Edel, Peter (1921-1983)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Edel, Peter

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 12. Juli 1921
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 7. Mai 1983
Sterbeort Berlin
Tätigkeit Schriftsteller, Grafiker, Drehbuchautor, Fotograf
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Peter Edel (geb. am 12.07.1921 in Berlin als Peter Hirschweh, gest. am 07.05.1983 in Berlin) wurde in eine bürgerliche deutsch-jüdische Familie geboren. Der jüdische Vater Erich Hirschweh war Kaufmann, die katholische Mutter Margarete Hirschweh (geb. Edel) Schneiderin. Sein Großvater war der Illustrator und Schriftsteller Edmund Edel. Peter Edel wuchs als Einzelkind auf, die Familie war Mitglied der reformierten Jüdischen Gemeinde in Berlin.

Edel besuchte von 1926 bis 1931 die Volksschule, danach bis 1935 das Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin, das er jedoch aufgrund der nationalsozialistischen Rassegesetze verlassen musste. Bis 1940 absolvierte er eine Ausbildung als Maler und Grafiker an der Grafischen Privatschule Hausdorf und erhielt illegal Unterricht bei Otto Arpke sowie Julie Wolfthorn und Käthe Kollwitz im Contempora Lehratelier für neue Werkkunst. Edel plante, nach Großbritannien zu emigrieren. Diese Pläne scheiterten jedoch im Herbst 1939 mit Kriegsbeginn. Um den Sohn zu schützen, sahen die Eltern 1940 nur die Möglichkeit einer formalen Scheidung – so führte Edel fortan nicht mehr den Nachnamen Hirschweh, sondern den Geburtsnamen der Mutter. Erich Hirschweh wurde im August 1942 nach Theresienstadt und im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Im August 1940 heiratete Peter Edel die Jüdin Lieselotte Reichmann und konvertierte zum Protestantismus. Doch dies schützte ihn nicht vor den Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten: Von November 1941 bis Januar 1943 musste er Zwangsarbeit im Rüstungsbetrieb Siemens & Halske in Berlin leisten. Hier knüpfte er auch Kontakte zum antifaschistischen Widerstand, dem er bis zu seiner Verhaftung zuarbeitete. Im Zuge der Deportation fast aller noch in Berlin verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter Ende Februar 1943 wurde er festgenommen, jedoch zunächst wieder freigelassen.

Edel wurde am 2. Juli 1943 erneut verhaftet und nach Verhören bei der Gestapo im Polizeigefängnis Alexanderplatz, im Gestapo-Gefängnis Burgstraße und im Gestapo-Gefängnis Lehrterstraße in Schutzhaft genommen und schließlich wegen ‚artfremder Kunstbetätigung‘ und wegen der ‚Verbreitung reichsfeindlicher Schriften‘ im sogenannten Arbeitserziehungslager Großbeeren interniert. Nach einem Aufenthalt im Transportgefängnis Moabit wurde er dann im November 1943 nach Auschwitz deportiert. Von dort brachte man ihn Ende Januar/Anfang Februar 1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin. Aufgrund seiner Ausbildung als Grafiker wurde er der ‚Operation Bernhard‘ zugewiesen, einer in Block 19 dieses Lagers streng geheim und abgeschirmt arbeitenden Gruppe von Häftlingen, die vor allem gefälschte Banknoten und Ausweispapiere herstellen mussten. Anfang 1945 wurden diese Häftlinge sowie sämtliche Materialien und Druckmaschinen nach Österreich in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt. Am 5. Mai 1945 erlebte Peter Edel dort die Befreiung. Seine Frau entging der Deportation nicht und wurde im Januar 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Im Konzentrationslager Mauthausen entstanden zahlreiche Zeichnungen von ihm, die in der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen sowie in den Städtischen Sammlungen Wien aufbewahrt werden. Seine Zeichnungen aus den Konzentrationslagern wurden 1947 in der Wiener Ausstellung „Niemals vergessen“ gezeigt.

Ab Mai 1945 war Edel als Maler, Buchillustrator, Publizist und Schriftsteller in Bad Ischl in Österreich tätig. Er arbeitete dort auch als Bühnenbildner am Stadttheater und als Mitarbeiter des Zentralorgans der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) „Neue Zeit“ in Linz. Er heiratete erneut, die Ehe mit seiner Frau Ellen wurde jedoch 1948 geschieden. 1947 erschien sein Roman „Schwestern der Nacht“. Ende 1947 kehrte er zunächst nach West-Berlin zurück, wo er wieder als Journalist und Illustrator – unter anderem für die „BZ am Abend“ und die „Weltbühne“ – arbeitete. Neben dieser Arbeit war er vor allem auch in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aktiv, der er am 3. März 1949 beitrat und in deren Hauptvorstand er gewählt wurde. Als die VVN in Westdeutschland verboten wurde, verfasste er eine Protestresolution. 1949 siedelte er nach Ost-Berlin über. Von 1947 bis 1951 war er ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Weltbühne“, von 1951 bis 1964 Kulturredakteur der „BZ am Abend“, wo er vor allem als Kunst-, Theater- und Filmkritiker tätig war. 1953 heiratet er Helga Korff.

Peter Edel war überzeugter Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Ab März 1956 war er Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Bundesrepublik war für ihn der Teil Deutschlands, in dem Nationalsozialisten wieder zu Amt und Würden kamen. Edel trat bis zu seinem Tod als Sprecher auf vielen antifaschistischen Kundgebungen, Lesungen und Gedenktagen auf. So sprach er etwa auch 1980 zum 35. Jahrestag der Befreiung von Mauthausen. Peter Edel nutzte viele – zum größten Teil humoristische – Pseudonyme: Lieschen Bratfisch, Frank Bussard, Peggie Plauder-Pocket, Sergeant Babble, Bobby Box, Hans Dampf, Erik Walter Regarsch und Edmund Zeichner.

Seit 1964 lebte er als freischaffender Schriftsteller. 1972 wurde er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der DDR und 1978 Vorstandsmitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes. Ab 1974 war er als Kontaktperson (KP) für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR erfasst, ab 1978 als inoffizieller Mitarbeiter (IM „Thomas“). 1979 erschien seine Autobiografie „Wenn es ans Leben geht“. Ab 1982 gehörte er der Zentralleitung des Komitees der Antifaschisten und Widerstandskämpfer an.

Peter Edel erhielt mehrere Auszeichnungen, so etwa 1958 die Medaille der Kämpfer gegen den Faschismus, 1961 den Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR und 1964 die Johannes-R.-Becher-Medaille. Außerdem wurde er 1969 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold, 1970 mit dem Nationalpreis der DDR für den Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ und 1979 mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet sowie 1981 zum „Held der Arbeit“ ernannt. Nach Peter Edel wurde in Berlin-Hellersdorf 1986 eine Straße benannt.

Quellen: