Eiden, Hans (1901-1950)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Eiden, Hans

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 24. November 1901
Geburtsort Trier
Sterbedatum 6. Dezember 1950
Sterbeort Trier
Tätigkeit Kommunist, Politiker
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Hans Eiden (geb. 24.11.1901 in Trier, gest. 06.12.1950 in Trier) wurde unter dem Namen Johann Eiden als Sohn eines Eisenbahnarbeiters geboren. Nach seiner Ausbildung zum Dreher war er von 1929 bis 1936 zunächst arbeitslos und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. 1929 trat er der KPD bei und übernahm dort kleine Organisationsaufgaben. Zeitweise war er Mitglied des Erwerbslosenauschusses und Leiter des Stützpunkts Trier-Nord des „Kampfbundes gegen den Faschismus“. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er zweimal von der Partei ausgeschlossen, die Gründe dafür sind unklar. Vom 1. März 1933 bis zum 17. Mai 1933 saß er in Schutzhaft im Gestapo-Gefängnis Trier-West. Am 26. April 1936 wurde er erneut verhaftet und wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ vor dem Oberlandesgericht Hamm angeklagt und am 21. Dezember 1936 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Ende der Haftstrafe im Zuchthaus Siegburg im Mai 1939 wurde er im September 1939 erneut in Schutzhaft genommen und in die Strafanstalt Wittlich überstellt. Von hier gelangte er am 16. September 1939 in das Konzentrationslager Buchenwald, wo er die Häftlingsnummer 6222 erhielt und dem Block 34 zugewiesen wurde.

Eiden, der in der kommunistischen Partei bis zu diesem Zeitpunkt keine führende Funktion innehatte und nicht zur Parteiprominenz gehörte, trat auch während seiner Haftzeit zunächst nur wenig hervor. Seit 1940 war er in der Häftlingsbekleidungskammer tätig, schließlich wurde er Blockältester. In Folge einer Provokation musste er im März 1942 für drei Monate in eine Strafkompanie. Im Juni 1943, spätestens jedoch im November 1943, wurde er Lagerältester II. Im November 1944 wurde er schließlich zum Lagerältesten I ernannt, nachdem er diese Funktion einige Zeit provisorisch ausgeführt hatte. Reden oder Auftritte von ihm sind nicht überliefert. Klar scheint jedoch, dass er eine feste kommunistische Überzeugung hatte und sich nicht scheute, sich für diese persönlich in Gefahr zu begeben und Entscheidungen zu treffen. Mit seiner Ernennung zum Lagerältesten I zeichnete er sich durch Entschlusskraft und Mut aus und trat auch immer wieder der SS selbstbewusste gegenüber. All dies geht jedoch aus seinem eigenen Erinnerungsbericht nicht hervor, wo er selbst als Person sehr in den Hintergrund tritt und alle Leistungen dem Internationalen Lagerkomitee als Ganzem zuschreibt.

So bemühte er sich etwa um die Errichtung von Barracken für die aus anderen KZ evakuierten Neuankömmlinge, die aufgrund der Überfüllung des Lagers in Zelten oder unter freiem Himmel ausharren mussten. Im April 1945 stellte er sich auch gegen die Evakuierung des Lagers, da die kranken Häftlinge nicht hätten marschieren können. Ebenso ist es – nach Angaben ehemaliger Mithäftlinge – ihm zu verdanken, dass sich die inhaftierten Juden am 4. April 1945 dem Befehl widersetzten, sich auf dem Appellplatz einzufinden. Das Internationale Lagerkomitee versteckte die Menschen in Blocks für Nichtjuden. Durch diesen Beschluss konnten etwa 3.000 Juden gerettet werden. Auch am 5. April, als die SS einen letzten Versuch unternahm, die illegale Widerstandsorganisation im Lager zu zerschlagen, indem sie 47 Häftlinge – die als Kern der Organisation galten, darunter beispielsweise Eugen Kogon – aus dem Lager bringen wollte, spielte er offenbar eine entscheidende Rolle. Die Häftlinge wurden im Lager versteckt oder aus diesem heraus geschmuggelt, so dass am Ende nur einer der Häftlinge auf dem Appellplatz erschien.

Eiden versuchte zudem dem Lagerkommandanten klarzumachen, dass dieser von den Amerikanern weniger zu befürchten hätte, wenn er sich den Häftlingen gegenüber besser verhielt. Am 11. April – als die amerikanischen Einheiten unmittelbar vor Buchenwald standen – übergab der Lagerkommandant Pister das Lager an Hans Eiden. Der Großteil der SS erhielt den Befehl das Lager zu verlassen, und das Internationale Lagerkomitee gab den Befehl zum Sturm auf die Wachtürme und den Lagerzaun. Nun besetzte Eiden mit einer Gruppe Häftlinge das Lagertor und hisste die weiße Fahne. Schließlich war es auch Eiden, der um 15.15 Uhr die Befreiung Buchenwalds und erste Verlautbarungen der Buchenwalder Kapos über Lautsprecher verkündete. Am 12. April wurde er zum Mitglied der Leitung der KPD im befreiten KZ Buchenwald gewählt. Der eingetroffene amerikanische Lagerkommandant bestätigte ihn in seiner Funktion als Lagerältesten. Außerdem wurde er in das Volksfrontkomitee des befreiten KZ Buchenwald gewählt.

Nach der Befreiung geriet der Anteil Eidens an den Ereignissen in Buchenwald in den Hintergrund. Er kehrte im Mai 1945 in seine Heimatstadt zurück, wo er im Juni zum Ersten Sekretär des KPD-Kreisvorstandes gewählt wurde und bis September 1946 als kommunaler Beirat für die KPD arbeitete. Durch Erlass der französischen Militärverwaltung wurde er im Oktober 1945 zum kommunalen Beirat für die KPD in Trier ernannt. Er war auch leitender Funktionär der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Trier.

Als Abgeordneter zog er 1947 in den Rheinland-Pfälzischen Landtag ein, wo er vor allem für soziale Belange eintrat und den Petitionsausschuss leitete. Die französische Militärregierung ermittelte im September 1948 gegen ihn sowie gegen andere ehemalige Genossen des KZ Buchenwald. Geplant waren öffentliche Prozesse gegen kommunistische Funktionäre in Buchenwald.

Eiden starb schließlich im Alter von 49 Jahren an den Spätfolgen der langjährigen Haft. Im Dezember 1995 würdigte die Stadt Trier Eiden mit einem Gedenkstein vor seinem Geburtshaus. In Weimar war bis zur Wende 1989 zudem eine Schule nach ihm benannt. 1995 erschien außerdem das Buch „Eh‘ die Sonne lacht – Hans Eiden, Kommunist und Lagerältester in Buchenwald“, in dem Dokumente, Erinnerungen von Zeitzeugen sowie Eidens eigene Aufzeichnungen zu einer Biographie verarbeitet worden sind.

Quellen:

  • Dorfey, Beate: „Zur Problematik des kommunistischen Widerstandes im Konzentrationslager“. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (1995), Nr. 43, S. 515-534.
  • „Hans Eiden“. In: Mahnmal Trier. Online: http://www.mahnmal-trier.de/Personen/eiden.html (Stand: 14.03.2017).
  • „Häftlingspersonalkarte Hans Eiden“, Buchenwald, 1.1.5.3/5812225/ITS Digital Archive, Arolsen Archive.
  • Niethammer, Lutz (Hg.): Der ‚gesäuberte‘ Antifaschismus. Die SED und die roten Kapos von Buchenwald. Berlin 1994.