IMIʼS (1946)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel IMIʼS
Autor Nolting-Hauff, Wilhelm (1902-1986)
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

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Ausgabe von 1946, Bremen
Titel IMIʼS
Untertitel Chronik einer Verbannung

Erscheinungsort Bremen
Erscheinungsjahr 1946
Auflage 1
Auflagen insgesamt 1

Verlegt von Friedrich Trüjen Verlag
Gedruckt von Gerhard Stalling AG
Publiziert von Nolting-Hauff, Wilhelm (1902-1986)

Umfang 293 Seiten

Lizenz Published under authority of 6871 District Information Services Control Command license number US-W-1031
Preise 6,- Reichsmark
Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)


Zusammenfassung

Wilhelm Nolting-Hauff, der auf Grund seiner jüdischen Großeltern väterlicherseits nach den Nürnberger Gesetzen als ‚jüdischer Mischling‘ gilt, schildert in seinem Erinnerungsbericht seine sieben Monate dauernde Haft in dem Arbeitserziehungslager Farge und bei einem Arbeitseinsatz in Duingen von Oktober 1944 bis zu seiner Heimkehr im April 1945. Er ist sich bewusst, dass er und die anderen Bremer Imis – wie sie sich wegen der Abkürzung für ‚Jüdische Mischlinge I. Grades‘ selbst voller Stolz bezeichnen – in den Lagern besser gestellt sind, als die meisten anderen Häftlinge. Er möchte dennoch auf die Verfolgung dieser besonderen Häftlingsgruppe aufmerksam machen, zu der auch ‚arische‘ Männer gehören, die mit einer ‚Jüdin‘ verheiratet sind.

Chronologisch beginnt Nolting-Hauff mit der Schilderung seines Lebens vor seiner Verhaftung als erfolgreicher Rechtsanwalt und Familienvater in Bremen. Der Ich-Erzähler betont dabei, dass er und seine Familie seit Generationen in Deutschland verwurzelt gewesen seien und zählt sich zu den patriotischen Deutschen. Nach der Machtergreifung ist dies allerdings „[o]hne Bedeutung“ (S. 7) und er wird zusehends ausgegrenzt. Die rechtliche Stellung der ‚Halbjuden‘ ist jedoch über Jahre hinweg nicht geklärt, so dass sie einerseits die Verfolgung fürchten und die Deportation jüdischer Elternteile miterleben müssen, andererseits aber in weiten Teilen ein geregeltes Leben führen können. Nolting-Hauff beschreibt den Zwiespalt: „Wir [Imis] waren zwar keine Juden, denen mit dem Fortschreiten der nationalsozialistischen ‚Revolution‘ immer mehr der Vernichtungskampf angesagt wurde, wir waren aber, wenn auch zunächst Reichsbürger, trotzdem keine deutschen Volksgenossen“ (S. 10).

200 Bremer „Imis und jüdisch Versippte“ (S. 15) müssen sich im Oktober 1944 schließlich bei der Gestapo melden und werden im Rahmen der ‚Sonderaktion J‘ in das nahe Arbeitserziehungslager Farge gebracht. Nolting-Hauff gelingt es noch, Berufliches und Privates zu regeln und zahlreiche Gegenstände einzupacken, die er später im Lager dringend benötigt; andere sind vollkommen unvorbereitet. Das Schicksal trifft die 16- bis 70-Jährigen unvermittelt, da sie bis zu diesem Zeitpunkt noch Teil der Mehrheitsgesellschaft gewesen sind. So ist ein Junge bis zu seiner Verhaftung Führer in der Hitler-Jugend gewesen, ein anderer Gefangener hat drei an der Front für Deutschland kämpfende Söhne und viele von ihnen sind hochdekorierte Veteranen des Ersten Weltkriegs.

Detailliert und chronologisch beschreibt Nolting-Hauff den Zugtransport nach Farge, die Scham der sie beobachtenden Deutschen, den Aufbau des „Männervertilgungslager[s]“ (S. 32) – wie Farge unter den Häftlingen genannt wird –, den Alltag mit Schikanen und Zwangsarbeit sowie die „exotisch[e]“ (S. 67), sprich internationale Zusammensetzung der Farger Häftlinge. Die Imis sind dabei allerdings von den anderen „eigentlichen“ (S. 35) Häftlingen separiert und leben unter besseren Bedingungen. Während besonders die russischen Gefangenen von Nolting-Hauff als „der Menschheit ganzer Jammer“ (S. 60) bezeichnet werden, gelingt es den Imis, sich eine Sonderstellung zu bewahren, da ihr rechtlicher Status in Farge nicht geklärt ist: „Denn ebenso unklar wie die Frage, ob wir nun eigentlich Deutsche seien, war die weitere Frage, ob wir freie Männer oder Gefangene waren“ (S. 76). Nolting-Hauff kommt durch Kontakte zu dem einflussreichen Häftling C. auf die „Elitekammer“ (S. 25), wo die Häftlinge entschiedene Vorzüge genießen: Sie dürfen ihre eigene Kleidung tragen, dürfen morgens länger schlafen, erhalten Lebensmittelpakete und müssen offiziell nicht arbeiten. Nolting-Hauff und anderen Imis ist es sogar erlaubt, noch einmal nach Hause zurückzukehren: „Es dürfte dies der einzige Fall in der Geschichte des Dritten Reiches gewesen sein, daß Konzentrationslager-Häftlinge einen ‚Urlaub auf Ehrenwort‘ erhalten haben“ (S. 137), kommentiert der Autor. Nolting-Hauff beschreibt, wie die Imis als Gruppe mit einem speziellen Selbstverständnis mutig auftreten, wie sie trotz der Gefahren Lebensmittel in das Lager schmuggeln und diese solidarisch mit allen teilen. Sie sind immer gut informiert – teilweise besser als der Kommandant selbst – und lassen sich auch von den Wachen nicht einschüchtern. So betonen sie immer wieder, dass sie „keine Strafgefangenen seien“ (S. 49) und weigern sich in Verhandlungen mit dem verantwortlichen Untersturmführer und anderen SS-Männern, gewisse Arbeiten zu übernehmen.

Unter dem Titel „Farger Charakterköpfe“ beschreibt Nolting-Hauff einzelne Schicksale verschiedener Häftlinge und Wachen im Lager sowie ihre Gefühle und Sorgen, um so einen Querschnitt durch die Lagergesellschaft zu ermöglichen; sich selbst skizziert er als gelassenen und besonnenen Mann.

Nach dreieinhalb Wochen wird die Gruppe als „Sonderdienstverpflichtete“ (S. 157) mit dem Zug nach Duingen im Harz gebracht, wo sie an einer Eisenbahnstrecke arbeiten sollen. Keine administrative Stelle fühlt sich allerdings für das Lager in Duingen verantwortlich, sodass sich die Häftlinge darauf verständigen, keinen Aufruhr zu verursachen und so weit wie möglich unbehelligt bis zum Kriegsende dort zu bleiben. Nolting-Hauff bezeichnet Duingen als „eine Art vergessen[e] Insel inmitten aller Bösartigkeit des Dritten Reiches“ (S. 263). Zunächst organisieren die Häftlinge sich selbst und bilden eine Dreierkommission, auch „Tribunal“ (S. 155) genannt, die interne Fragen und Probleme klären oder sanktionieren soll und der auch Nolting-Hauff angehört. Das Lager liegt nahe der Ortschaft Duingen und da es nicht bewacht wird, kommen die Häftlinge – vor allem die jüngeren – schnell in Kontakt zu den dortigen Bewohnern. Diese seien, so Nolting-Hauff, schockiert, dass Menschen, denen keine moralischen oder gesetzlichen Verfehlungen angelastet werden können, so bestraft werden.

Die Anfangszeit in Duingen ist geprägt von verhältnismäßiger Heiterkeit und Kameradschaft, Nolting-Hauff unternimmt an freien Tagen sogar Wanderungen in die Berge und andere Häftlinge erhalten Besuch von Verwandten in Duingen. Auch die „Keckheit“ (S. 285) der Imis gegenüber ihren Bewachern setzt sich in Duingen fort. Da es den Imis gelingt, die Gestapo nicht auf sich aufmerksam zu machen, können einige von ihnen sogar über die Feiertage nach Hause fahren; Nolting-Hauff verbringt beispielsweise Weihnachten in Bremen mit seiner Familie.

Der Autor beschreibt auch hier einzelne Mithäftlinge genau und zeigt ihre Sorgen auf. So erfährt einer seiner Kameraden davon, dass sich sein ‚arischer‘ Vater von seiner jüdischen Mutter trennt, und ein anderer, dass ein Bruder an der Front gefallen ist. Auch die Sorge um die Familien in den kriegszerstörten Städten beschäftigt die Imis. Die schwere körperliche Arbeit an der Bahnstrecke setzt den Häftlingen in ihrer ungeeigneten Kleidung im Winter sehr zu und die medizinische Versorgung ist nicht ausreichend. Nolting-Hauff selbst erkrankt Anfang 1945 und wird mit viel List in ein Krankenhaus in Hildesheim überstellt. Generell verschlechtert sich die Situation, nachdem die Gestapo auf einen der Häftlinge aufmerksam geworden ist, der drei Wochen Urlaub in Bremen macht, und es wird ein strengerer Lagerkommandant eingesetzt. Doch die zunächst eintretenden Verschärfungen werden langsam wieder gelockert.

An vielen Stellen wird deutlich, wie wichtig das soziale Gefüge auch im Lager Duingen ist, so zum Beispiel als eine Anzahl neuer Häftlinge aus Hannover dorthin verlegt wird und es zunächst zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen kommt. Im Verlauf der Zeit häufen sich zudem die inneren Spannungen und Nolting-Hauff spricht von dem Glück, dass sie erst so spät inhaftiert wurden und nicht über Jahre hinweg so eng zusammenleben mussten. Die Imis sind über den Kriegsverlauf gut informiert und bereiten sich auf das Kriegsende vor. Sie wollen sich „nicht einfach wie Lämmer zur Schlachtbank führen“ (S. 257) lassen und sich wenn nötig mit Waffen wehren; eine Zusammenarbeit mit ihnen lehnen die Zwangsarbeiter der Lager in der Umgebung allerdings ab. Schließlich verlässt Nolting-Hauff mit einem Attest, das die vermeintliche Arbeitsuntauglichkeit bestätigt, das „Duinger ‚Idyll‘“ (S. 195), wie er es ironisch nennt, und kehrt nach Bremen zurück, wo er das Kriegsende und die Befreiung durch die Amerikaner erlebt.

Die bereits direkt am Anfang des Berichts aufgeworfene Frage des ‚Deutschseins‘ ist auch im abschließenden, kurzen Nachwort und im Text selbst zentral: Nolting-Hauff beschreibt abfällig die in seinen Augen minderbemittelten und unpatriotischen Wachen in den Lagern sowie die Überlegenheit der Imis über sie in allen Bereichen. Die Wachen werden an zahlreichen Stellen als ungebildete und leicht hinters Licht zu führende Personen dargestellt. Er betont, wie ‚arisch‘ die Imis im Vergleich zu ihren Bewachern aussehen, um die Diskrepanz zwischen Wachen und Bewachten zu unterstreichen, die auch die moralische Überlegenheit miteinschließt. Im kurzen Nachwort geht er abschließend auf die Verantwortung der Imis beim Wiederaufbau des befreiten Deutschlands ein: „Wir Imis waren nunmehr wieder Deutsche […]. [W]ir können nun einmal gar nicht anders, als gerade jetzt auch im Unglück unseres Volkes Deutsche sein, trotzdem wir bis dahin nicht einmal mehr so heißen durften“ (S. 293).

Nolting-Hauff betont in seinem Vorwort, dass er eine wertneutrale Chronik vorlegen wolle. Allerdings ist sein Text gekennzeichnet von Wertungen über die Wachen, von historischen Einschätzungen des Autors, von Verallgemeinerungen und heftigen Ironisierungen. Nolting-Hauffs Erzählstil in der Ich-Perspektive ist voller intellektueller, bildungsbürgerlicher Verweise, er nennt immer wieder (zeit-)historische Persönlichkeiten, zitiert Shakespeare oder Nietzsche und vergleicht die Lager zum Beispiel mit Dantes Inferno. Das Leid schildert er jedoch nicht in seinem ganzen Ausmaß, sondern wählt einen eher saloppen oder ironischen Stil, der bis hin zum Spott geht. Oft beschreibt er skurrile Erlebnisse im Lager, spart aber das dahinterstehende Elend aus. Unter dem Titel „Grotesken“ beschreibt er so beispielsweise wie ein Häftling „auf besonders witzige Weise verrückt“ (S. 129) wird. Die einzelnen Gruppen charakterisiert er immer stark in Abgrenzung zu anderen und nutzt bei seiner Einschätzung ‚der Russen‘, ‚der Niederländer‘ oder ‚der Deutschen‘ nationale Kategorien. Er grenzt in seinem Erinnerungsbericht die Gruppe der Imis nicht nur von den Deutschen und den Bewachern im Lager ab, sondern auch von jüdischen Häftlingen.


Biografie

Dr. Wilhelm Nolting-Hauff (geb. 22.04.1902 in Naumburg an der Saale, gest. 16.02.1986 in Bremen) begann nach seinem Jurastudium, das er 1924 mit einer Dissertation beendet hatte, als Rechtsanwalt in Bremen zu arbeiten. In seinem Erinnerungsbericht „IMIʼS. Chronik einer Verbannung“ beschreibt er, wie er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht mehr vor Gericht auftreten durfte und bei einer privaten Firma bis zu seiner Verhaftung eine Anstellung fand. Im Oktober 1944 wurde er mit anderen ‚jüdischen Mischlingen‘ – so die nationalsozialistische Bezeichnung für all jene, die nach den Nürnberger Gesetzen jüdische Vorfahren hatten – und Ehemännern von jüdischen Frauen aus Bremen zunächst in das Arbeitslager Farge und nach sieben Wochen nach Duingen im Harz zu einem Arbeitseinsatz gebracht. Er kehrte im April 1945 in seine Heimatstadt Bremen zurück und engagierte sich aktiv beim Wiederaufbau der Stadt. Nach Kriegsende wurde er als politisch Unbelasteter von den Alliierten in den Bremer Senat berufen und galt als Finanzsenator als einer der „Männer der ersten Stunde“ (Troeger 1972, S. 11). Wilhelm Kaisen bezeichnet Nolting-Hauff als einen Politiker, der „der nach dem großen Zusammenbruch entscheidend daran mitgewirkt hat, Bremen wieder lebensfähig zu machen“ (Kaisen 1972, S. 9). Nolting-Hauff setzte sich unter anderem ein für die Wiederinstandsetzung des Hafens, den soziale Wohnungsbau und den Sonderstatus Bremens als Stadtstaat. Da er sich für die Gründung einer Volluniversität in Bremen stark machte, wird Nolting-Hauff ebenfalls als „Initiator des Universitätsgedankens“ (Breyhan 1972, S. 65) in der Hansestadt bezeichnet.

Nolting-Hauff betreute als Senator der Finanzen fast 17 Jahre lang die Ausgaben der Stadt Bremen. Dabei war er als Mitglied des Finanzausschusses des Bundesrats in Bonn auch in der bundesdeutschen Politik aktiv. Nolting-Hauff, der 1953 Mitglied der FDP wurde, trat als Redner und Kommissionsleiter federführend bei Finanzfragen des Bundes auf, so etwa auch beim Länderfinanzausgleichsgesetz von 1954.

Parallel zu seiner ehrenamtlichen Stelle als Senator arbeitete er nach seiner Rückkehr aus dem Lager in Duingen erneut für seinen früheren Arbeitgeber, die Kaffeefirma HAG in Bremen, der er über Jahre hinweg als Direktor vorstand.

Neben seinem Bericht „IMIʼS. Chronik einer Verbannung“ von 1946 publizierte er bis in die 1960er Jahre weitere literarische und wissenschaftliche Texte, unter anderem das Drama „Promethiden“ von 1950. Teilweise nutzte er das Pseudonym Ernst Barnewold in seinen Publikationen, wobei er diesem eine seinem eigenen Leben ähnliche Autorbiografie gab. So heißt es im 1948 erschienenen Band „Entselbstete. Moriskos. Zwei Dramen“: „Ernst Barnewold wurde um die Jahrhundertwende geboren und entstammte einer mitteldeutschen Beamten- und Kaufmannsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Geschichte. Als er 1933 im Begriff stand, seine ersten Werke zu veröffentlichen, kam die nationalsozialistische Machtergreifung. Wegen seiner Abstammung verfolgt, zog sich Barnewold völlig auf sich selbst zurück. Im Jahre 1944 wurde er verschleppt. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihm und seinen Angehörigen“ (Barnewold 1948, o.S.).

Quellen:

  • Barnewold, Ernst (d.i. Wilhelm Nolting-Hauff): Entselbstete. Moriskos. Zwei Dramen. Bremen 1948.
  • Breyhan, Christian: „Wiederaufbau in Bremen“. In: Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen). Bremen 1972, S. 49-65.
  • „Nolting-Hauff, Wilhelm“. In: Deutsche Nationalbibliothek. Online: gnd/118588648 (Stand: 17.09.2019).
  • Kaisen, Wilhelm: „Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen (1945-1965)“. In: Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen 3). Bremen 1972, S. 9f.
  • Nolting-Hauff, Wilhelm: IMISʼS. Chronik einer Verbannung. Bremen 1946.
  • Troeger, Heinrich: „Arbeit in Bonn“. In: Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen 3). Bremen 1972, S. 11-48.
  • Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen 3). Bremen 1972.


Werkgeschichte

Nolting-Hauff beschrieb im Vorwort der Erinnerungen seine Arbeitsweise bei der Erstellung des Typoskripts. Demnach begann er seine ‚Chronik‘ nach seiner Heimkehr nach Bremen im April 1945. Er nutzte dafür Tagebuchaufzeichnungen aus der Haftzeit als Grundlage. Seine Motivation, genau am 10. April 1945 – also noch vor Kriegsende – mit der Niederschrift zu beginnen, war die Tatsache, dass er von der Verbrennung der Unterlagen der Bremer Gestapo gehört hatte. Dem wollte er seine Erinnerungen entgegensetzen. Bei der Publikation kam es immer wieder zu Verzögerungen. Selbst das im Buch angegebene Jahr 1946 ist nicht sicher belegt, wenn man es mit den erhaltenen Dokumenten der für Bremen verantwortlichen amerikanischen Publication Control Division vergleicht. In mehreren Schreiben der Publication Control werden die Probleme bei der Buchproduktion aufgezeigt. Zwar wird bereits in einer Jahresübersicht, die den Zeitraum vom 1. Juli 1946 bis zum 30. Juni 1947 abdeckt, Nolting-Hauffs Bericht als Verlagsplanung vorgestellt. In einem Bericht über den Zeitraum vom 1. Juli bis zum 30. September 1947 heißt es jedoch, dass es zu erheblichen Verzögerungen bei der Drucklegung kam, da den Bremer Verlegern nicht ausreichend Bindematerial bereitgestellt werden konnte und es nicht näher thematisierte Schwierigkeiten bei den Druckereien gab. Da diese behoben schienen, erwartete der Verfasser des Berichts, dass im Dezember 1947 viele der aufgeschobenen Bücher gedruckt werden könnten, darunter auch das Buch von Nolting-Hauff. Ob die im Buch angegebene Jahreszahl von 1946 also stimmt oder lediglich bei der Drucklegung im Jahr 1947 nicht mehr geändert wurde, bleibt unklar.

Quellen:

  • „Bericht der Publications Control, ohne Datum“. In: National Archives Washington, D.C., NARA 390/48/23/2-4 Box 82.
  • Deutsche Nationalbibliothek. Online: https://portal.dnb.de/opac.htm?query=IMis+Nolting-Hauff&method=simpleSearch (Stand: 17.09.2019).
  • Nolting-Hauff, Wilhelm: „Vorwort“. In: ders.: IMIʼS. Chronik einer Verbannung. Bremen 1946, S. 5.
  • „Yearly Summary from 1 July 1946 to 30 June 1947, Publication Control“. In: National Archives Washington, D.C., NARA 390/48/29/2-4 Box 82.



Bearbeitet von: Christiane Weber