Ich bin eine norwegische Frau (1944)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Ich bin eine norwegische Frau
Autor Solem, Margit Lindegård (1919-1968)
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1944, Zürich
Titel Ich bin eine norwegische Frau

Erscheinungsort Zürich
Erscheinungsjahr 1944

Verlegt von Humanitas Verlag
Gedruckt von Delplace, Kock & Co
Publiziert von Solem, Margit Lindegård (1919-1968)

Umfang 298 Seiten

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

In weiten Teilen romanhaft schildert der Bericht das Leben der Norwegerin Synnöve Christensen und ihrer Familie unter der deutschen Okkupation in Norwegen, die mit dem 9. April 1940 begann. Die deutschen Truppen übernahmen unter Reichskommissar Josef Terboven die Kontrolle über die norwegische Regierung, nachdem König Haakon VII mit dem bis dahin regierenden Kabinett unter Ministerpräsident Johan Nygaardsvold ins Exil nach London gegangen war und dort eine Exilregierung bildete. 1942 wurde der Norweger Vidkun Quisling Regierungschef, sein Name wird heute in mehreren Sprachen als Synonym für einen Kollaborateur oder Verräter gebraucht. Während die Besetzung Norwegens bis zur Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 andauerte, endet der Roman jedoch bereits mit der Flucht Christensens mit Mann und Kind Anfang 1943 nach Schweden.

Das Buch solle, so schreibt die Autorin eingangs, keine Propaganda für Norwegen sein, „sondern nur eine Erzählung dessen, was ich selbst erlebt habe. Daß das, was hier steht, Wahrheit ist, das brauche ich wohl nicht hervorzuheben“ (S. 7). Ihre zwischen dem Präsens und Präteritum hin und her wechselnde Erzählung in Ich-Form vermischt die Autorin mit einem großen Dialoganteil und vereinzelten Vorausdeutungen auf zukünftiges Geschehen: „Ich wußte damals nicht, daß so etwas mein tägliches Brot werden sollte“ (S. 10). Selten wendet sie sich auch direkt an den Leser: „Sie, die das nicht erlebt haben, finden vielleicht, daß ich eigentlich hätte glücklich sein müssen“ (S. 104f.).

Bereits der Titel und die Umschlaggestaltung lassen erkennen, dass der Text aus der Perspektive einer norwegischen Frau erzählt wird. Die Ich-Erzählerin Synnöve versteht sich als patriotische Norwegerin und selbstbewusste Frau: „Und immer habe ich Wert darauf gelegt, daß der Platz der Frau nicht nur im Heim sei, sondern überall dort, wo sie hinpaßt und sich in der Gesellschaft nützlich machen kann“ (S. 49, Hervorhebung im Original). Besonders ihre Trinkfestigkeit betont sie gerne:„[N]ie habe ich einen so komischen Gesichtsausdruck wie bei diesem Soldaten gesehen, der mich den Alkohol trinken sah, als ob es Rheinwein wäre. Zwei Schluck – und das Glas war leer“ (S. 207). Auch ihr Mann ist stolz auf diese ‚Fertigkeit‘: „Gunnar lachte und sagte, wenn jemand vom Branntwein entzückt sei, dann sei ich es. ‚Meine Frau hat den Branntwein so gern wie die Kuh das Salz‘, sagte Gunnar. Gunnar machte es immer Spaß, mich damit zu necken, daß ich gern mit Männern zusammen trank“ (S. 246). Synnöve schreibt Artikel in Zeitschriften über Mode und Kochen. Mehrmals wird sie zu Verhören bei der Gestapo einbestellt, da ihre Artikel als „marxistisch-jüdisch-plutokratisch“ (S. 52) eingestuft werden. Ihr wird vorgeworfen, sie habe Propaganda für die Unweiblichkeit betrieben und viele Mädchen irregeführt. Im Herbst 1940 wird ihr Vater verhaftet und nach Fredrikstadt ins Gefängnis verbracht. Die deutschen Besatzer vermuten in ihm einen Spion. Auch Synnöve wird verhört, da sie als Stenotypistin im Büro des Vaters tätig war.

Ab 1941 nimmt der deutsche Terror stetig zu, wenn auch zunächst noch „still, aber unheilvoll“ (S. 42). Gewerkschaftsführer werden verhaftet. Nach dem sogenannten ‚Milchstreik‘ der Arbeiter in Oslo, wegen der sich verschlechternden Lebensmittelversorgung unter der deutschen Besatzung im September 1941, beginnt der große Angriff der Gestapo – im Text durchgehend in Großbuchstaben geschrieben – auf die Bevölkerung in ganz Norwegen. Der Ausnahmezustand wird über Oslo verhängt, die Bewohner dürfen nach acht Uhr abends das Haus nicht mehr verlassen. Gleichzeitig werden in einer Verhaftungswelle auch ihr – bis dahin gänzlich unpolitischer – Mann Gunnar sowie ihr Schwiegervater im September 1941 festgenommen. Beide werden in das norwegische Konzentrationslager Grini gebracht. Ihr eigener Vater wird unterdessen schwerkrank in ein Krankenhaus eingeliefert und einige Zeit später aufgrund seines Gesundheitszustands nach Hause entlassen. Bereits nach sechs Wochen wird er jedoch erneut verhaftet und nach Deutschland verschickt, wo er im KZ Oranienburg ums Leben kommt. Die Familie erreicht lediglich eine kurze Mitteilung, dass er am 4. April 1942 an Lungenentzündung verstorben sei.

Als nahezu unerträglich empfindet Synnöve die Trennung von ihrem Ehemann während dessen Haftzeit. Nur ihr kleiner Sohn hält sie aufrecht. Sie versucht, das Interesse des Gestapo-Mannes Dr. K. an ihr dafür zu nutzen, ihren Mann freizubekommen. Seine Flirtversuche hält sie „lächelnd in Gang, aber mit der nötigen Distanz“ (S. 147). Als er sie zum Essen einlädt, kommt es zum Streit zwischen den beiden, da Christensen ihre patriotische und deutschlandfeindliche Haltung nicht länger zurückhalten kann. Dennoch hilft Dr. K. ihr und im Juli 1942 kehrt ihr Mann nach zehn Monaten Haft zurück. Dr. K. wird kurze Zeit später als „Norweger-Freund“ (S. 160) degradiert und an die Ostfront versetzt. Nach seiner Entlassung engagiert sich Gunnar – ein Advokat – im norwegischen Widerstand. Was genau das beinhaltet, bleibt etwas unklar. Gunnar empfängt jedoch viele Leute bei sich zu Hause: „Sie kamen schweigend, sprachen leise mit Gunnar und verschwanden lautlos in der Dunkelheit. Sie waren im Gefängnis gewesen und waren bereit, nochmals dorthin zu kommen. Sie wollten nur eins, sie hatten nur ein Ziel: die Deutschen sollten aus Norwegen hinaus“ (S. 187). Nach und nach werden einzelne Gruppen enttarnt, einige der Widerstandskämpfer nehmen bei der Verhaftung Gift, um nicht unter Folter Kameraden preiszugeben. Synnöve selbst entgeht nur knapp einer brenzligen Situation und einer drohenden Verhaftung. Immer wieder beschreibt sie auch den ‚kleinen‘, alltäglichen Widerstand der Norweger gegen die deutsche Besatzungsmacht. So muss die Bevölkerung ihre Wolldecken an die Deutschen abliefern. Da Synnöve es nicht wagt, gar nichts abzuliefern, flickt sie stattdessen einige alte zusammen und schickt diese. Die feinen Wolldecken, die ein Hochzeitsgeschenk der Mutter waren, versteckt sie im Keller.

Das Schicksal der norwegischen Juden wird lediglich in einem Kapitel thematisiert und dabei auch das aggressive Verhalten norwegischer Hirdenmänner gegenüber Juden erwähnt. Die Hirden waren eine paramilitärische Organisation der norwegischen Nationalsozialisten ähnlich der deutschen SA. Etwa 8.500 Norweger gehörten während der Okkupationszeit Norwegens den Hirden an. Christensen erfährt, dass einige Hirden-Angehörige einen jüdischen Jungen, der sich mit seiner Mutter versteckt hält, fast tot geprügelt haben. Synnöve ist bewusst, dass es in Deutschland „Hunderte von solchen Schilderungen“ (S. 211) gibt, „aber an dem Tag, als ich das erfuhr und mir klarmachte, daß wir all das auch in Norwegen erleben würden, fühlte ich mich wie gelähmt“ (S. 211). Beschämt ist sie auch über ihr eigenes Verhalten als Frida, eine jüdische Freundin aus Schulzeiten, sie dringend bittet, zu ihr zu kommen. Synnöve zögert den Besuch um zwei Tage hinaus, als sie Frida schließlich aufsucht, hat diese bereits Selbstmord begangen. Ein Hirde begegnet ihr in der Tür zu Fridas Laden und beschimpft sie dafür, als norwegische Frau zu den Juden zu halten. Er droht ihr: „Wir Norweger sind es, die die Juden verfolgen werden. Und wir werden auch die verfolgen, die das Judentum beschützen, verstehen Sie?“ (S. 218) Synnöve jedoch entgegnet: „Ich bin eine norwegische Frau!“(Ebd.)

Am 28. Januar 1943 schließlich fliegt auch die Gruppe ihres Mannes auf, es kommt zu einer Schießerei vor dem Haus der Familie, bei der ein Mitglied der Gruppe getötet wird. Synnöve kann sich mit dem Sohn zur Nachbarin retten, auch ihrem Mann gelingt es zu entkommen. Klar ist nun, dass sie Norwegen verlassen müssen. Versteckt in einer leerstehenden Wohnung harren sie einige Wochen aus. Für die Eheleute ist diese Zeit eine emotionale Prüfung. So sind zum einen das starke Band, die Sehnsucht und die tiefe Liebe zwischen den beiden Eheleuten wiederholt ein Thema, zum anderen aber auch Missverständnisse und Uneinigkeiten. Sorge macht sich Synnöve darüber, wie sich die Situation auf den fünfjährigen Sohn auswirken wird. Sie hofft, dass es ihn stärker und mutiger und nicht ängstlich machen wird: „Wir haben da eine große Aufgabe zu erfüllen, wenn der Friede kommt. Wir dürfen ja nicht eine Generation von Banditen erziehen“ (S. 265). Schließlich gelangen sie unter Lebensgefahr in einer nächtlichen Wanderung im Süden Norwegens über das Eis nach Schweden. Dort werden sie von schwedischen Soldaten mit heißer Milch und einem wärmenden Feuer empfangen.

Quelle:


Biografie

Synnöve Christensen (geb. 04.07.1919 in Oslo, gest. 15.03.1968) wurde als Margit (Mai) Lindegård geboren. Von 1935 bis 1943 war sie als Schauspielerin am „Det Nye Teater“ tätig. 1940 debütierte sie unter dem Pseudonym Synnøve Christensen mit dem Roman „Jag lever videre“ („Ich lebe weiter“), den sie im schwedischen Exil verfasste. Unter dem gleichen Pseudonym veröffentlichte sie nach ihrer Flucht nach Schweden weitere Texte, unter anderem den Erlebnisbericht „Ich bin eine norwegische Frau“. Mit ihrem Mann Dr. Odd Solem, der fünf Jahre in einem deutschen Konzentrationslager inhaftiert gewesen war, betrieb sie zwischen 1949 und 1973 auf Tjøme das erste Heim für Kinder mit psychischen Leiden in Norwegen.

Quellen:


Werkgeschichte

Unter dem Pseudonym Synnøve Christensen veröffentlichte Mai Lindegård 1943 im schwedischen Exil im Ljus Förlag den Erinnerungsbericht „Ja, jag är en norsk kvinna“ in schwedischer Sprache. 1944 erschien das Buch in dänischer, englischer, französischer und deutscher Übersetzung; das norwegische Manuskript scheint jedoch in Norwegen nicht publiziert worden zu sein. Die deutschsprachige Übersetzung wurde in der Schweiz im Humanitas Verlag in Zürich herausgegeben. Aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt wurde der Text von Anna Helfenberger-Hallberg.

Aus einem Schreiben des Humanitas Verlags Zürich vom 26. Juni 1943 an Herbert Lang vom Armeekommando Abteilung für Presse & Rundspruch, Sektion Buchhandel, geht hervor, dass die schwedische Ausgabe als Original und Übersetzungsgrundlage galt, da das Buch im Norwegischen nicht erschienen war. Der Verlag legte in dem Schreiben dar, dass er eine Übersetzung des „hervorragenden“ Buches anstrebte, „wenn von Ihnen aus die Aussicht dafür besteht, dass wir zur Buchpublikation auch Ihre Genehmigung & Erlaubnis erhalten“ (beide Zitate in: Schweizerisches Staatsarchiv, Sig.E4450#1000/864#2211, o. Bl.). Es wurde angekündigt, dass an einigen Stellen wohl Auslassungen und Abschwächungen vorzunehmen seien. Lektor Hans Bauer schrieb am 6. Juli 1943 einen Zensurbericht an die Sektion Buchhandel, in dem er eine deutschsprachige Ausgabe des Werkes sehr empfahl, „denn sie ist geeignet, unser Volk in seinem Willen zur vorbehaltlosen Verteidigung seiner Unabhängigkeit zu stärken und seine Wachsamkeit zu steigern“ (ebd.). Indem es die norwegischen Verhältnisse von innen heraus zeige, vermittele das Buch einen „sehr ermutigenden Eindruck von der Haltung eines kleinen, aufs äusserste bedrängten Volkes gegenüber einer Grossmacht, der alle Mittel der brutalen Gewalt gut genug sind“ (ebd.). Er schrieb weiter, das Buch könne unbedenklich in allen Teilen ungekürzt zur Veröffentlichung gelangen, lediglich einige Werturteile und Prädikate seien zu streichen. Insgesamt führte er acht Stellen des schwedischen Originals an, in denen er Übersetzungsvorschläge machte, die leicht vom Original abweichen. So schwächt er den Satz „Die deutschen Methoden sind infernalisch.“ in „Die deutschen Methoden machen einen glauben …“ (beide Zitate ebd.) ab. Den Satz „und der Nazismus, der dieses mörderische System geschaffen hat, sollte von der Menschheit ausgerottet werden“ empfahl er ganz zu streichen, ebenso die Aussage „hysterische Anfälle, wie sie für die Nazideutschen so bezeichnend sind“ (beide Zitate ebd.). Ein weiteres Gutachten von Elsa Marti vom 19. Juli 1943 kam zu dem Ergebnis, das Buch sei mit wenigen Modifikationen in deutscher Übersetzung zu erlauben, jedoch sei eventuell ein Ausstellungsverbot zu veranlassen. Die Modifikationen betreffen die Schilderungen der Deutschen, denn: „Die Deutschen kommen in dem Buche nicht gut weg, sie sind der Feind.“ Herbert Lang stimmte am 22. Juli 1943 in einem Antwortschreiben an den Humanitas Verlag einer Veröffentlichung in deutscher Sprache grundsätzlich zu, jedoch unter Vorbehalt der Prüfung des deutschen Textes. Der Verlag wurde ersucht, „den Uebersetzer zu veranlassen, bei der Uebersetzung einzelner Stellen vorsichtig und zurückhaltend zu sein“ (ebd.). Es werden dann die bei Gutachter Hans Bauer aufgeführten acht Textstellen angegeben.

Am 2. September 1943 wurde bereits die erste Hälfte – Fahne 1-53 – der Übersetzung der Sektion Buchhandel vorgelegt. Am 9. September bat der Verlag, die Genehmigung zur Herausgabe umgehend zu erteilen, damit mit dem Druck begonnen werden könne. Die Sektion Buchhandel ihrerseits mahnte am 13. September 1943 den Gutachter Hans Bauer zur Eile. Dessen Zensurbericht erfolgte dann am 15. September. Er bescheinigte darin, dass die Übersetzung durchweg die erhobenen Streichungsanforderungen berücksichtige. Der Veröffentlichung des deutschen Textes könne daher zugestimmt werden. Er beanstandete einige kleinere allzu wörtliche Übersetzungen, die jedoch nicht Gegenstand der Zensur seien. Ein weiterer Expertenbericht von Dr. Eric Streiff vom 11. September empfahl dagegen, die Entscheidung der Abteilung für Presse und Funkspruch zu überlassen: „Nach der bisherigen Praxis müsste ich ein Verbot dieser Publikation beantragen. Da ein solches jedoch der Unterdrückung der Wahrheit gleichkäme, widersteht es mir, diesen Antrag zu stellen, ja, es scheint mir sogar, es wäre meine Pflicht, für eine Freigabe zu plädieren, da das vorliegende Buch ein ergreifendes menschliches Dokument ist, das man kennen sollte, wenn man nach dem Krieg die Reaktion in den jetzt besetzten Gebieten verstehen will“(ebd.). Es sei zwar kein literarisches Kunstwerk, aber „so viel ich weiss, der erste Tatsachenbericht aus dem besetzten Norwegen und einem besetzten Land überhaupt, der in der Schweiz veröffentlicht werden soll“ (ebd.). Am 28. September schickte der Verlag die Fahne 54 bis 92 zur Begutachtung. Weitere Zensoren urteilten: Den Originaltext prüften Dr. Hans Bauer und Dr. Elsa Marti, die deutsche Version begutachteten Dr. Bauer, Dr. Streiff und Dr. Zbinden, wie die Sektion Buchhandel in einem Schreiben vom 29. September mitteilte. Zbinden sprach sich für eine Veröffentlichung aus. Das Buch sei „durch und durch norwegisch, von tiefer Liebe zur Heimat erfüllt und ein erschütterndes Dokument der Seelenstärke und der Freiheitsliebe der Norweger und Norwegerinnen“(ebd.) – letzteres ist dem Maschinenschreiben handschriftlich hinzugefügt. Für die Schweizer sei es nicht nur vorbildgebend, sondern zeige auch, wie man mit „solchen Besetzungsbehörden und Verfolgern geistesgegenwärtig und überlegen umgehen kann“ (ebd.). Am 4. Oktober 1943 erfolgte ein weiteres Gutachten vom Berner Tagblatt (Name unleserlich), das ebenfalls für eine Zulassung der Schrift plädiert. Es handele sich um eine private literarische Arbeit, mit einer eher einem Roman entsprechenden Form. Nicht die Tatsache der deutschen Unterdrückung des norwegischen Volkes sondern vielmehr „das Standhalten der Norweger und ihre unzerbrechliche Bereitschaft zum Widerstand und zum Opfer für die Freiheit“ (ebd.) bilde die Essenz des Buches. Auch wenn die Besatzungsmacht „in einem sehr üblen Lichte“ dastehe, so sei dies gemildert durch „die Schau einer Frau, die selbst hier ihr grosses und warmes Herz nicht verleugnet“ (ebd.). Am 9. Oktober schließlich erteilte die Sektion Buchhandlung die Bewilligung zur Veröffentlichung nach Vornahme einiger Streichungen. So sei das Wort „Terroristen“ durch „die Deutschen“ (beide Zitate ebd.) zu ersetzen. Der Passus „Es begann mir klar zu werden, dass wir vor den rücksichtslosesten, brutalsten, bewusstesten Verbrechen standen, die nur einen Gedanken, ein Gefühl, ein Verlangen hatten; ihre Macht zu kennen und auszunützen“ (ebd.) sei zu streichen. Am 15. Oktober erging die endgültige Bewilligung in der nun abgeänderten Form und am 18. November 1943 erhielt Lang zwei Beleg- und Kontrollexemplare des gerade erschienenen Buchs.

Quellen:

  • „Berner Tagblatt an Abteilung Presse und Rundfunk, 04.10.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Dr. Eric Streiff an Sektion Buchhandel, 11.09.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Elsa Marti an Sektion Buchhandel, 19.07.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Hans Bauer an Sektion Buchhandel, 06.07.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Humanitas Verlag an Herbert Lang, 26.06.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Sektion Buchhandel an den Humanitas Verlag, 19.07.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • Sektion Buchhandel in einem Schreiben vom 29.09.1943.“ In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Sektion Buchhandel an den Humanitas verlag, 09.10.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.
  • „Sektion Buchhandel an Oberst Plancherel, 19.09.1943“. In: Schweizerisches Staatsarchiv, Signatur E4450#1000/864#2211, o.S.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger