Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald (1945)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald
Autor Beckert, Werner A.
Genre Sonstige

Ausgaben des Werks

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Ausgabe von 1945
Titel Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald
Untertitel Der Tatsachenbericht eines langjährigen politischen Gefangenen der Gestapo Hitlers über das Konzentrationslager Buchenwald-Weimar

Erscheinungsort
Erscheinungsjahr 1945

Publiziert von Beckert, Werner A.

Umfang 16 Seiten
Abbildungen 40 Fotos

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
UBGI-icon.gif UB Gießen (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)


Zusammenfassung

In seinem kurzen Erinnerungsbericht schildert Werner A. Beckert vor allem die Anfänge des Konzentrationslagers Buchenwald, die in verschiedenen Phasen neu ankommenden Häftlinge und ihr Schicksal sowie die Erschießung russischer Kriegsgefangener. Der Bericht ist durch 40 Fotos illustriert, die nach der Befreiung des Lagers aufgenommen wurden.

Beckert erzählt über die Errichtung des Lagers und dessen schnelles Anwachsen durch die Verhaftungsaktionen von Polizei und SS im Juni und November 1938. Die schlechten sanitären Zustände und vor allem die kräftezehrende Zwangsarbeit führt dabei zu einem enormen Anstieg der Sterblichkeit, viele der neu eingetroffenen Häftlinge sterben bereits nach kurzer Zeit. Beckert nennt die verschiedenen Häftlingsgruppen, die neu in das Lager kommen, sowie Zahlen zur Größe der jeweiligen Gruppe. Auf das Schicksal Einzelner geht er nicht ein, sondern meist nur auf das der Gruppe.

Der Erschießung russischer Kriegsgefangener ist ein eigener Teil des Berichts gewidmet. Ab Oktober 1941 kommen diese in das Lager und werden dort streng isoliert von den übrigen Häftlingen. Nach einiger Zeit beginnt die SS mit ihrer Erschießung. Die übrigen Häftlinge müssen länger beim Appell bleiben und singen, damit sie die Schüsse übertönen. Nachdem die Zahl der ankommenden Kriegsgefangenen immer größer wird, installiert die SS in einem ehemaligen Pferdestall eine Genickschussanlage, wo der Massenmord fortan durchgeführt wird. Insgesamt werden so 7000 russische Kriegsgefangene in Buchenwald erschossen.

Abschließend schildert Beckert kurz die Befreiung des Lagers: Am 11. April 1945 nähern sich amerikanische Soldaten. Als der erste Panzer zu sehen ist und die amerikanischen Soldaten das Lager praktisch erreicht haben, stürmen Häftlinge, die sich zuvor schon Waffen beschafft haben, auf das Tor zu. Mit dieser Darstellung widerspricht Beckert anderen Berichten, die von einer Selbstbefreiung Buchenwalds schreiben.

Erst am Ende kommt er in knappen Worten auf sein eigenes Schicksal zu sprechen, indem er in wenigen Zeilen lediglich die Stationen seines Wegs über die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald anführt.

Beckert plädiert dafür, das Lager als Mahnmal zu erhalten: „Das Lager Buchenwald soll auf Wunsch der ehemaligen Gefangenen nicht vernichtet werden. Dieses Lager soll allen Nationen ein Mahnmal für ihre kommenden Geschlechter sein und zugleich eine Ruhestätte für unsere vielen Kameraden, die als Opfer der Nazipest ihr Leben gelassen haben“ (S. 8).


Biografie

Werner A. Beckert (geb. 15.03.1900 in Nürnberg, gest. 1972 in Nürnberg) war Sohn eines Nürnberger jüdischen Fabrikanten, in dessen Betrieb er nach einer kaufmännischen Lehre von 1922 bis 1925 arbeitete. 1917/1918 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Von 1925 bis 1928 arbeitete er in München, anschließend bis 1936 als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Er gehörte der Kommunistischen Partei (KPD) an und arbeitete für diese sowie für die SPD im Untergrund. Beckert wurde im Oktober 1936 in Nürnberg verhaftet und war vom 12. Mai 1937 bis zum 12. September 1938 im Konzentrationslager Dachau, anschließend bis zum 11. April 1945 in Buchenwald inhaftiert. Laut Fragebogen vom 22. April 1945 war Beckert in einem der Lager oder in beiden Kapo und Vorarbeiter. Nach der Befreiung blieb er zunächst in der Sowjetischen Besatzungszone, wo er seinen Bericht „Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald“ publizierte. In den ersten Monaten nach der Befreiung war Beckert Angestellter der Stadt Weimar, anschließend leitete er einen eigenen Verlag für antifaschistisches Schrifttum. Anfang 1950 floh er in den Westen, nachdem er in den Verdacht geraten war, faschistische Schriften zu verbreiten. Beckert lebte in Stuttgart und anschließend in West-Berlin.

Quellen:

  • „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“, 22.04.1945, 1.1.5.3/5499097/ITS Digitial Archive, Arolsen Archive.
  • „Häftlingspersonalkarte Buchenwald“, 1.1.5.3/5499107/ITS Digital Archive, Arolsen Archive.
  • Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945. Göttingen 2000, S. 272.


Werkgeschichte

Beckerts Bericht erschien in anderer Gestaltung auch in Weimar in seinem Verlag antifaschistischen Schrifttums. Dieser Ausgabe ist ein kurzes Vorwort von Phillip Auerbach vorangestellt. Überdies sind Text- und Bildteil voneinander getrennt. Die am Ende abgedruckten Fotos sind anders angeordnet und um weitere Aufnahmen aus dem Lager sowie von der Kundgebung am 1. Mai 1945 in Buchenwald ergänzt. Eine Karte mit den wichtigsten Lagern in Deutschland und Polen, ein Plan der Genickschussanlage sowie des gesamten Lagers Buchenwald sind ebenfalls abgedruckt. Ferner hat Beckert das Facsimilé eines Dokuments aufgenommen: Es handelt sich dabei um die Erklärung, die Zeugen Jehovas unterschreiben mussten, wenn sie aus dem Lager entlassen werden wollten. Hierin schworen sie ihrem Glauben ab und denunzierten diesen übel. Die wenigsten machten von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Quelle:

  • Beckert, Werner: Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald. Weimar o.J.



Bearbeitet von: Markus Roth