Konzentrationslager (1934)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Konzentrationslager
Autor Ecker, Fritz (1892-1978), Harder, Willi, Kleine, Fritz (1893-1974), Meinel, Otto, Praschker, Roman, Rubner, Wenzel, Seger, Gerhart (1896-1967), Tabaschnik, Max, Tabaschnik, Werner, Urban, Otto (1877-1947)
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Digitalisat in DIGISAM öffnen
Ausgabe von 1934, Karlovy Vary
Titel Konzentrationslager
Untertitel Ein Appell an das Gewissen der Welt. Ein Buch der Greuel. Die Opfer klagen an. Dachau – Brandenburg – Papenburg – Königstein – Lichtenburg – Colditz – Sachsenburg – Moringen – Hohnstein – Sonnenburg

Erscheinungsort Karlovy Vary
Erscheinungsjahr 1934

Auflagen insgesamt 1

Verlegt von Verlagsanstalt Graphia
Gedruckt von Druck- und Verlagsanstalt Graphia
Publiziert von Ecker, Fritz (1892-1978), Harder, Willi, Kleine, Fritz (1893-1974), Meinel, Otto, Praschker, Roman, Rubner, Wenzel, Seger, Gerhart (1896-1967), Tabaschnik, Max, Tabaschnik, Werner, Urban, Otto (1877-1947)
Umschlaggestaltung von Nemec V.

Umfang 254
Abbildungen 17 Fotografien, 1 Grundrisszeichnung einer Baracke in Dachau, 1 Lagerplan Dachau, 1 Lagerplan Papenburg-Esterwegen, 1 Lagerplan Lichtenburg, 8 Facsimilés von Dokumenten

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)


Zusammenfassung

In dem Buch „Konzentrationslager. Ein Appell an das Gewissen der Welt“ sind Berichte ehemaliger politischer, vornehmlich sozialdemokratischer Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern versammelt. Die Autoren schildern die Anfangszeit der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik gegen politische Gegner und Juden anhand ihrer eigenen Erfahrungen in zahlreichen Konzentrationslagern und Gefängnissen.

Allen Verfassern ist daran gelegen, die Welt durch eine vorwiegend nüchterne und möglichst faktenreiche Darstellung des Leidens in den Lagern über den wahren Charakter des NS-Regimes aufzuklären. Sie legen großen Wert darauf, Opfer wie Täter namentlich zu nennen und betonen vielfach den authentischen Charakter ihrer Schilderung. So heißt es beispielsweise in Wenzel Rubners Bericht über „Dachau im Sommer 1933“: „Ich werde nur das berichten, was ich wirklich erlebt, mit angesehen oder von den Betroffenen selbst unmittelbar und glaubwürdig erzählt bekommen habe. Ich weiß, daß jede Ungenauigkeit den Wert meiner Aussage mindert, ich fasse meinen Bericht als Zeugenaussage auf, die zu beeiden ich jederzeit bereit bin“ (S. 54, Hervorhebung im Original). Mitunter beziehen sich die Verfasser dabei aufeinander. Ein ehemaliger jüdischer Häftling des Konzentrationslagers Dachau zum Beispiel schreibt einleitend, er habe die beiden vorangegangenen Dachau-Berichte vom Verlag erhalten, um sie auf Ungenauigkeiten zu prüfen. Sein eigenes Zeugnis über seine spezifischen Erlebnisse in der sogenannten Judenkompagnie fasst er als Ergänzung dieser auf. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten erzählen die Berichte von der Brutalität der Wachleute aus den Reihen von SA und SS, den gewalttätigen Aufnahmeprozeduren, den Schikanen gegen Juden und von besonders prominenten Häftlingen sowie von Schlägen während der kräftezehrenden, der oft sinnlosen Zwangsarbeit bis hin zu Morden und Hinrichtungen. Ein besonderes Anliegen ist es vielen Autoren, die Solidarität der Häftlinge untereinander hervorzuheben, wenngleich sie fortbestehende politische Differenzen vor allem zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten nicht verschweigen. Manche Autoren heben das Schicksal einzelner prominenter Gefangener wie Erich Mühsam, Carl von Ossietzky oder Hans Litten hervor, namentlich genannt wird darüber hinaus auch eine Vielzahl weniger bekannter Häftlinge.

Eine Besonderheit stellen die Berichte von Max und Werner Tabaschnik dar. Max Tabaschnik, ein staatenloser Jude aus Russland, schildert zunächst seine Verhaftung im März 1933 und den Transport ins Konzentrationslager Königstein zwei Monate später. Dort erleidet er als Jude besondere Qualen, die ihn schließlich dazu bringen, einen Selbsttötungsversuch zu unternehmen. Nach der Genesung im Krankenhaus wird er entlassen, unterliegt aber fortdauernden Polizeischikanen. Als eine erneute Konzentrationslagerhaft droht, flieht er im März 1934 in die Tschechoslowakei. Das kurze Zeugnis von Werner Tabaschnik ist eine Ergänzung des Berichts, denn in ihm schildert der zehnjährige Junge, wie er die Verhaftung seines Vaters Max Tabaschnik erlebt und wie er diesen nach einigen vergeblichen Versuchen schließlich im Konzentrationslager besucht.



Bearbeitet von: Markus Roth