Kopp, Guido (1896-1971)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Karte wird geladen …
Name Kopp, Guido

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 17. März 1896
Geburtsort Ruderting bei Passau
Sterbedatum 5. Dezember 1971
Sterbeort Salzburg

Biografie

Guido Kopp (geb. 17.03.1896 in Ruderting bei Passau, gest. 05.12.1971 in Salzburg) wurde als Sohn des Lehres Alois Kopp und dessen Frau Theresia geboren. Sein Geburtsdatum wird auf unterschiedlichen Dokumenten mit 17. März 1896 oder 27. März 1896 angegeben. Kopp selbst gab in seinem Bericht und auch auf dem Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager 1945 den 17. März 1896 als Geburtsdatum an. Im Ersten Weltkrieg wurde Kopp zum Militär eingezogen, bei Kriegsende befand er sich in der Sanierungsanstalt in Rosenheim. Im November 1918 wurde er in Rosenheim zu einem der beiden Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrats gewählt, im Januar 1919 gründete Kopp die KPD-Ortsgruppe Rosenheim. Im April 1919 rief er nach Münchener Vorbild die Räteregierung für Rosenheim aus und setzte die Geiselnahme von 30 Rosenheimer wohlhabenden Bürgern durch. Die Räteherrschaft wurde jedoch durch die Bürger Rosenheims gestürzt und Kopp und andere Revolutionäre wurden festgenommen. Zwar wurde er zunächst durch die aus München anrückenden ‚Roten Garden‘ wieder befreit und zog sich nach Kolbermoor zurück. Dort wurde er jedoch Anfang Mai 1919 gefangengenommen und durch ein Feldgericht zum Tode verurteilt. Durch die Überstellung nach München entging Kopp dem Tod. Ein Münchener Standgericht wandelte die Strafe am 24. Juli 1919 in acht Jahre Festungshaft um, die er von 1919 bis 1927 im Zuchthaus Straubing verbüßt. Gleichzeitig wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für zehn Jahre aberkannt. Am 24. Juli 1927 wurde er entlassen. Eine Rückkehr nach Rosenheim verhinderte die Stadt durch die Ausweisung. Kopp hatte noch im Gefängnis einen Pass beantragt, um nach Russland zu gehen, was er dann jedoch nicht verwirklichte. Sein Verbleib bis 1929 ist weitgehend unklar. Ab 1929 lebte er in Österreich, wo er sich im Juni 1930 in Strasshof niederließ. Am 17. September 1932 heiratet Kopp Antonia Anna Maria Seliger, die am 17. April 1902 in Wien geboren wurde. Unklar ist, warum Kopp von April bis Juni 1934 zuerst im Bezirksgericht Matzen und dann im Anhaltelager Wöllersdorf interniert war. Nach seiner Entlassung wurde er aus dem Bundesgebiet Österreich ausgewiesen und lebte ab Herbst 1934 in der Tschechoslowakei. Auch hier wurde er Mitte 1936 ausgewiesen und wanderte dann nach Spanien aus, wo er am Spanischen Bürgerkrieg teilnahm. 1937 kehrte er zurück nach Österreich und wurde dort am 5. oder 15. Mai in Salzburg verhaftet. Kopp selbst gibt in seinem Buch den 5. Mai 1937 als Tag der Festnahme an, in einem Gestapo-Schreiben wird das Datum jedoch mit dem 15. Mai angegeben. Auch über die Art der Festnahme gibt es zwei Versionen. Kopp selbst berichtet, er sei von der Polizeidirektion in Salzburg verhaftet und an die Gestapo in München ausgeliefert worden. Die Gestapo dagegen schrieb, Kopp sei von der österreichischen Grenzbehörde festgenommen und dem Grenzkommissariat Freilassing in Schutzhaft überstellt worden. Nach sechs Wochen Untersuchungshaft bei der Gestapo München wurde er am 26. Juni 1937 in das KZ Dachau eingewiesen, wo er bis September 1939 blieb. 29 Monate verbrachte er dort in Bunkerhaft, davon 10 Monate in Dunkelhaft.

Am 27. September 1939 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Er trug die Häftlingsnummer 7350. Seine zweite Häftlingsnummer war die 12523 (Schreibstubenkarte, 1.1.5.3/6326763/ITS Digital Archive, Arolsen Archive). Auch in Buchenwald verbrachte er viele Monat in Bunkerhaft, bis er am 11. April 1945 von den amerikanischen Truppen befreit wurde. In Buchenwald war er mehrmals im Arbeitskommando „Strumpfstopfer“. Im Mai 1945 notierte er auf einem Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager seine Nationalität mit „staatenlos“ und als Beruf Landwirt an. Er gab zudem an, als Antifaschist verhaftet worden und ohne Glaubenszugehörigkeit zu sein.

Im Juni 1945 ließ er sich vorübergehend in Salzburg nieder. Hier schrieb er die Erlebnisse seiner Haft in Dachau und Buchenwald in dem Buch „Ich aber habe leben müssen…. Die Passion eines Menschen des 20. Jahrhunderts“ nieder. Das Vorwort datiert vom 25. August 1945. 1946 verlegte er das Buch in dem für diesen Zweck gegründeten eigenen Ried-Verlag, den er bis 1957 betrieb.

Im Februar 1947 erlangte Kopp die österreichische Staatbürgerschaft. Ein langwieriges Entschädigungsverfahren wurde 1950 von der Salzburger Landesregierung zu Kopps Gunsten entschieden. Er erhielt für die sieben Jahre im Konzentrationslager eine Opferrente. 1953 war Kopp Vorstandsmitglied des Salzburger Landesfriedensrats, einem Zweigverein des Österreichischen Friedensrats. 1960 heiratet er zum zweiten Mal. Er lebte bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1971 in Salzburg.

Quellen: