Der SS-Staat (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Der SS-Staat
Autor Kogon, Eugen (1903-1987)
Genre Sonstige

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1946, Frankfurt am Main
Titel Der SS-Staat
Untertitel Das System der deutschen Konzentrationslager

Erscheinungsort Frankfurt am Main
Erscheinungsjahr 1946

Auflagenhöhe Erstauflage 5000

Verlegt von Verlag der Frankfurter Hefte
Gedruckt von Fränkische Gesellschaftsdruckerei
Publiziert von Kogon, Eugen (1903-1987)

Umfang 339 Seiten
Abbildungen 1 Übersicht der Häftlingskategorien, 2 Zeichnungen
Lizenz Information Control License Nr. US-W-2010
Preise 7 RM
Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

In einer Mischung aus wissenschaftlicher Abhandlung und Erinnerungsbericht schildert Eugen Kogon die Organisation und den Verwaltungsaufbau der nationalsozialistischen Konzentrationslager sowie den dortigen Häftlingsalltag. Kogon beschreibt zum einen die äußere und innere Organisation der KZ und teilt ihre Entwicklungsgeschichte in drei große Phasen 1933 bis 1939, 1939 bis 1942 und 1942 bis 1945 ein, die mit den historisch-politischen Geschehnissen zwischen 1933 und 1945 in Verbindung gesetzt werden. Zum anderen erläutert er detailliert das Schicksal der Häftlinge in den Konzentrationslagern: ihre Einlieferung, Arbeit, Strafen, die katastrophale Ernährungslage, die sanitären Verhältnisse sowie Sondereinrichtungen (z.B. Fleckfieberstation, Internierungsbaracken für sogenannte Prominente, Lager-Bordell, Bunker) und Gruppenschicksale. Daran anschließend setzt er sich mit der Psychologie der SS-Männer und der Häftlinge sowie mit der Wahrnehmung der Konzentrationslager auf Seiten des deutschen Volkes auseinander.

Zu Beginn seiner Darstellung über das – wie im Untertitel angekündigt – „System der deutschen Konzentrationslager“ nimmt Kogon zunächst in seinem im Dezember 1945 verfassten Vorwort Bezug auf die von ihm erwartete Kritik der Leser und sucht diese zu entkräften. Anhand der Erörterung seiner eigenen psychischen Belastungen und moralischen Bedenken, mit welchen er sich bei der Erstellung des Manuskripts konfrontiert sah, schreibt er eine ‚Gebrauchsanweisung‘ für die Lektüre und Einordnung seiner Veröffentlichung in die „Flut an Erlebnisliteratur mit all ihren individuellen Eindrücken, Atrozitätsberichten und Ressentiments, die noch zu erwarten sein dürfte“ (S. X). Diese hofft er mit seiner „System-Darstellung sogar ein wenig hemmen zu können“ (ebd.). In der darauf folgenden Einleitung skizziert Kogon die Werkgeschichte seiner Publikation. Zwar liegt ein Hauptfokus auf dem KZ Buchenwald, berücksichtigt werden jedoch auch Lager wie Dachau und Auschwitz, die „Vergasungszentrale Europas“ (S. 205). Damit versucht Kogon seinem im Vorwort selbstformulierten Anspruch gerecht zu werden: „Wenn dieses Buch […] seinen menschlichen und politischen Zweck erfüllen soll, so muß es die nackte Wahrheit darstellen, alles so, wie es war[.] Nicht Teile, Erlebnisse, dies und das, sondern das ganze System“ (S. VI, Hervorhebung im Original).

Eugen Kogon tritt als Autor und Überlebender im eigentlichen Haupttext nur vereinzelt in Erscheinung. „Der SS-Staat“ sticht vor allem durch seine klare thematische und chronologische Strukturierung sowie durch die Mischung einer wissenschaftlichen Abhandlung und eines Erinnerungsberichts hervor. Beispielsweise werden gemäß der wissenschaftlichen Tradition die thematischen Schwerpunkte von der allgemeinen Sachlage ausgehend hin zu einem Fallbeispiel geschildert. Dabei berichtet Kogon durchgehend im Präteritum und erzeugt damit eine objektiv wirkende Erzählhaltung. Erst bei der Wiedergabe von Erinnerungen bzw. Erlebnisberichten anderer Häftlinge wechselt Kogon ins Präsens. Er ist zwangsläufig auf die Schilderungen anderer Überlebender angewiesen, wenn Erlebnisse aus anderen Lagern zum gleichen inhaltlichen Schwerpunkt dargestellt werden. Dabei wechselt er innerhalb seiner Erläuterungen auch zwischen den unterschiedlichen Konzentrationslagern, um dem selbstformulierten Anspruch einer ordnenden Gesamtschau gerecht zu werden. Kogon macht dabei keine genauen Quellenangaben – außer den in der Einleitung einmalig erwähnten Verweis auf den Buchenwald-Report – sowie in einer Tabelle über die „normierten Verpflegungssätze“ (S. 84). Konventionen wissenschaftlicher Arbeiten, wie etwa die kritisch-analytische Gegenüberstellung verschiedener Texte oder die Verwendung von Fachsprache, werden nicht verwirklicht. Um beispielsweise das „jüdische Massenschicksa[l]“ (S. 167) darstellen zu können, fügt Kogon ganze Textpassagen aus Berichten von Überlebenden ein. So wird der Leser etwa anhand des Berichts des Dozenten Dr. Ludwig Fleck über die Verhältnisse im Getto Lemberg informiert, Oskar Berger schilderte den Häftlingsalltag im Getto Kielce und im KZ Treblinka und die Darstellungen Motek Striglers befassen sich mit seinen Erfahrungen als Häftling in Skarzisko Kamienno. Die Passage von Hans Baermann, der als abgemagerter Häftling für den „Stürmer“ fotografiert wird, skizziert die Verhältnisse in Salaspils und die Ausführungen von Wladimir Blumfeld befassen sich mit dem Getto Warschau und dem dortigen Widerstand. Diese Passagen stellen eine gewisse Nähe zu den Geschehnissen auf Seiten des Lesers her und erzeugen den Eindruck von Authentizität und Allgemeingültigkeit des Dargestellten. Zudem unterstützt an diesen Stellen die Aufhebung der sonst vorherrschenden Anonymität der Häftlinge durch die Nennung von Namen diesen Effekt. Es finden sich auch vereinzelt spannungserzeugende Momente im Text, die nicht in Passagen anderer Häftlinge verortete sind. Beispielsweise zeichnet sich die Darstellung der Befreiung des Lagers Buchenwald durch Detaildichte und genaue Zeitangaben aus: „Am Vormittag des 8. April wurde nach einem längeren Luftalarm das gesamte Lager zum Abmarsch für 12 Uhr aufgerufen. Der Lastwagen aus Weimar war noch nicht eingetroffen! Endlich, gegen 12.45 Uhr kam er mit vier SS-Leuten, die keine Ahnung hatten, an“ (S. 284).

Zum einen tritt aufgrund der Detaildichte der Darstellung inhaltlich besonders der Abschnitt über die „Abteilung für Fleckfieber- und Virusforschung“ im Lager Buchenwald hervor, anhand dessen die Verwicklung der deutschen Forschungs- und Wirtschaftsbetriebe in das KZ-System dargelegt und die sogenannte Häftlingssolidarität durch die Schilderung der Rettung französischer Fallschirmspringer aufgezeigt wird. Kogon konnte als Arztschreiber des KZ Arztes Erwin Ding-Schuler auf der Fleckfieberstation diese konkreten Einsichten gewinnen und tritt hier als handelnder Häftling auf. Zum anderen wird der „permanente unterirdische Kampf zwischen SS und den antifaschistischen Kräften“ (S. 252) sowie der fortwährende Konflikt zwischen ‚politischen Häftlingen‘ – zu denen Kogon von den Nationalsozialisten gezählt wurde – und den sogenannten Berufsverbrechern dargelegt.

Zum anderen sticht insbesondere auch das letzte Kapitel „Das deutsche Volk und die Konzentrationslager“ sowohl aufgrund seines Inhalts als auch wegen seines formalen und stilistischen Aufbaus hervor, der nicht der sonst vorherrschenden Struktur folgt. Diesem Textabschnitt ist einerseits das Gedicht „Die letzte Epiphanie“ von Werner Bergengruen aus dem Zyklus „Dies Irae“ vorangestellt. Andererseits herrscht nun ein pathetischer Schreibstil vor: „Eingehüllt in ein gleißendes nationalsozialistisches Blendwerk, jagte er [Hitler] sie [die Soldaten] in den apokalyptischen Feuer- und Bombenregen der jüngsten Tage. In den Abgrund der Not und der Verkommenheit gestürzt, erwachte schließlich der Rest inmitten von Trümmern und Leichen zur Dumpfheit eines neuen Bewußtseins. Was war geschehen? Wie war es geschehen? Es war nicht möglich!“ (S. 325). Kogon äußert in diesem Kapitel Kritik am Vorgehen der Alliierten Militärregierung. So heißt es darin, dass die Aufklärung des deutschen Volks über die NS-Verbrechen im Rahmen der Re-Education der Alliierten fehlgeschlagen sei, da dieses Umerziehungsprogramm mit der „These von der deutschen Kollektivschuld“ (S. 327) eingeführt worden sei und daher zu einem „Anklage-‚Schock‘“ (ebd.) geführt habe. Diese „‚Schock‘-Politik“ habe nicht „die Kräfte des deutschen Gewissens geweckt, sondern die Kräfte der Abwehr“ (S. 328).


Biografie

Eugen Kogon (geb. 02.02.1903 in München, gest. 24.12.1987 in Falkenstein-Königstein im Taunus) kam als unehelicher Sohn zur Welt. Seine Mutter war eine Jüdin aus Nikolajew in der Ukraine, sein Vater unbekannt, nach Kogon aber ein russischer Diplomat. Seine ersten Lebensjahre verbrachte Eugen Kogon als Pflegekind in einer streng katholischen Familie in München. Den Rest seiner Jugend war er Internatsschüler in zwei katholischen Klöstern. Nach dem Abitur nahm er 1923 ein Studium der Nationalökonomie und Soziologie auf, das ihn über München nach Florenz und Wien führte. 1927 schließlich ließ sich Kogon in Wien nieder und schloss sich als Schüler des Soziologen Othmar Spann der Ständestaatsbewegung an, die auf einen nach Berufsgruppen organisierten Staat ohne politische Parteien und demokratisch gewähltes Parlament abzielte und sich somit gegen den von den Anhängern angenommen sozialen Abstieg traditioneller Berufsgruppen (etwa Bauern und Handwerker) innerhalb eines kapitalistischen Systems wendete. Auf seinem Studium des italienischen Faschismus unter Mussolini aufbauend, dem sich Kogon insbesondere während seines wissenschaftlichen Aufenthalts in Florenz widmete, promovierte er 1927 zum Thema „Faschismus und Korporativstaat“.

Im selben Jahr heiratete Kogon seine Jugendfreundin Margarete Lang. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. Unmittelbar nach seiner Promotion trat Kogon in die Redaktion der katholisch-konservativen Wochenschrift „Schönere Zukunft“ in Wien ein. In dieser Zeit setzte sich Kogon weiterhin intensiv mit der Ständestaatsidee auseinander, nicht zuletzt weil er hoffte, dass dieses Gesellschaftsmodell den Nationalsozialismus in Deutschland ‚verchristlichen‘ könne. Kogon arbeitete von 1932 bis Anfang 1934 als Geschäftsführer und Mitgesellschafter der „Neuen Zeitung“. Für das Nachfolgeblatt „Österreichischer Beobachter“ setzte er von Februar bis April 1934 seine Tätigkeiten fort. Im Juni 1934 – insbesondere durch die Morde im Kontext der Röhm-Affäre seiner Hoffnung auf eine Veränderung in der NS-Ideologie beraubt – zog sich Kogon enttäuscht aus der österreichischen Publizistik zurück.

Nach der Niederlegung seiner publizistischen Aktivitäten übernahm Kogon 1935 eine Anstellung als Vermögensverwalter des Prinzen Coburg des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha-Cohary. Zu seinen Aufgaben gehörten in diesem Zusammenhang auch Geschäftsreisen nach Deutschland sowie in die angrenzenden Nachbarländer. Sowohl in Österreich als auch während seiner Auslandsreisen „brachte er emigrierte Hitler-Gegner miteinander in Verbindung und unterstützte ihre Aktivitäten auch finanziell“ (Munziger Archiv, o. S.). Infolgedessen kam Kogon zweimal in Deutschland vorübergehend in Haft. Die Gestapo legte ihm eine „Zuwiderhandlung gegen die deutschen Devisengesetze und […] die Unterstützung deutscher Emigranten in Österreich, der Tschechoslowakei und der Schweiz“ (E. Kogon zitiert nach M. Kogon 2014, S. 27f.) zur Last.

Als es am 11. März 1938 zum ‚Anschluss‘ Österreichs kam, misslang Kogon die Flucht und er wurde sofort verhaftet. Die ersten Monate seiner insgesamt siebenjährigen Haftzeit verbrachte er im Wiener Polizeigefängnis, wo er auch ersten Verhören unterzogen wurde. Im September 1939 wurde er von Wien in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Zwei Mal wurde Kogon „zwecks Einvernahme als Zeuge“ (M. Kogon 2014, S. 18) von Buchenwald nach Wien und wieder zurück transportiert, bevor er ab August 1942 bis zum Kriegsende als politischer Häftling dauerhaft im KZ Buchenwald inhaftiert war. Ab 1942 gehörte Kogon im KZ Buchenwald dem illegalen Lagerwiderstand an und entging mit dessen Hilfe im Frühjahr 1943 nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Unmittelbar nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April 1945 durch die US-Armee wurde Kogon neben anderen ehemaligen Häftlingen des Lagers von einem Team der amerikanischen Psychological Warfare Division damit beauftragt, einen umfassenden Bericht zu verfassen, der erläutern sollte, „wie ein deutsches Konzentrationslager eingerichtet war, welche Rolle es im nationalsozialistischen Staat zu spielen hatte und welches Schicksal über jene verhängt wurde, die von der Gestapo in die Lager eingewiesen und von der SS dort festgehalten wurden“ (Kogon 1997, S. 74). Der sogenannte Buchenwald-Report diente Kogon als Hauptquelle für sein Werk „Der SS-Staat“ (1946). Nach 1945 setzte Kogon seine publizistische Tätigkeit in Zeitungen, Zeitschriften und auf Konferenzen sowie als (freier) Schriftsteller fort. Zusammen mit Walter Dirks gründete Kogon bereits im April 1946 die Monatszeitschrift „Frankfurter Hefte“ und blieb bis 1984 einer der Herausgeber. Des Weiteren zählt Kogon zu den Mitbegründern der Christlich-Demokratischen Union (CDU). Aufgrund seiner gesellschaftspolitischen Ansichten, die den Bestrebungen der Adenauer-Ära entgegenliefen, rückte er jedoch zunehmend weiter in die Nähe der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Als ein starker Befürworter der Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus setzte er sich „für einen Läuterungsprozess in Deutschland ein, der die Vergangenheit nicht verdrängen, sondern aufarbeiten soll“ (Munziger Archiv, o.S.).

Ab 1949 begleitete Kogon zudem das Amt des Präsidenten der Europa Union und setzte sich unter anderem für die Bildung der Europäischen Bewegung – ein Zusammenschluss von verschiedenen überparteilichen Interessengruppen im Bereich der Europapolitik – ein. Als Professor der Politikwissenschaften lehrte Kogon von 1951 bis 1968 an der Technischen Hochschule Darmstadt. Im Verlauf der 1960er Jahre avancierte Kogon zu einem der bekanntesten Moderatoren im deutschen Fernsehen und leitete verschiedene Sendungen, darunter das politische Magazin „Panorama“.

Quellen:

  • Koepke, Wulf: „Eugen Kogon (1903-1987)“. In: Kremer, Lillian S. (Hg.): Holocaust Literature. An Encyclopedia of writers and their work. New York/London 2003 (Bd. I), S. 684-687.
  • Kogon, Eugen: „Dieses merkwürdige, wichtige Leben“ (=Gesammelte Schriften 6). Hg. von Kogon, Michael und Gottfried Erb. Weinheim/Berlin 1997.
  • Kogon, Michael: Lieber Vati! Wie ist das Wetter bei Dir? Erinnerungen an meinen Vater Eugen Kogon. Briefe aus dem KZ Buchenwald. München 2014.
  • „Kogon, Eugen“. In: Munzinger Internationales Biographisches Archiv Online. Online: https://www.munzinger.de/search/document?index=mol-00&id=00000002232&type=text/html&query.key=HBzq5I0Q&template=/publikationen/personen/document.jsp&preview= (Stand: 10.09.2019).
  • Sarkowicz, Hans: „Kogon, Eugen“. In: Kühlmann, Wilhelm (Hg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2. völl. überarb. Aufl. Berlin/New York 1990, S. 585f.


Werkgeschichte

Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald traf unter der Leitung von Leutnant Albert G. Rosenberg am 16. April 1945 ein Intelligence Team der Psychological Warfare Division der amerikanischen Heeresverwaltung ein. Ziel des Teams war es, die Voraussetzungen für einen „objektiven und wirklich Einblick gewährenden“ (Kogon 1946, S. XI) Bericht abzuklären. In ihm sollte nach Kogon insbesondere erläutert werden, „wie ein deutsches Konzentrationslager eingerichtet war, welche Rolle es im nationalsozialistischen Staat zu spielen hatte, und welches Schicksal über jene verhängt wurde, die von der Gestapo in die Lager eingewiesen und von der SS dort festgehalten wurden“ (ebd.). Es sollte also die Geschichte, die Organisation und das Leben im Lager möglichst in ihrer Gesamtheit dokumentiert werden. Laut Kogon erkannte das Team der Abteilung für Psychologische Kriegsführung jedoch „rasch, daß es für Außenstehende nicht möglich war, die überaus komplizierten Innenverhältnisse auch nur annähernd zu durchschauen und in ihrer wahren Bedeutung abzuschätzen“ (ebd.). Daher kam es unmittelbar nach der Befreiung der Gefangenen noch im Lager zu einer engen Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Mitarbeitern des Intelligence Teams. Insgesamt hatten 104 ehemalige Häftlinge von Buchenwald 168 Berichte zusammengetragen. „Die Offiziere [der US-Armee] besaßen von ehemaligen Häftlingen, die entlassen worden und in die Vereinigten Staaten gelangt waren, eine Namensliste mit Empfehlungen ‚für den Fall, daß‘, darunter meinen Namen“ (Kogon 1997, S. 75). Er führte fort: „Man bat mich, einen Bericht über das Lager zu schreiben, und brachte mich nach Weimar in die Villa, die Baldur von Schirach bewohnt hatte“ (ebd.). Neben Kogon arbeiteten vor allem Ferdinand Römhild, Heinz Baumeister und Stefan Heymann an diesem ersten Bericht mit. Auf etwa 400 Schreibmaschinenseiten wurden innerhalb von vier Wochen annähernd 150 Erlebnisberichte zusammengetragen und um „einen Hauptbericht von 125 Seiten“ (Kogon 1946, S. XI) ergänzt, den Kogon verfasste. Dieser Bericht wurde später als der sogenannte „Buchenwald Report“ bekannt. Historiker wussten zwar lange von ihm, er wurde aber erst 1995 in einer amerikanischen Auflage erstmals vollständig veröffentlicht und galt bis dahin als verschollen. Amerikanische Stellen schlugen schließlich die Umarbeitung des von Kogon und seinem Team angefertigten Berichts in Buchform vor. Auch mit dieser Aufgabe wurde Kogon betraut. Der „Buchenwald Report“ gilt daher als Hauptquelle für Kogons „neues Manuskript“ (ebd., S. XIV), das er vom 15. Juni bis zum 15. Dezember 1945 verfasste.

Obwohl Kogon nach eigenen Angaben „da und dort ein Stück Text [seines] ursprünglichen Berichtes mitverwertet“ (ebd.) habe, sei der Unterschied zum „Buchenwald Report“ dennoch deutlich: „[S]tatt Buchenwald als Einzelfall das System der deutschen Konzentrationslager, statt 12 jetzt 23 Kapitel“ (ebd.). Hinzugekommen sei ferner bedeutsames Dokumentenmaterial; die früheren Einzelberichte der Häftlinge des KZ Buchenwald habe er kritisch durchgearbeitet, zum Teil wörtlich angeführt oder als Unterlagen verwertet. Darüber hinaus versicherte Kogon, dass kein Widerspruch zwischen dem ursprünglichen Bericht und seinem neuen Werk bestehe. Mit Hilfe von Archivmaterial lässt sich zumindest die Produktionsgeschichte des Werks im Karl Alber Verlag skizzieren. Im „Buchprogramm für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1946“ des Münchner Verlags wurde das Werk von Kogon noch unter dem ursprünglichen Titel „Das System der deutschen Konzentrationslager“ erstmals aufgeführt. Neben Angaben zur Biografie des Autors sowie zum Papierbedarf, Auflagenhöhe und Verkaufspreis fand sich auch eine Skizzierung des Inhalts des geplanten Verlagsobjekts, das eine „soziologische Arbeit über die deutschen Konzentrationslager“ (ebd. o.S.) am Beispiel Buchenwald darstelle. Aus einem Fortschrittsbericht des Karl Alber Verlags vom 27. März 1946 an die zuständige Kontrollinstanz im Bereich des Buch- und Verlagswesens der amerikanischen Besatzungsmacht in München geht hervor, dass Kogons Werk für die Produktion vorbereitet wurde. Obwohl das Verlagsobjekt bereits am 3. April 1946 satzfertig für den Druck bereitstand und von der Fränkischen Gesellschaftsdruckerei in Würzburg angefertigt werden sollte, war dem Verlag bis zum 17. April 1946 kein Papier für die Produktion geliefert worden. Zudem fehlte es für die Herstellung des Buches an Heftmaterial. Einen Monat später, am 16. Mai, meldete der Verlag, dass das benötigte Papier für die Herstellungsarbeiten des Werks zugeteilt worden war und der Druck nunmehr sofort beginnen könne. Allerdings verzögerte sich die tatsächliche Lieferung des Papiers offenbar noch weitere zwei Monate. So benachrichtigte der Alber Verlag die PUB Ende Juli 1946 darüber, dass das zugeteilte Papier „erst vor wenigen Tagen angeliefert wurde“ („Monatlicher Fortschrittsbericht in zweifacher Ausführung“, 31. Juli 1946) und das Werk nun endlich in den Druck gehen könne.

Während der Verlag auf die Papierzuweisung seitens der PUB wartete, wandte sich Elisabeth Lankes im Auftrag des Verlags Karl Alber am 31. Mai 1946 schriftlich an die PUB in München und bat um die Erlaubnis, den Titel des Buches um einen Zusatz erweitern zu dürfen: „Der ganze Titel soll heissen: ‚Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager‘“ („Verlag Karl Alber, Betr. Kogon“, S. 1). Ferner führte Lankes die Begründung Kogons für diesen Abänderungsvorschlag an: „[E]r möchte, dass sein Buch in der Flut der Konzentrationslagerliteratur einen eigenen Platz einnimmt, mit dem Haupttitel ‚Der SS-Staat‘ möchte er die Werbekraft für das Buch vergrössern“ (ebd.). Erst im Juli erhielt der Verlag die Antwort, dass die amerikanische Kontrollstelle „aus politischen Gründen“ (Maj. Inf. Lawrence P. Dalcher an den Verlag Karl Alber, 22. Juli 1946) keinen Widerspruch gegen die Titelabänderung erhebe. „Es wäre aber zu bedenken“, so der Verantwortliche Dalcher, „ob der Haupttitel nicht für dieses Buch zu journalistisch ist und es durch ihn einem falschen Leserkreis zugeleitet wird“ (ebd.). Schließlich erschien Ende 1946 die Erstauflage unter dem Titel „Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager“ nahezu gleichzeitig im Karl Alber Verlag (München), im Verlag der Frankfurter Hefte (Frankfurt a.M.) sowie im Schwann Verlag (Düsseldorf) – also zugleich in der amerikanischen und britischen Besatzungszone. Damit fand Kogons Buch, trotz schwieriger Produktionsverhältnisse, extremer Papierknappheit und teils strengen Kontrollmaßnahmen seitens der Alliierten, weite Verbreitung. Die Auslieferung in die französische Zone führte der Verlag Frankfurter Hefte durch, die Auslieferung in die russisch besetzte Zone und Berlin wurde von allen drei Verlagen zugleich übernommen.

Bereits im Dezember 1946, also unmittelbar nach Erscheinen der Erstauflage, setzte auf Seiten des Karl Alber Verlags die Diskussion um eine Neuauflage wegen der großen Nachfrage ein. „Vor ungefähr 6 Wochen haben wir etwa 900 Doppelkarten mit der Ankündigung des Kogon-Buches an verschiedene Buchhandlungen der amerikanisch und französisch besetzten Zonen gesandt. Daraufhin sind bei uns Bestellungen von über 26.000 Exemplaren eingelaufen. Diese Tatsachen sind umso beachtlicher als von den Buchhandlungen berichtet wird, daß das Interesse an allgemeiner KZ-Literatur sehr stark zurückgegangen ist“ (Verlag Karl Alber an das Office of Military Government for Bavaria, Information Control Division, Publications Control Branch, 10. Dezember 1946, S. 1). Demnach biete Kogons Veröffentlichung die „Möglichkeit, dieses wichtige Thema in der Öffentlichkeit vernünftig und in weitesten Ausmaß zur Diskussion zu bringen“ (ebd., S. 2). Die nahezu zeitgleiche Veröffentlichung in den drei unterschiedlichen Verlagen war aber offenbar keineswegs unproblematisch, darauf weist zumindest die lückenhaft überlieferte Korrespondenz zwischen dem Karl Alber Verlag und der amerikanischen Kontrollabteilung hin. Auslöser war die Diskussion einer zweiten Auflage, die offenbar unmittelbar nach Erscheinen der Erstauflage einsetzte. Der Karl Alber Verlag beispielsweise beklagte sich bei der amerikanischen Kontrollinstanz, dass das „Verlagsrecht für Deutschland […] dem Verlag Karl Alber – München übertragen“ („Zur Frage des Verlagsrechtes betreffend Kogon“, 13. Dezember 1946, o.S.) worden sei. Da jedoch „vorauszusehen war, daß die Papiergenehmigung keineswegs ausreichen würde, um auch nur einen kleinen Prozentsatz der Nachfrage zu befriedigen“, sei vereinbart worden, „das Verlagsrecht an andere Verlage zu vergeben“ (ebd.). In einem Schreiben vom 18. März 1947, mit dem sich Otto E. Albrecht von der PUB in Hessen an das Office of the Director of Information Control (ODIC) in Berlin – dem höchststehenden Kontrollorgans der PUB – wandte, wurde dieses Problem und die unübersichtlichen Produktionsverhältnisse noch einmal geschildert: „One problem […] is that arising from contracts which the author made with the Verlag die Frankfurter Hefte and the Karl Alber-Verlag, Munich, giving each the right to bring out the SS-State in a given territory. […] It is believed that these contracts are not legal, since, as far as we know a copyright can only be safeguarded within a country and not within individual states. However, since this poses the question as to whom shall be given the 100,000 edition, request that your office make the decision on this“ (Oversize Edition, 18. März 1947, o.S.). Albrecht erhielt am 28. März 1947 vom Leiter der PUB ODIC, Douglas Waples, die Vorgabe, dass die PUB grundsätzlich keine juristischen Auskünfte über die Gültigkeit von Verträgen zwischen Autoren und Verlagen geben könnte. Daher müssten Kogon und die Verlage selbst eine Lösung finden; dem Publikationsvorhaben die oversize edition entweder vom Druckhaus Tempelhof in Berlin oder von der Druckerei Neue Zeitung in München anfertigen zu lassen, stimmte Waples jedoch zu, überließ aber auch hier die Entscheidung dem Autor bzw. den Verlagen. Im November 1947 erschien im Verlag des Druckhauses Tempelhof die „low-priced mass edition“ (Semi-monthly Report No. 121 covering 1 to 15 Nov 1947, 15. November 1947, S. 2f.) von „Der SS-Staat“ in einer Auflage von 100.000 Exemplaren. Während der Ladenpreis der Erstauflage bei ca. 7 RM lag, konnten die Exemplare der oversize edition für ca. 2 RM verkauft werden.

Inhaltlich unterschied sich die Erstauflage von 1946 trotz verschiedener Verlagshäuser nicht; lediglich die Covergestaltungen wichen voneinander ab. Erst mit der dritten vollständigen und erweiterten Auflage, die 1949 im Verlag der Frankfurter Hefte erschien, wird das Werk von Kogon um zwei Kapitel – „Der Terror als Herrschaftssystem“ sowie „Das deutsche Volk und die Konzentrationslager – seit 1945“ – ergänzt, andere Gliederungspunkte werden ausgebaut. Eine erste französische Auflage des Werks erschien bereits ab 1947, welcher 1950 in New York und London eine Übersetzung ins Englische folgte.

„Der SS-Staat“ stieß von Beginn an – zumindest in den westalliierten Besatzungszonen – auf eine positive und wohlwollende Rezeptionshaltung; und dies nicht nur auf Seiten des zeitgenössischen Lesepublikums, sondern vor allem auch auf Seiten der amerikanischen Besatzungsmacht. Dabei nahmen die Alliierten auch Kogons Kritik wahr: „Kogon blames crude Allied propaganda techniques and German mental resistance – the latter not necessarily caused by the former – for the failure of penetrating and rousing national consciousness of the Germans to the horrors and lessons of the camps. Because of the fact that the Allies linked the collective guilt thesis with the camp atrocities, Kogon writes, the vast majority of the Germans defended themselves by saying ‚We cannot be called guilty of happenings of which we were ignorant‘. The chance to turn the atrocities, their reality, scope, and frequency, into a moral lesson for the Germans has been missed so far“ („Information Control Weekly Review No. 7“, 18. Januar 1947, S. 12). Obwohl Kogon demnach Kritik am Vorgehen der Alliierten übte und damit gegen die Regelungen der sogenannten Information Control Instruction No. 1, die unter anderem kritische Äußerungen gegenüber den Alliierten strengstens untersagte, verstieß, wurde „Der SS-Staat“ dennoch als „standard book on Nat.-Socialism and its practices“ („Analysis of the Publications of 1 November 1946 to 28 February 1947“, 6. März 1947, S. 4) bewertet. Darüber wurde Kogons Veröffentlichung im Rahmen der Kontrolltätigkeiten der amerikanischen Besatzungsmacht als Maßstab für die Bewertungen anderer Titel sowie für Vorschläge von Publikationen als oversize edition herangezogen. So dient der „Der SS-Staat“ beispielsweise als Vergleichswerk für Emil de Martinis frühen Bericht „Vier Millionen Tote klagen an!“ (München 1948), dessen Veröffentlichung in Anbetracht der umfassenden Schilderungen Kogons nur zu rechtfertigen sei, da sich das Werk „speziell auf das noch kaum beschriebene Vernichtungslager Auschwitz“ („Scrutiny Section“, 30. April 1948, o.S.) beziehe. Zuletzt zeigt aber auch die bis 1949 – unter prekären Produktionsverhältnisse und extremer Papierknappheit – erfolgte dritte Auflage des Werks sowie dessen Publikation in oversize edition, welche Bedeutung ihm auf Seiten der amerikanischen Besatzungsmacht zugesprochen wurde. Dies fasst Maj Laurence P. Dalcher in einem Schreiben an den Verlag Karl Alber deutlich zusammen: „Let me congratulate you on your publication of ‚Der SS-Staat‘ by Eugen Kogon; it is a work beautifully done that makes maximum use of the paper required“ („Your Letter Dated 20 November 1946“, 21. Nov. 1946).

Während Kogons Buch „in der sowjetischen Besatzungszone […] schnell auf heftige Kritik“ (Knigge 2007, S. 24) stieß und als „geschmacklose Herabwürdigung des Opfergangs tausender deutscher Kommunisten für die Freiheit des deutschen Volkes“ (Feuerer zitiert nach ebd.) verurteilt wurde, gestaltete sich der Tenor in den westlichen Besatzungszonen durchweg positiv. „Der SS-Staat“ fand nicht nur eine breite Rezeption, sondern wurde vor allem auch von wichtigen zeitgenössischen Zeitungen und (Literatur-)Zeitschriften mit Buchbesprechungen gewürdigt. So finden sich Rezensionen unter anderem im „Aufbau“ und im „Neubau“ sowie in „Welt und Wort“ und in der „Welt“. Die „Frankfurter Hefte“ machten ihre Leserschaft bereits 1946 mit einem Vorabdruck des Kapitels – welches sich noch an wenigen Stellen im Wortlaut vom späteren Kapitel der Erstauflage unterschied – „Das deutsche Volk und die Konzentrationslager“ auf das Buch aufmerksam. Auch in der Frauen-Zeitschrift „Sie“ wurde 1947 in Heft 14 ein Teilabdruck desselben Kapitels veröffentlicht. „Obwohl seit dem Erscheinen des Buches ‚Der SS-Staat‘ […] erst wenige Wochen vergangen sind“, heißt es in den kurzen einführenden Worten zum Teilabdruck des Kapitels, „hat es doch schon im In- und Ausland berechtigtes Aufsehen hervorgerufen“ und sei „[d]urch die Systematik der Darstellung […] wie keine andere Veröffentlichung geeignet, die bisher fehlgeleitete Debatte über die Konzentrationslager endlich in die richtigen Bahnen zu lenken“ (alle Zitate S. 6). Aufgrund dieser „unbestechlichen Objektivität des Verfassers“ solle „das Buch jeder Deutsche mehrmals lesen“ (ebd.). Positive Bewertungen dieses Kapitels fanden sich auch häufig in Beiträgen traditioneller Periodika für Literaturbesprechungen. So etwa bei Bruno E. Werner, der in seiner Besprechung vom 30. Januar 1947 in der „Welt“ das Schlusskapitel des Werks als einen „der geistigsten und politisch tiefblickendsten Essays“ bezeichnete, „die heute zu diesem Thema geschrieben wurden“ (alle Zitate S. 4). Oskar Maria Graf ging mit seiner Würdigung des Buches noch einen Schritt weiter und konstatierte 1947 im New Yorker „Aufbau“ bereits im Titel seiner Rezension zu „Der SS-Staat“, dass dies „[d]as wichtigste Buch aus dem heutigen Deutschland“ (S. 6) sei. „Was sein Buch […] weit über alle rein philosophischen und geschichtsphilosophischen Spekulationen […] weit aber auch über alle so erfolgreichen dokumentarischen Werke […] linker oder rechter Hitlergegner hinaushebt“, so Graf, „ist die fast erschreckende Objektivität in der Darstellung des ganzen Räderwerkes der Nazimaschine, es ist die umfassende Kenntnis jeder Kleinigkeit des Terrors und – ja! – es ist die männliche Demut, mit welcher hier ein Mensch abwägt und urteilt“ (alle Zitate ebd.). Rudolf Küstermeier argumentierte in seiner Sammelrezension zur frühen Werken der Holocaust- und Lagerliteratur in der Ausgabe der „Welt“ vom 13. September 1947 ähnlich und hielt im Hinblick auf Kogons Publikation fest: „Der Wert des Buches kann kaum übertrieben werden“ (S. 4). Franz Koenig bezeichnete 1948 in „Welt und Wort“ die Veröffentlichung von „Der SS-Staat“ in der „Buchreihe für Jedermann“ als „Standardwerk über die Konzentrationslager“ (S. 58). Aus dem Jahr 1949 findet sich eine Werbeanzeige des Verlags in der Zeitschrift Frankfurter Hefte mit einem ähnlichen Wortlaut. Darin hieß es, dass sich „Der SS-Staat“ „mühelos als das klassische Buch über das System der deutschen Konzentrationslager (und das politische System, das dahinter stand) durchgesetzt [hat], da es weder Greuelpropaganda, noch bloß Erlebnisbericht bringt, sondern ein unanfechtbares zuverlässiges Material“ (S. 990). Im Herbst 1948 erschien in der Zeitschrift „Prisma“ eine Umfrage über „[b]leibende deutsche Literatur in den letzten 20 Jahren“ (S. 44). Die Redaktion der Zeitschrift bat „eine nicht genannte Zahl von Schriftstellern, Verlegern, Lektoren, Literaturkritikern und Wissenschaftlern“ zehn Titel aus der deutschen Literatur der letzten zwanzig Jahre zu benennen, die von „bleibender Bedeutung“ (alle Zitate ebd.) seien. Mit insgesamt sieben Nominierungen führte Eugen Kogons „Der SS-Staat“ die Liste aller im Rahmen der Umfrage genannten Titel an. Im „Aufbau“ hieß es am 15. Dezember 1950 – bezugnehmend auf Grafs drei Jahre zurückliegende Rezension – in einer Besprechungen der englischen Übersetzung von Kogons Werk: „Es spricht für Eugen Kogon, dass sein Buch ‚das wichtigste Buch aus dem heutigen Deutschland‘ geblieben ist“ (S. 11). „Der SS-Staat“ wird bis heute sowohl im In- als auch im Ausland fortwährend neu aufgelegt. So finden sich mindestens fünf Übersetzungen ins Englische und mindestens vier ins Französische, aber auch einzelne Ausgaben auf Ungarisch, Spanisch, Schwedisch, Dänisch, Rumänisch, Kroatisch, Norwegisch, Japanisch und Niederländisch. „Der SS-Staat“ zählt – zumindest im deutschsprachigen Raum – bis heute zu den Standardwerken der Forschungsliteratur.

Quellen:

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Bearbeitet von: Anika Binsch