Grossman, Wassili (1905-1964)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Grossman, Wassili
Namensvarianten Vasily Grossman
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 12. Dezember 1905
Geburtsort Berditschew
Sterbedatum 14. September 1964
Sterbeort Moskau
Tätigkeit Reporter, Ingenieur, Schriftsteller, Kriegsreporter, Journalist, Drehbuchautor, Romancier, Autor
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Wassili Grossman (geb. 12.12.1905 in Berdichev/Ukraine, gest. 14.09.1964 in Moskau) wurde als Sohn des Chemiengenieurs Semyon Osipovich (geb. Solomon Iosifovich) geboren. Die Mutter war Französischlehrerin. Die Familie war wohlhabend und assimiliert. Nach der Trennung der Eltern lebte Grossman vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner Mutter zwei Jahre in der Schweiz. 1918 kehrte er nach Berdichev zurück. 1923 ging Grossman nach Moskau, wo er Chemie studierte. Noch während des Studiums heiratete er 1928 seine Freundin Anna Petrovna Matsuk, gennant Galya, aus Kiev. Die Ehe hielt jedoch nicht lange. Die im Januar 1930 geborene und nach Grossmans Großmutter benannte Tochter Ekaterina, auch Katya genannt, lebte immer wieder längere Zeit bei Grossmans Mutter in Berdichev. Nach Beendigung seines Studiums arbeitetet Grossman ab 1929/1930 im Laboratorium einer Kohlengrube im Donez-Revier in der Ukraine und später am Institut für Pathologie und Arbeitshygiene. Nachdem er 1932 fälschlicherweise eine Tuberkulose-Diagnose erhielt, kehrte er nach Moskau zurück, wo er seinen ersten Roman „Glück auf!“ publizierte. Nach einem weiteren Roman erfuhr vor allem seine im April 1934 publizierte Erzählung „In der Stadt Berditschew“ einige Aufmerksamkeit. Auch Maxim Gorki zählte zu Grossmans Förderern. Bis 1941 erschienen zahlreiche Erzählungen und Romane. 1935 begann Grossman eine Affäre mit der fünf Jahre älteren und verheirateten Olga Mikhailovna Gruber aus der Ukraine. Ihr Ehemann, ein russischer Schriftsteller, wurde 1937 verhaftet und hingerichtet. Als Olga im Februar 1938 ebenfalls verhaftet wurde, gelang es Grossman, der im Jahr zuvor ein Mitglied der renommierten Schriftstellervereinigung geworden war, die Behörden davon zu überzeugen, dass Olga seine Ehefrau war. Er adoptierte außerdem ihre beiden Söhne und rettete sie so vor dem Kinderheim. Als die Wehrmacht im Juni 1941 in die Sowjetunion einmarschierte, befand sich Grossman in Moskau. Er stellte sich unmittelbar den russischen Streitkräften zur Verfügung, obwohl er für den Krieg nicht ausgebildet war. Am 5. August 1941 wurde er von General David Ortenberg, dem Herausgeber der offiziellen Armeezeitung „Krasnaja swesda“, an die Front geschickt und war fortan Frontberichterstatter im Range eines Oberstleutnants. In der Schlacht von Stalingrad begleitete er fünf Monate lang an vorderster Front die Kämpfe. Seine Fronterlebnisse notierte er akribisch und verarbeitete diese auch literarisch, so etwa in seinem 1946 auf Deutsch erschienenen Roman „Dies Volk ist unsterblich“, in dem er die Niederlagen der Roten Armee des Jahres 1941 verarbeitete. 1943 erschien die Erzählung „Stary utschitel“ („Der alte Lehrer“) über den Holocaust und 1944 „Ukraina bes jewrejew“ („Die Ukraine ohne Juden“).

Im Januar 1943 wurde Grossman beordert, Stalingrad zu verlassen, an seiner Stelle übernahm, Konstantin Simonow die Berichterstattung dort. Grossman wurde ins bereits befreite Kalmykia geschickt, dann zu den Kämpfen nach Kursk und schließlich erreichte er im Januar 1944 Berdichev. Hier erfuhr er, dass seine Mutter und andere Verwandte von den Deutschen in einem Judenmassaker ermordet worden waren. Grossman entschloss sich, so viel über den Holocaust in Erfahrung zu bringen wie möglich. Nachdem die sowjetische Armee Polen erreicht hatte, war Grossman einer der ersten Korrespondenten, die die Vernichtungslager Majdanek und Treblinka betrat. Sein 1945 veröffentlichter Bericht „Die Hölle von Treblinka“, den er 1946 auch unter dem Titel „Menschenschlachthaus Treblinka“ veröffentlichte, war einer der ersten Berichte über das Lager und fand auch im Nürnberger Prozess Verwendung. Grossman berichtete auch über die Kämpfe und die Befreiung Berlins durch die sowjetischen Armeen im April und Mai 1945.

Quellen:

  • Lustiger, Arno: Rotbuch. Stalin und die Juden. Die tragische Geschichte des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und der sowjetischen Juden. Berlin 2000.
  • Beevor, Antony und Luba Vinogradova (Hg.): A Writer at War. Vasily Grossman with the Red Army 1941-1945. London 2005.