Kozlik, François (1916-?)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Kozlik, François
Namensvarianten Kozlik, Franz
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 28. September 1916
Geburtsort Wien

Biografie

Der Tscheche Franz Kozlik (geb. 28.09.1916 in Wien) lebte bis zu seiner Verhaftung als lediger, katholischer Friseurlehrling in Bregenz. Ab 1934 war er Mitglied der Kommunistischen Partei. In einem „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“, den er am 5. Juli 1945 in Dachau ausfüllte, gibt er seinen Verfolgungsweg folgendermaßen an: Am 23. September 1937 wurde er durch die Gestapo München in Lindau am Bodensee verhaftet und vor dem Volksgerichtshof in München angeklagt. Es folgte eine längere Haftstrafe, bis er als ‚politischer Häftling‘ nach Dachau verlegt wurde. Dort wurde er am 18. Mai 1938 als ‚Neuzugang‘ aufgeführt und erhielt die Häftlingsnummer 14118, später 17902. Kürzere Transporte an unbekannte Ziele (vermutlich Arbeitskommandos) sind für den Juni 1938 zu vermerken. Vom 28. September 1939 bis zum 1. März 1940 war er in Flossenbürg, dann erneut in Dachau. Seine Angaben decken sich mit den überlieferten Dokumenten der KZ-Gedenkstätte Dachau. Dort wird Kozlik nur noch einmal am 29. Juni 1938 als Zugang geführt, ohne dass erkennbar ist, ob er vorher einmal verlegt worden war; er erhält dabei die Nummer 17902. In Dachau übte Kozlik, der selbst Harmonika spielte, das Amt des Kapellmeisters des Lagerorchesters und des Dachauer Blasorchesters – vermutlich auf Veranlassung des Lagerkommandanten Zills – aus und nahm an den musikalischen Darbietungen im Lager teil, etwa wenn die Häftlinge morgens das Lager verließen, bei Konzerten für die SS oder während offizieller Besuche.

Die längste Zeit seiner Inhaftierung (vom 20. August 1942 bis 22. November 1944) verbrachte Kozlik im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Dort arbeitete er, wie auch in Dachau, als Friseur für die SS-Wachmannschaft; u.a. frisierte er den Lagerkommandanten Zill, wie er in seinen Erinnerungen erwähnt. Sein Mithäftling Hans Schwarz erinnert sich, dass Zill Kozlik bei seinem Wechsel nach Natzweiler mitgenommen habe. Kozliks herausgehobene Position wurde noch dadurch unterstrichen, dass es ihm erlaubt war, die Haare lang zu tragen.

Auffallend ist, dass Kozlik seine Flucht nicht auf dem Fragebogen erwähnt, auch finden sich in den Unterlagen des ITS Bad Arolsen keine weiteren Hinweise darauf. In besagtem Fragebogen gab Kozlik an, zunächst nach München und dann nach Straßburg gehen zu wollen, wo er in der Folge seine Erinnerungen veröffentlichte. Als Kontaktperson gab er seine Ehefrau Annette Fraulob an, die er im Text Jacqueline Fraulob nennt. Über seinen Verbleib nach dem Krieg ist nichts Weiteres bekannt.

Quellen:

  • „Befreiungsliste“, 1.1.6/10151901/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.
  • „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“, 1.1.6/10151900/ITS Digital Archive, Arolsen Archive.
  • Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.
  • Kuna, Milan: Musik an der Grenze des Lebens. Musikerinnen und Musiker aus böhmischen Ländern in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen. Frankfurt am Main 1998, hier besonders S. 91-95.
  • „Liste und Belege über Häftlingsgelder“, 1.1.29.1/3138218/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Liste“, 1.1.29.1/3140383/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.*Postenkontrollkarte, 1.1.29/3190530/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.
  • Revierkarte“, 1.1.29/3190529/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.
  • „Veränderungsmeldung“, 1.1.6.1/9909300/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Veränderungsmeldung“, 1.1.6.1/9909287/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.