Grand, Anselm J. (1913-1976)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Grand, Anselm J.

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 2. Mai 1913
Geburtsort Knittelfeld
Sterbedatum 4. September 1976
Sterbeort Wien

Biografie

Anselm Jakob Grand (geb. 02.05.1913 in Knittelfeld, gest. 04.09.1976 in Wien) wurde als erstes von zehn Kindern von Anselm und Stefanie Grand geboren. Bereits mit drei Jahren erhielt er Violinenunterricht, ab 1919 besuchte er das Grazer Paulinum. Er studierte am Konservatorium Graz und lernte außerdem Orgel und Fagott spielen. Er erhielt zudem eine Ausbildung in Kunst bei Prof. Stefan Mautner. Ab 1930 spielte er im Philharmonischen Orchester der Stadt Graz Fagott. Später wurde er Konzertmeister und es folgten Konzertreisen nach Deutschland, Italien, Frankreich und andere Länder. Während der 1930er Jahre war er Mitglied der österreichischen Milizorganisation „Heimwehr“. Als Mitglied der „Frontbereitschaft“ verteilte er Flugzettel gegen den Nationalsozialismus. Als führendes Mitglied der militärischen Widerstandsbewegung „Freikorps“ war er ab Mai 1938 ein bekannter Gegner der Nationalsozialisten. Er musste untertauchen und wurde am 28. September 1938 in Graz verhaftet. Als Schutzhäftling wurde er am 8. Juli 1939 in das Konzentrationslager Dachau überstellt, wo er die Häftlingsnummer 34 525 erhielt und im April 1940 im Zuge einer Neunummerierung die Nummer 78 bekam. Grand war in Dachau zunächst als Hilfskapo, später als Lagerkapo sowie als Zeichner im Arbeitskommando Plantage eingesetzt, wo er die Pflanzen für ein bebildertes Herbarium für Himmler zeichnete. Er war auch an der Illustration einen Heilkräuterbuchs beteiligt und leitete das Lagerorchester in Dachau. Der SA-Mann Josef Haslinger hatte ein Blumenstillleben Grands aus Dachau in seiner Wohnung hängen. Auf einem großformatigen Ölbild hat Grand nach 1945 die Folterung am ‚Baum’ in Dachau dargestellt. Dieses Bild hängt heute zentral im Versammlungsraum des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in Wien. Später wurde Grand in das KZ Sachsenhausen überstellt, wo er sich ein ‚Atelier‘ neben dem Leichenkeller einrichten konnte. Nach seiner Entlassung am 20. September 1944 kehrte er nach Wien zurück. Seine Erlebnisse aus der KZ-Haft schilderte er 1946 in seinem autobiografischen Bericht „Turm A ohne Neuigkeit!“.

Nach dem Krieg war Grand ab Herbst 1945 Lehrer für Zeichnen, Malen und Naturstudien an der Modeschule Hetzendorf in Wien. Außerdem war er Dozent an der Volkshochschule in Wien West. Grand wurde Mitglied und später Präsident der Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs. Bei der großen antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“ 1946 wurden zwei seiner Bilder ausgestellt. Anfang 1970 wurde Grand Vizepräsident des Albert Schweitzer Studienzentrums. Er malte neben Allegorien und Landschaftsmalereien im öffentlichen Auftrag Portraits berühmter Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer, Otto von Habsburg, Winston Churchill, Charles de Gaulle oder den indischen Staatspräsidenten Pandit Nehru, wodurch er bekannt wurde. Als Musiker arbeitete Grand als Instrumentalist, Dirigent und Komponist vor allem im Bereich sakraler Musik. 1962 verließ Grand die Modeschule und arbeitete von da an als freischaffender Künstler. 1963 wurden ihm für seine künstlerischen Verdienste im Bereich Malerei und Musik der Titel Professor verliehen und 1972 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie 1975 den päpstlichen Orden Pro Ecclesia et Pontifices.

Quellen: