Frank, Rudolf (1886-1979)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Frank, Rudolf
Namensvarianten Albert Rudolph (Pseudonym)
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 16. September 1886
Geburtsort Mainz
Sterbedatum 25. Oktober 1979
Sterbeort Basel
Tätigkeit Übersetzer, Regisseur, Liederdichter, Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker, Schauspieler, Prosaist, Theaterkritiker, Bühnenregisseur, Journalist
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Rudolf Frank (geb. 16.09.1886 in Mainz, gest. 25.10.1979 in Basel) wuchs in einer assimilierten jüdischen Bürgerfamilie auf, studierte in München, Zürich, Heidelberg und Berlin und promovierte schließlich 1908 in Jura an der Universität Gießen. Er arbeitete in den folgenden Jahren als Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Intendant unter anderem an Theatern in Berlin, München und Frankfurt. Auch während des Ersten Weltkriegs blieb er als Leiter des Nationaltheaters in Bukarest im Kulturbetrieb tätig.

Frank schrieb eigene Theaterkritiken, Kinderbücher sowie Drehbücher und war als Herausgeber von Heine und E.T.A. Hoffmann aktiv. Zudem war er ebenfalls für Funk, Film und Zeitungen tätig. Frank wurde so zu einer gut vernetzen Größe im Kulturbereich, arbeitete unter anderem mit Brecht und Feuchtwanger. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich dies drastisch: Im März 1933 wurde Frank inhaftiert und in den folgenden Jahren konnte er vermehrt nur noch unter Pseudonymen und in jüdischen Zeitschriften publizieren. Sein bekannter Anti-Kriegsromans für Jugendliche „Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua“ von 1931 (heute: „Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß“) wurde verboten; zudem wurde ihm das Schreiben durch den Ausschluss aus der Reichskulturkammer unmöglich gemacht. Im Dezember 1936 emigrierte Frank nach Wien, seine Ehefrau und die beiden Söhne blieben zunächst in Deutschland. Später folgten ihm die beiden Jungen in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seine Frau Anna war bis zu ihrer versuchten Emigration nach Palästina zunächst in Deutschland geblieben. Britische Truppen nahmen sie auf der Überfahrt gefangen und hielten sie auf Mauritius in einem Internierungslager gefangen, bis sie 1945 nach Palästina emigrieren konnte. Während des Zweiten Weltkriegs versuchte Frank in der Schweiz Fuß zu fassen. Durch gelegentliche Auftragsarbeiten – teils unter Pseudonymen wie Frank Ruddy –, Übersetzungen aus dem Englischen und der inoffiziellen Arbeit als Lektor für den von ihm mitbegründeten Leuenverlag konnte er sich ein kleines finanzielles Auskommen sichern. Frank verfasste auch in der Schweiz Romane und Dramen, darunter „Fair play“ und zusammen mit Abraham Halbert „Kraft durch – Feuer!“ Doch auch weiterhin war Frank auf Unterstützungszahlungen angewiesen, die er unter anderem von der American Guild of Cultural Freedom, dem Thomas-Mann-Fond und der Flüchtlingshilfe des Israelitischen Kultusgemeinde Zürich erhielt. Eine geplante Ausreise in die USA scheiterte an den Visabestimmungen. Das Leben im Exil war hart: „Ich arbeite noch immer und unter den schwersten Umständen. Um mir ein Mittagessen zu besorgen, muss ich mehr als einen halben Tag an Zeit aufwenden. Und die Miete bin ich schuldig. Und dazwischen schreibe ich, habe aber keine Arbeitserlaubnis“ (zitiert nach Wende 2002, S. 162). Im Januar 1943 wurde Frank denunziert und wegen Verstößen gegen sein Arbeitsverbot von Juni bis Oktober in St. Cergue interniert – er entging nur knapp einer Auslieferung an Deutschland. Im Lager konnte er sich kulturell engagieren, veranstaltete Kulturabende sowie Vorträge und arbeitete sogar im Geheimen an weiteren Texten. Aufgrund seines schlechten seelischen und körperlichen Gesundheitszustands muss seine Lagerzeit durch einen mehrwöchigen Aufenthalt in einer Nervenklinik unterbrochen werden. Im Juli 1944 wird er wegen des besseren Klimas in ein Internierungslager im Tessin verlegt. Nach Kriegsende fällt Frank der Wiedereinstieg unter anderem auf Grund seines fortgeschrittenen Alters schwer und er kann lange nur durch Fürsorgezahlungen der israelitischen Flüchtlingshilfe und der evangelischen Kirche Baselland sein Leben bestreiten. Auch die Ausreisepläne Franks zu seinem in den USA lebenden Bruder scheitern. Zunächst beharren die Schweizer Regierungsverwaltungen auf der Ausreise Franks; erst nach fünf Jahren wird sein Ausweisungsbefehl aufgehoben und Frank erhält am 2. Februar 1948 ein Dauerasyl in der Schweiz. Bis zu seinem Lebensende arbeitete Frank als Übersetzer, Theaterkritiker und für Radio Basel.

Quellen:

  • „Dossier: Frank, Rudolf, 1886“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4320B. Aktenzeichen: C.16-06177 P.
  • Frank, Rudolf: Spielzeit meines Lebens. Heidelberg 1960.
  • Heinzelmann, Josef: „Rudolf Frank – Theatermann und Schriftsteller“. In: Grab, Walter und Julius H. Schoeps (Hg.): Juden in der Weimarer Republik. Skizzen und Porträts. Darmstadt 1998, S. 107-126.
  • Homepage der Ausstellung zu Rudolf Frank. Online: http://www.rudolf-frank.net (Stand: 17.09.2019).
  • Schrender, Saskia: „Frank, Rudolf“. In: Kilcher, Andreas B. (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar 2000, S. 148f.
  • Wende, Frank: „Rudolf Frank“. In: ders. (Hg.): Deutschsprachige Schriftsteller im Schweizer Exil 1933-1950 (=Gesellschaft für das Buch 8). Wiesbaden 2002, S. 158-176.