Bruha, Antonia (1915-2006)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Bruha, Antonia

Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 1. März 1953
Geburtsort Wien
Sterbedatum 27. Dezember 2006
Sterbeort Wien
Tätigkeit Autor, Schriftsteller
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Antonia Bruha (geb. 01.03.1915 als Antonia Spath in Wien, gest. 27.12.2006 in Wien), die meist „Toni“ genannt wurde, besuchte eine tschechische Schule. Später war sie im „Tschechischen Arbeiterturnverein“ aktiv. Sie absolvierte auf Wunsch ihrer Mutter eine Lehre als Friseurin und Schönheitspflegerin. 1935 heiratete sie. Das Ehepaar engagierte sich politisch gegen die Regierung Schuschniggs in Österreich. Toni Bruha schrieb außerdem für die „Tschechische Arbeiterzeitung“. Ab 1938 arbeitete sie in einer großen tschechischen Widerstandsorganisation rund um Alois Houdek mit, verteilte Flugblätter und beteiligte sich an Sabotageaktionen. Antonia Bruha selbst wurde am 15. Oktober 1941, drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter, in Wien wegen politischen Widerstands und ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet. Die Tochter wurde ohne ihr Einverständnis zu Pflegeeltern gegeben. Sie wurde verhört und misshandelt. Bis zum 11. März 1942 war sie bei der Gestapo Wien inhaftiert, bis zum 26. September 1942 im Bezirksgefängnis Schiffamtsgasse, viele Monate davon in Einzelhaft, bis sie über Linz und Prag am 2. Oktober 1942 in das KZ Ravensbrück überstellt wurde. Hier erhielt sie die Häftlingsnummer 14168. Zunächst musste sie Loren schieben und arbeitete in der Schneiderei, später gehörte sie als Revierläuferin zu den Funktionshäftlingen. Ihre Position nutzte sie für ihre Tätigkeit im illegalen Internationalen Lagerkomitee. Sie beteiligte sich etwa an Rettungsaktionen der zur Hinrichtung bestimmten Häftlinge Toni Lehr, Gerti Schindel und Edith Wexberg, die von den Mithäftlingen versteckt und schließlich aus dem Lager geschmuggelt wurden. Am 28. April 1945 konnte Toni Bruha auf einem Evakuierungsmarsch mit mehreren Freundinnen entkommen. Die Gruppe schlug sich nach Wien durch.

Nach ihrer Rückkehr nach Wien arbeitete sie einige Jahre als Übersetzerin bei Radio Wien für die „Russischstunde“. Nach vier Jahren Trennung gestaltete sich die Annäherung zwischen ihr und der kleinen Tochter langwierig und schwierig.

Bruha war 1947 Gründungsmitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück und bis 2005 als deren Kassiererin tätig. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete sie ehrenamtlich im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstand (DÖW) mit und betreute dort das sogenannte Ravensbrück-Archiv. Zudem besuchte sie in den 1960er Jahren als Zeitzeugin österreichische Schulen und schrieb neben Beiträgen in diversen Büchern auch eine Autobiografie mit dem Titel „Ich war keine Heldin“. Bis zu ihrem Tod war sie aktives Mitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück.

Quellen: