Holt, Heinrich Eduard vom (1913-1947)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Karte wird geladen …
Name Holt, Heinrich Eduard vom
Namensvarianten Heinrich Eduard Miesen
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 2. Oktober 1919
Geburtsort Köln
Sterbedatum 4. August 1947
Sterbeort Köln
Tätigkeit Arzt, Schriftsteller, Verleger, Journalist
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Heinrich Eduard vom Holt (geb. 02.10.1913 in Köln als Heinrich Eduard von Miesen; gest. 04.08.1947 in Köln) wurde in eine katholisch geprägte Beamtenfamilie hineingeboren. Schon als Schüler trat er in den Bund Neudeutschland, eine bündische Bewegung für katholische Gymnasiasten, ein. Nach dem Abitur am Realgymnasium studierte er an der Universität Köln Medizin, Philosophie, Geschichte und Germanistik. Aufgrund seiner Herzkrankheit hätte er unter den Nationalsozialisten nicht als Arzt hätte tätig sein dürfen, daher entschied er sich 1938 zur Promotion an der Philosophischen Fakultät. Sein Thema war „Das Problem des Selbstverständnisses in der Philosophie Friedrich Nietzsches“. Zudem arbeitete er als Volontär für die „Kölnische Volkszeitung“, wo er später als Redakteur für das Feuilleton angestellt wurde.

Inzwischen hatte sich Heinrich Eduard Miesen das Pseudonym vom Holt (nach dem Wohnort der von ihm verehrten Großmutter mütterlicherseits, Mönchengladbach-Holt) zugelegt. Er war beim „Westdeutschen Beobachter“ als Auslandsreporter für die Niederlande, Polen und die Ukraine tätig.

In der Nacht zum 10. November 1938 wurde er in ‚Schutzhaft‘ im EL-DE-Haus am Kölner Appellhofplatz genommen, weil er aus seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus keinen Hehl machte und sein Einsatz zur Verteidigung jüdischer Mitbürger bekannt wurde. Seine Haftdauer ist nicht bekannt. Er kam jedoch wieder frei und schrieb im April 1944 erste Teile seines Buches „Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes“. Am 3. September 1944 wurde er im Rahmen der Aktion Gewitter in Reiferscheid im Westerwald verhaftet und im Gefängnis des ehemaligen Karmeliterklosters in Koblenz inhaftiert und gefoltert. Unter dem Vorwurf der Zusammenarbeit mit den Attentätern des 20. Juli wurde er in das KZ Dachau deportiert, wo er die Häftlingsnummer 118.867 erhielt. Am 29. April 1945 wurde er aus dem Konzentrationslager befreit. Nach seiner Befreiung arbeitete er als Schriftleiter für die Lagerzeitung „Der Antifaschist“ und stellte sein Werk „Weltfahrt ins Herz“ fertig. Er wurde Lizenzträger, Verlagsleiter und Cheflektor des Kölner Balduin-Pick-Verlags, in dem er auch sein Buch veröffentlichte. Sein durch die Haftzeit verschlimmertes Herzleiden führte im August 1947 zu seinem Tod. 1950 erschien posthum eine von Tokioer Jesuiten übersetzte, japanische Fassung seines Werks.

Quelle:

  • Laqueur, Renata: Schreiben im KZ. Tagebücher 1940-1945. Bearbeitet von Martina Dreisbach und mit einem Geleitwort von Rolf Wernstedt. Bremen 1992, zugl.: New York, Univ., Diss., S. 112ff.