erscheinen unter dem Titel „Kapitalismus und schöne Literatur“ ursprünglich in der „Frankfurter Zeitung“ publizierte Essays und Rezensionen. 1932 wird „Über den Beginn der Barbarei in Deutschland“, auch als „sozialökonomische Reportage“ (Gregor-Dellin, S. 108) betitelt, veröffentlicht. Hier äußert sich von Brentano kritisch über den wachsenden Antisemitismus und den Terror der Nationalsozialisten.

Die Jahre 1930 und 1932 sind ebenfalls von Reisen Brentanos nach Moskau geprägt. Dort erlebt er Gewalt und Korruption, was dazu führt, dass er sich später als vehementer Gegner des Stalin-Regimes und des Marxismus engagiert. Neben Bertholt Brecht und Heinrich Mann war Bernard von Brentano ebenfalls (auf Initiative von Heinrich Mann) seit 1920 Mitglied im P.E.N.-Club und stand in engem Austausch mit der „Gruppe 1925“, einem Zirkel von Schriftstellern und Intellektuellen, die sich dem linken politischen Milieu zuordneten. Diesen Kontakt, insbesondere zu Brecht und Mann, behielt von Brentano auch im Exil bei. Den Entschluss, Deutschland aufgrund der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu verlassen, traf Bernard von Brentano zusammen mit befreundeten Schriftstellern und Intellektuellen. Im März 1933 reiste er mit seiner zweiten Ehefrau Margot Gerlach (eine erste Ehe mit Marie Elisabeth Freiin von Esebeck war 1922 geschieden) über München und Wien nach Zürich. Dort wurde am 6. August 1933 sein Sohn Georg Michael geboren. 1934 übersiedelte die Familie schließlich nach Küsnacht am Zürichsee.

Schriftstellerisch und journalistisch produktiv blieb Brentano auch im Exil, es erschienen Beiträge in „Die Neue Zürcher Zeitung“, „Die Neue Schweizer Rundschau“, die „Tat“ sowie die „Nationalzeitung“. Ebenso wurden die Werke „Berliner Novellen“ (1934), „Theodor Chindler“, „Roman einer deutschen Familie“ (1936), „Prozess ohne Richter“ (1937), „Die ewigen Gefühle“ (1939), „Tagebuch mit Büchern“ (1943), „Franziska Scheler“ (1945), das Drama „Phädra“ (1947) sowie „Die Schwestern Usedom“ (1948) veröffentlicht. Unter der Bezeichnung „Ecole de Zurich’ fand sich außerdem erneut ein Zirkel, bestehend aus Rudolf Jakob Humm, Fritz Brupbacher, Ignazio Silone und Bernhard von Brentano, zusammen. Von Brentanos Austausch mit befreundeten Schriftstellern und Intellektuellen blieb jedoch nicht ohne Spannungen. Eine Debatte mit Bertolt Brecht, in welcher sich Brentano gegen die Kommunistischen Parteien aussprach, da er befürchtet, diese würden seine „individuelle Freiheit“ einschränken, führt zum Bruch mit Brecht. Ebenso bezeichnet er den Roman „Der Kopflohn“ von Anna Seghers als „faschistischen Roman“ (Hessler, S. 213). 1949 kehrte Bernard von Brentano mit seiner Familie aus dem Exil zurück und zog mit seiner Familie endgültig zurück nach Wiesbaden, nachdem er bereits 1947 zweimalig nach Deutschland gereist war, um bei der Uraufführung von „Phädra“ in Darmstadt anwesend zu sein. Aufgrund seiner Arbeit sowohl als Schriftsteller als auch als Journalist wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen. Ebenso wird er als Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt aufgenommen. Er hielt ebenfalls bis zu seinem Tod 1964 Vorträge und Lesungen bei den „Wiesbadener Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung“.

Quellen:

  • Brentano, Bernard von: Prozess ohne Richter. Amsterdam 1937.
  • Gregor-Dellin, Martin: „Nachwort“. In: Brentano, Bernard von: Prozess ohne Richter. Frankfurt am Main 1978, S. 107-114.
  • Hessler, Ulrike: „Bernard von Brentano (1901-1964). Ein deutscher Schriftsteller ohne Deutschland“. In: Heidenreich, Bernhard (Hg.): Geist und Macht. Die Brentanos. Wiesbaden 2000, S. 197-233.
  • "Dossier der Fremdenpolizei zu Bernard von Brentano". In: Schweizerisches Bundesarchiv, E 4301, 1992/36_156.
  • o.A.: „So eine Familie". In: Der Spiegel (1951), Nr. 13, S. 28. Online: https://web.archive.org/web/20170427111754/http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29193613.html (Stand: 28.12.2021)