Feuerbach, Walter (1907-1996)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Name Feuerbach, Walter
Namensvarianten Walter Ferber (Pseudonym)
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 24. Dezember 1907
Geburtsort Buer-Erle
Sterbedatum 13. April 1996
Sterbeort Lungern
Tätigkeit Kaufmann

Biografie

Walter Ferber (24.12.1907 in Buer-Erle, gest. 13.04.1996 in Lungern) entstammte als Sohn eines Bergarbeiters und einer Näherin kleinen Verhältnissen, aus denen er sich hocharbeitete. Nach einer kaufmännischen Lehre begann er als katholisch geprägter Journalist und Schriftsteller zu arbeiten, unter anderem bei Zeitungen der Zentrumspartei. Bereits in diesem frühen Stadium engagierte sich der Pazifist Ferber gegen die nationalsozialistische Politik. 1932 emigrierte er nach Wien, wo er bis zum Anschluss Österreichs im März 1938 als freier Journalist für verschiedene Zeitungen schrieb und in den Emigranten- sowie in katholischen Intellektuellenkreisen aktiv war. Nach seiner Verhaftung wurde Ferber am 17. Juni 1938 mit der Häftlingsnummer 690 in das Konzentrationslager Dachau gebracht, von wo er am 27. September 1939 nach Flossenbürg überstellt wurde; am 2. März 1940 wurde er nach Dachau zurückverlegt. Im November 1942 überstellte man Ferber ‚zur Bewährung‘ an die deutsche Wehrmacht. Ihm gelang die Flucht und er schlug sich in die Schweiz durch. Laut seinem Bericht gelang ihm am 23. November 1942 die Flucht. Im schweizerischen Fribourg nahm er das Pseudonym Walter Feuerbach an, um studieren zu können. Nach Kriegsende war er zunächst Chefredakteur des „Neuen Abendlands“ und später der „Föderalistischen Hefte“, daneben unterrichtete er Politologie an der Theologischen Hochschule in Dillingen und schrieb für zahlreiche andere Zeitungen. Ferber kehrte bis 1953 nach Deutschland zurück und setzte sich für einen föderalistischen Neubeginn in Deutschland ein. Dieses Thema verhandelte Ferber nicht nur in seinem Tatsachenbericht, sondern er versuchte auch, auf vielfache Weise eine katholische Ausrichtung Deutschlands zu begünstigen, und stand hierfür im Kontakt mit prominenten katholischen Vertretern internationaler Organisationen. Ferber plante, eine katholische Europa-Liga aufzubauen und so das politische und gesellschaftliche Mitspracherecht der Katholiken zu stärken und über die Ländergrenzen hinweg in Westeuropa zu vernetzen. Heute gilt Ferber „als zentrale Figur des d[eutschen] Föderalismus“ (Conzemius, o.S.), da er in zahlreichen Artikeln und Gesprächen die Vorteile eines föderalistisch aufgebauten Staates vertrat.

Quellen:

  • Bockhofer, Reinhard: „Walter Ferber – ein deutscher Föderalist und Demokrat“. In: Ferber, Walter: 55 Monate Dachau. Ein Tatsachenbericht. Bremen 1993, S. 63-84.
  • Conzemius, Victor: „Ferber, Walter“. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Online: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D46718.php (Stand: 11.09.2019).
  • Feuerbach, Walter: 55 Monate Dachau. Ein Tatsachenbericht von Walter Feuerbach. Luzern 1945.
  • Salzmann, Bernhard: Europa als Thema katholischer Eliten. Das katholische Europa-Netzwerk der Schweiz von 1945 bis Mitte der 1950er Jahre. Fribourg 2006, S. 145f.