Komleitner, Erwin A. (1908-?)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Komleitner, Erwin A.

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 21. August 1908
Geburtsort Wien

Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek

Biografie

Erwin A. Komleitner (geb. 21.08.1908 in Wien) arbeitete ab 1929 bei der Polizei, ab 1932 als Kriminalbeamter. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 wurde Komleitner – da offenbar ‚politisch unerwünscht‘ – aus dem Polizeidienst entlassen und er arbeitete als selbstständiger Vertreter im Buchhandel. Er meldete sich nach Kriegsbeginn freiwillig zur Wehrmacht und wurde im Januar 1940 eingezogen. 1941/42 gehörte er der Frontleitstelle 87 in Bukarest an, wo er Uhren aufkaufte, die er nach seiner Versetzung nach Dnjepropetrowsk im Winter 1942/43 mit erheblichem Gewinn an sowjetische Zivilisten verkaufte. Dafür wurde er wegen fortgesetzten Ungehorsams und Sachwuchers zu einem Jahr Gefängnis, einer Geldstrafe sowie dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für zwei Jahre verurteilt. Am 25. Juli 1943 traf Komleitner im Strafgefangenenlager II Aschendorfermoor ein. Schon wenige Tage später wurde er bei einem ‚Gesundheitsappell‘ wegen ‚Unsauberkeit‘ mit fünf Tagen einfachem Arrest bestraft. Am 7. September 1943 wurde er ins Strafgefangenenlager I Börgermoor verlegt. Von dort wurde er am 18. November 1943 auf Transport nach Wien geschickt. Hier klagte ihn das Landgericht Wien wegen zweier Hilfeversuche für Juden im Juli 1938 an, als er noch Polizeibeamter war. Er hatte versucht, für einen jüdischen Ingenieur ein sogenanntes Arier-Visum für Italien bei einem Beamten eines italienischen Reisebüros zu kaufen. Der Beamte erstattete jedoch Anzeige gegen Komleitner. Außerdem hatte er ohne Berechtigung einen Meldezettel für eine Passverlängerung für eine jüdische Frau – wahrscheinlich die Ehefrau des jüdischen Ingenieurs – ausgestellt. Dafür wurde er am 23. Dezember 1943 zu weiteren acht Monaten Gefängnis verurteilt. Von der Untersuchungshaftanstalt Wien wurde er zurück nach Börgermoor gebracht, wo er am 15. März 1944 nach einem Monat Transport eintraf.

Drei Monate später wurde er bis zum 3. Oktober 1944 auf ein Außenkommando geschickt, das in Preußisch Oldendorf bei einem großen Luftwaffen-Tanklager arbeitete. Insgesamt dreimal fragte die Vollstreckungsbehörde im Verlauf seiner Inhaftierung nach, ob Komleitner für den Wehrdienst in einer Feldstrafgefangenenabteilung tauglich sei. Dies wurde jedoch wegen des Prozesses in Wien erst im August 1944 positiv beschieden. Der Kommandoführer im Lager Preußisch Oldendorf, wo sich Komleitner zu diesem Zeitpunkt befand, erstellte einen militärischen Tauglichkeitsbefund. Dem schloss sich auch der Börgermoorer Lagervorsteher an und gab an, dass er gegen eine weitere Strafverbüßung in einer Feldstrafabteilung keine Bedenken mehr habe. Am 15. November 1944 verließ Erwin Komleitner offenbar das Emsland in Richtung Brünn zum Infanterie-Ausbildungs- und Ersatzbataillon 500.

Quelle:

  • Bührmann-Peters, Frank: Ziviler Strafvollzug für die Wehrmacht. Militärgerichtlich Verurteilte in den Emslandlagern 1939 – 1945. Dissertation: Osnabrück. Online: 969779429/34 (Stand: 16.09.2019).