Küster, Ingeborg (1909-2004)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Küster, Ingeborg

Geburtsdatum 1909
Geburtsort Barmen
Sterbedatum 2004

Tätigkeit Pazifistin, Sekretärn
Externe Referenzen Virtual International Authority File Wikidata

Biografie

Ingeborg Küster (geb. 1909 in Barmen, gest. 2006), die unter dem Namen Ingeborg Andreas geboren wurde, lebte mit ihren drei Geschwistern, der Mutter sowie ihrer Großmutter in der Heide bei Hamburg. Ihr Vater arbeitete als städtischer Ingenieur im Rathaus Barmen. 1921 hatte er einen Unfall, der zu seiner Pensionierung führte. Er wurde SPD-Parteisekretär für den Bezirk Niederelbe, danach Bürgermeister.

Ingeborg Küster besuchte das Lyzeum in Hamburg und wurde später Büroangestellte. Ab April 1938 arbeitete sie bei der pazifistischen Zeitschrift „Die Menschheit“. Schließlich wurde die Sekretärin des Herausgebers der Wochenschrift „Das Andere Deutschland“. Die Zeitschrift war die Verbandszeitschrift der Deutschen Friedensgesellschaft, deren Geschäftsführer und Herausgeber Fritz Küster war. Sie hatte eine Auflage von etwa 40.000. Als erster deutscher Journalist wurde Fritz Küster wegen Enthüllungen über die illegale „Schwarze Reichswehr” 1928 vom Reichsgericht in Leipzig zu Festungshaft verurteilt. Am 6. März 1933 wurde er erneut verhaftet. 1934 verlobten sich Fritz Küster und Ingeborg Andreas im KZ Oranienburg. Durch die Verhaftung Küsters war Ingeborg Küster in große materielle Not geraten, aus politischen Gründen wurden ihr sowohl eine Anstellung als auch Arbeitslosenunterstützung verweigert. Hartnäckig kämpfte sie um die Freilassung Fritz Küsters. Vier Jahre lang reicht sie Petitionen und Gesuche um Freilassungen ein, sie schrieb an Heinrich Himmler und versuchte auch, persönlich Kontakt zu ihm aufzunehmen. 1938 gelang es ihr, Fritz Küster freizubekommen. Beide mittellos gingen sie nach Hannover, wo Fritz Küster Arbeit als Techniker, dann als Bauleiter bekam. Am 17. Dezember 1938 heirateten sie. Zwei Kinder wurden geboren. Fritz Küster hielt seine Kontakte zu politischen Freunden aufrecht, unter anderem auch zu einer Gruppe um den 20. Juli (Carlo Mierendorff, Theodor Haubach, Julius Leber). Diese brach er jedoch nach dem Tod von Mierendorff im Dezember 1943 ab.

Nach dem Krieg baute Ingeborg Küster gemeinsam mit ihrem Mann den Fritz-Küster-Verlag in Hannover auf und gab unter dem gleichen Titel wie in der Weimarer Zeit die pazifistische Zeitung „Das Andere Deutschland“ in einer Auflage von 150.000 Exemplaren heraus. Zusammen mit ihrem Mann engagierte sie sich gegen die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik Deutschland. 1952 war sie Mitbegründerin der Westdeutschen Frauen- und Friedensbewegung sowie Herausgeberin der Zeitschrift „Frau und Frieden“. Nach dem Tod ihres Mannes 1963 gab sie „Das Andere Deutschland“ alleine heraus. Aus finanziellen Gründen und wegen zurückgegangener Auflage musste Ingeborg Küster 1969 die Zeitschrift jedoch einstellen. Sie lebte mehr als ein Jahrzehnt in Lüdenscheid und publizierte pazifistische Texte.

Quelle:

  • Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 463.
  • Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten: „Ingeborg Küster“. Online: http://hannover.vvn-bda.de/hfgf/h4_02_IngeborgKuester.htm (Stand: 11.06.2019).