Halbert, Abraham (1881-1965)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Halbert, Abraham
Namensvarianten Albert Rudolph (Pseudonym)
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 16. September 1881
Geburtsort Botoșani
Sterbedatum 1965
Sterbeort Hamburg
Tätigkeit Schriftsteller
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Abraham Halbert (geb. 16.09.1881 in Botoshani als Avrum Halpert, gest. 15.10.1965 in Hamburg) wurde als Sohn deutscher Juden auf einer Reise in Rumänien geboren und wuchs in Deutschland auf. Nach seinem Studium in Marburg, Leipzig sowie in Berlin arbeitete er unter anderem als Journalist, Werbefachmann, Mitherausgeber von „Kritik der Kritik. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde“ oder „Nord und Süd“ und als erfolgreicher und bekannter Autor von Dramen, Novellen und Romanen wie „Das Rätsel: Jude“ von 1905. Teilweise publizierte er unter dem Pseudonym Albert Ganzert. 1933 wurden Halbert die Mitgliedschaften im Verband deutscher Schriftsteller und im Verband deutscher Bühnenschriftsteller aufgekündigt, was einem Berufsverbot gleich kam. 1934 emigrierte er daher – ohne seine Töchter und seine nichtjüdische Frau, von der sich hatte scheiden lassen, damit sie unter der Verfolgung nicht zu leiden hatte – von Hamburg nach Wien, wo er als Autor wieder freier publizieren konnte: Sein antinationalsozialistisches Stück „Die Grenze“ wurde zum großen Erfolg in Wien mit 282 Aufführungen im Jüdischen Kulturtheater, in der Tschechoslowakei, in Chicago und New York; geplant waren Aufführungen auch in Polen und Palästina. In Wien verfasste Halbert zahlreiche neue Stücke und Texte. Ab März 1938 war er allerdings auch in Wien nicht mehr sicher und flüchtete nach Zürich, wo er mit Rudolf Frank das Stück „Kraft durch – Feuer“ schrieb. Doch nicht nur das Drama vollendete er, sondern er verfolgte im Schweizer Exil eine Vielzahl von Projekten. In einem Brief Halberts heißt es: „Ich arbeite wie besessen. Denn ich habe einen richtigen Schreibtisch, sitze auf dem Zürichberg und darf schreiben“ (zitiert nach Wende 2002, S. 186). Überliefert sind verschiedene Manuskripte, die Halbert zwischen 1939 und 1945 verfasste, die jedoch nicht veröffentlicht wurden, so zum Beispiel „Menschen im Exil“ oder „Schaufenster Schweiz“. Halbert lebte mit starken gesundheitlichen Problemen in Zürich unter finanziell sehr prekären Bedingungen und wurde dort vom Verein Schweizerische Jüdische Fürsorge (VSJF), der Israelitischen Armenpflege in Zürich sowie der dortigen Kultusgemeinde betreut. Wie Rudolf Frank wurde er zudem mit kleinen Summen durch die American Guild for Cultural Freedom unterstützt; auch schickten seine Töchter in den ersten Monaten etwas Geld, bis dies ab Januar 1939 nicht mehr erlaubt war. Bei Hilfegesuchen gab er Sigmund Freud und Thomas Mann als Referenzen an und schrieb auch Briefe an führende Schweizer Persönlichkeiten wie den Prinz zu Löwenstein. Die geplante Ausreise in die USA oder nach Palästina, um die er und die American Guild for German Cultural Freedom sich nachdrücklich bemühten, gestaltete sich schwierig, da er laut Geburtsort Rumäne war und die Quoten für diese Nationalität eine Einreise in die USA für Jahrzehnte unmöglich machten. So lebte Halbert unter dem ständigen Druck, dass ihm die Aufenthaltserlaubnis durch die Schweizer Behörden aberkannt und er in einem Lager interniert werden könnte. Trotz kleiner Lichtblicke, wie der Tatsache, dass englische Zeitungen Artikel von ihm veröffentlichten oder Agenten im Ausland Übersetzungen seiner Werke planten, verschlechterten sich seine Situation und sein Gesundheitszustand zusehends. So schreibt er in einem „Notruf“: „Materiell halte ich durch – denn ich brauche wenig. Aber körperlich und seelisch muss ich zu einer Ruhestätte kommen – Ruhestätte so oder so“ (Personalakte Halbert, o.Bl.). Im August 1941 wurde Halbert die Drucklegung eines seiner Bücher in der Schweiz untersagt, auch erhielt er Publikationsverbot in allen Schweizer Presseorganen. Die Hoffnung, in Amerika einige seiner Stücke zu publizieren, zerschlug sich ebenfalls. Letztendlich durfte Halbert bis Kriegsende und darüber hinaus in der Schweiz bleiben. Seine Frau zog 1945 zu ihm nach Zürich und sie verfassten gemeinsam Familienratgeber. Nach Jahren des Schweizer Exils kehrte das Ehepaar 1960 nach Wiesbaden zurück und lebte ab 1964 wieder in Hamburg.

Quellen:

  • „Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York“. In: Deutsche Nationalbibliothek, EB 70/177 (Personalakte Halbert, Abraham).
  • Dalinger, Brigitte (Hg.): Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien (=Conditio Judaica. Studien und Quellen zur deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte 42). Tübingen 2003, S. 135.
  • Halbert, Abraham: „Dieser Notruf“. In: „Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York“. In: Deutsche Nationalbibliothek, EB 70/177 (Personalakte Halbert, Abraham), o.Bl.
  • Heinzelmann, Josef: „Rudolf Frank – Theatermann und Schriftsteller“. In: Grab, Walter und Julius H. Schoeps (Hg.): Juden in der Weimarer Republik. Skizzen und Porträts. Darmstadt 1998, S. 107-126.
  • Wende, Frank: „Abraham Halbert“. In: ders. (Hg.): Deutschsprachige Schriftsteller im Schweizer Exil 1933-1950 (=Gesellschaft für das Buch 8). Wiesbaden 2002, S. 186-196.