Kohlsche, Kurt (1906-1985)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Kohlsche, Kurt

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 17. Dezember 1906
Geburtsort Pulsnitz
Sterbedatum 1985
Sterbeort Eitorf

Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek

Biografie

Kurt Kohlsche (geb. 17.12.1906 in Pulsnitz, gest. 1985 in Eitorf bei Bonn) wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war im Ersten Weltkrieg gestorben, sodass die Familie auf das kärgliche Einkommen der Mutter angewiesen war und oft Hunger litt. Bereits als Kind war Kohlsche in Sportverbänden der Arbeiterbewegung aktiv und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend. Kohlsche machte eine Ausbildung zum Ofensetzer. 1928 trat er aus der SPD aus und in die KPD ein, wo er unter anderem politische Zeitschriften verbreitete. 1930 gewann er beim Vertriebswettbewerb der „Arbeiter-Illustrierten-Zeitung“ eine Reise in die Sowjetunion. Kohlsche war in die mitunter gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen in der Endphase der Weimarer Republik involviert und wurde 1930 wegen Landfriedensbruch zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Ab 1932 betrieb er einen Gaststättenbetrieb in Meißen und arbeitete zudem als selbstständiger Automatenaufsteller.

Kohlsche wurde am 2. März 1933 in Breslau verhaftet. Nach seiner Entlassung kehrte er in seine Heimatstadt Meißen zurück, wo er seine Gaststätte aufgeben musste. Mit Blick auf seine Familie wollte er fortan nicht mehr politisch aktiv sein. Am 23. September 1935 wurde er im Konzentrationslager Sachsenburg inhaftiert und blieb dort wahrscheinlich bis Frühjahr 1936. Im Jahr darauf waren er und seine Frau erneut kurz in Haft, da sie der Spionage verdächtigt wurden. Im Mai 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und leistete seinen Dienst unter anderem als Wachmann in einem Kriegsgefangenenlager, von wo er im Juni 1943 an die Ostfront verlegt wurde. Im Januar 1944 wurde Kohlsche wegen wehrkraftzersetzender Äußerungen in Glauchau verhaftet und im März 1944 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Einige Monate später gelang es ihm, in eines der Bewährungsbataillone zu kommen.

Nach dem Krieg wurde Kohlsche Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), geriet wegen kritischer Äußerungen über das Verhalten führender Funktionäre aber bald schon in Konflikt mit der Partei. Gemeinsam mit seiner Frau betrieb er erneut eine Gaststätte. Im November 1947 verließ er die Sowjetische Besatzungszone und ging in die Britische Zone nach Hamburg. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und arbeitete als Handelskaufmann.

Quellen:

  • Kohlsche, Kurt: Mein Leben im Konzentrationslager Sachsenburg. Hamburg 1948.
  • Kohlsche, Kurt: „So war es! Das haben sie nicht gewusst!“ Konzentrationslager Sachsenburg 1935/36 und Wehrmachtgefängnis Torgau-Fort Zinna 1944/45 – ein Häftlingsschicksal. Eingeleitet und kommentiert von Yvonne Hahn und Wolfgang Oleschinski. Dresden 2001.