Seger, Gerhart (1896-1967)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Seger, Gerhart

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 16. November 1896
Geburtsort Leipzig
Sterbedatum 21. Januar 1967
Sterbeort New York
Tätigkeit Politiker, Publizist, Journalist
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Gerhart Seger (geb. 16.11.1896 in Leipzig, gest. 21.01.1967 in New York/USA) wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus in Leipzig auf. Sein Vater war Redakteur der SPD-Zeitung „Leipziger Volkszeitung“, Mitglied der Nationalversammlung in Weimar und bis 1928 Reichstagsabgeordneter. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Seger eine Ausbildung zum Steindrucker. Er war bereits in der sozialdemokratischen Jugendbewegung aktiv und folgte seinem Vater 1917 in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Nach dem Ersten Weltkrieg begann er ein Studium der Zeitungskunde und Kulturgeschichte. Anfang der zwanziger Jahre arbeitete er als Redakteur für „Die Freiheit“ in Berlin. 1922 wurde Seger Mitglied der SPD, im Jahr darauf Generalsekretär der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG). Ab 1928 arbeitete er wieder hauptberuflich als Journalist in Dessau. Seger veröffentlichte in den zwanziger Jahren einige Bücher zur Bildungsarbeit in der Arbeiterbewegung sowie zu politischen Fragen wie einer Neutralität Deutschlands oder der wehrhaften Demokratie. 1930 zog Seger als Abgeordneter der SPD für Dessau in den Reichstag ein und engagierte sich in den folgenden Jahren vehement gegen den erstarkenden Nationalsozialismus. Unter anderem leitete er in Dessau die Eiserne Front, in der sich das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Gewerkschaften und SPD zum Kampf gegen den Nationalsozialismus zusammengeschlossen hatten.

Seger wurde am 12. März 1933 in Leipzig verhaftet und verbrachte daraufhin mehrere Monate im Dessauer Gerichtsgefängnis in Einzelhaft. Am 14. Juni 1933 wurde er in das Konzentrationslager Oranienburg gebracht. Wenige Monate später, am 4. Dezember, floh Seger von einem Außenkommando und konnte sich in die Tschechoslowakei retten, wo er zunächst Unterkunft in Prag fand. Am 19. Januar 1934 verhaftete die Gestapo Segers Frau Elisabeth und ihre Tochter Renate und hielt sie als Geiseln in ‚Erzwingungshaft‘ im Konzentrationslager Roßlau gefangen. Nach internationalen Protesten, vor allem aus Großbritannien, wurden die beiden am 19. Mai 1934 entlassen und durften ausreisen. Monatelang ging Seger auf Vortragsreise durch Europa und klärte über die Verbrechen des NS-Regimes auf. Im Oktober 1934 emigrierte die Familie in die USA, im November verlor Seger die deutsche Staatsbürgerschaft.

1935 wurde Gerhart Seger in New York Chefredakteur der dortigen „Neuen Volks-Zeitung“, 1941 zudem Vorsitzender des „German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism“. Überdies war er in weiteren antinazistischen Organisationen aktiv. In den Vereinigten Staaten war er während des Kriegs und danach vor allem auch als umtriebiger Vortragsredner bekannt, der im ganzen Land mehrere tausend Vorträge hielt. In Amerika setzte er auch seine publizistische Tätigkeit fort.

Quellen:

  • o.A.:„Biographie Gerhart Seger“. In: Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Online: https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/gerhart-seger/?no_cache=1 (Stand: 19.09.2019).
  • o.A.:„Das gefangene Kind. Wirkung des Falles Seger in England“. In: Neuer Vorwärts vom 20.05.1934, S. 1.
  • o.A.:„Genosse Gerhart Seger frei! Flucht aus der Hölle von Oranienburg“. In: Neuer Vorwärts vom 28.01.1934.
  • o.A.:„Frau und Kind Segers gefangen.“ In: Neuer Vorwärts vom 25.03.1934, S. 1.
  • Sagner, Reinhard: Gerhard Seger und Familie 1933 bis 1934. Mechanismen des Terrors. Dessau 2014.
  • Seger, Gerhart: Reisetagebuch eines deutschen Emigranten. Zürich 1936.