Nolting-Hauff, Wilhelm (1902-1986)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Autor von: IMIʼS (1946)
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Name Nolting-Hauff, Wilhelm

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 22. April 1902
Geburtsort Naumburg (Saale)
Sterbedatum 16. Februar 1986
Sterbeort Bremen
Tätigkeit Rechtsanwalt, Senator, Politiker
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Dr. Wilhelm Nolting-Hauff (geb. 22.04.1902 in Naumburg an der Saale, gest. 16.02.1986 in Bremen) begann nach seinem Jurastudium, das er 1924 mit einer Dissertation beendet hatte, als Rechtsanwalt in Bremen zu arbeiten. In seinem Erinnerungsbericht „IMIʼS. Chronik einer Verbannung“ beschreibt er, wie er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht mehr vor Gericht auftreten durfte und bei einer privaten Firma bis zu seiner Verhaftung eine Anstellung fand. Im Oktober 1944 wurde er mit anderen ‚jüdischen Mischlingen‘ – so die nationalsozialistische Bezeichnung für all jene, die nach den Nürnberger Gesetzen jüdische Vorfahren hatten – und Ehemännern von jüdischen Frauen aus Bremen zunächst in das Arbeitslager Farge und nach sieben Wochen nach Duingen im Harz zu einem Arbeitseinsatz gebracht. Er kehrte im April 1945 in seine Heimatstadt Bremen zurück und engagierte sich aktiv beim Wiederaufbau der Stadt. Nach Kriegsende wurde er als politisch Unbelasteter von den Alliierten in den Bremer Senat berufen und galt als Finanzsenator als einer der „Männer der ersten Stunde“ (Troeger 1972, S. 11). Wilhelm Kaisen bezeichnet Nolting-Hauff als einen Politiker, der „der nach dem großen Zusammenbruch entscheidend daran mitgewirkt hat, Bremen wieder lebensfähig zu machen“ (Kaisen 1972, S. 9). Nolting-Hauff setzte sich unter anderem ein für die Wiederinstandsetzung des Hafens, den soziale Wohnungsbau und den Sonderstatus Bremens als Stadtstaat. Da er sich für die Gründung einer Volluniversität in Bremen stark machte, wird Nolting-Hauff ebenfalls als „Initiator des Universitätsgedankens“ (Breyhan 1972, S. 65) in der Hansestadt bezeichnet.

Nolting-Hauff betreute als Senator der Finanzen fast 17 Jahre lang die Ausgaben der Stadt Bremen. Dabei war er als Mitglied des Finanzausschusses des Bundesrats in Bonn auch in der bundesdeutschen Politik aktiv. Nolting-Hauff, der 1953 Mitglied der FDP wurde, trat als Redner und Kommissionsleiter federführend bei Finanzfragen des Bundes auf, so etwa auch beim Länderfinanzausgleichsgesetz von 1954.

Parallel zu seiner ehrenamtlichen Stelle als Senator arbeitete er nach seiner Rückkehr aus dem Lager in Duingen erneut für seinen früheren Arbeitgeber, die Kaffeefirma HAG in Bremen, der er über Jahre hinweg als Direktor vorstand.

Neben seinem Bericht „IMIʼS. Chronik einer Verbannung“ von 1946 publizierte er bis in die 1960er Jahre weitere literarische und wissenschaftliche Texte, unter anderem das Drama „Promethiden“ von 1950. Teilweise nutzte er das Pseudonym Ernst Barnewold in seinen Publikationen, wobei er diesem eine seinem eigenen Leben ähnliche Autorbiografie gab. So heißt es im 1948 erschienenen Band „Entselbstete. Moriskos. Zwei Dramen“: „Ernst Barnewold wurde um die Jahrhundertwende geboren und entstammte einer mitteldeutschen Beamten- und Kaufmannsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Geschichte. Als er 1933 im Begriff stand, seine ersten Werke zu veröffentlichen, kam die nationalsozialistische Machtergreifung. Wegen seiner Abstammung verfolgt, zog sich Barnewold völlig auf sich selbst zurück. Im Jahre 1944 wurde er verschleppt. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihm und seinen Angehörigen“ (Barnewold 1948, o.S.).

Quellen:

  • Barnewold, Ernst (d.i. Wilhelm Nolting-Hauff): Entselbstete. Moriskos. Zwei Dramen. Bremen 1948.
  • Breyhan, Christian: „Wiederaufbau in Bremen“. In: Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen). Bremen 1972, S. 49-65.
  • „Nolting-Hauff, Wilhelm“. In: Deutsche Nationalbibliothek. Online: gnd/118588648 (Stand: 17.09.2019).
  • Kaisen, Wilhelm: „Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen (1945-1965)“. In: Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen 3). Bremen 1972, S. 9f.
  • Nolting-Hauff, Wilhelm: IMISʼS. Chronik einer Verbannung. Bremen 1946.
  • Troeger, Heinrich: „Arbeit in Bonn“. In: Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen 3). Bremen 1972, S. 11-48.
  • Wittheit zu Bremen (Hg.): Wilhelm Nolting-Hauff. Senator für die Finanzen der Freien Hansestadt Bremen 1945-1962 (=Schriften der Wittheit zu Bremen 3). Bremen 1972.