Langbein, Hermann (1912-1995)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Langbein, Hermann

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 18. Mai 1912
Geburtsort Wien
Sterbedatum 24. Oktober 1995
Sterbeort Wien
Tätigkeit Historiker, Schriftsteller, Politiker, Widerstandskämpfer, Schauspieler
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Hermann Langbein (geb. 18.05.1912 in Wien, gest. 24.10.1995 in Wien) war vor dem Krieg Schauspieler am Deutschen Volkstheater. Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 floh er und kämpfte in den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Truppen Francos. Anfang 1939 verließen er und viele Mitkämpfer nach der Niederlage Spanien. In Frankreich wurde Langbein gemeinsam mit den anderen Spanienkämpfern in den Lagern St. Cyprien, Gurs und Le Vernet interniert. 1941 wurde er an Deutschland ausgeliefert; er kam am 2. Mai 1941 als Häftling in das Konzentrationslager Dachau, wo er als Häftlingsschreiber im Krankenrevier arbeitete und den SS-Arzt Eduard Wirths kennenlernte. Im August 1942 wurde er von Dachau nach Auschwitz verlegt, wo er erneut auf den dorthin versetzten Wirths traf, für den er als Häftlingsschreiber arbeitete und zu diesem ein besonderes Vertrauensverhältnis entwickelte. Langbein gehörte in Auschwitz der Leitung des organisierten Widerstands an und konnte sich durch seine Verbindung zu Wirths für einzelne Häftlinge einsetzen. Im August 1944 wurde Langbein nach Neuengamme verlegt, von wo er kurz darauf in das Außenlager Lerbeck kam. Im April 1945 floh er von einem Transport und schlug sich mit dem Fahrrad nach Wien durch. Nach dem Krieg engagierte sich Langbein erneut politisch. Er wurde Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) und stieg ins Zentralkomitee auf. Anfang der fünfziger Jahre schickte ihn die Partei nach Budapest. Dort arbeitete er beim deutschsprachigen Programm des Rundfunks. 1954 kehrte er nach Österreich zurück. Langbein war im gleichen Jahr Mitbegründer des Internationalen Auschwitzkomitees und wurde dessen Generalsekretär. Zudem war er von 1955 bis Anfang der sechziger Jahre Sekretär der österreichischen Lagergemeinschaft Auschwitz. 1958 wurde er aus der KPÖ ausgeschlossen, 1960 verlor er seinen Posten als Generalsekretär des Internationalen Auschwitzkomitees. 1963 wurde er Sekretär des Comité International des Camps. Langbein engagierte sich stark für eine Bestrafung der Täter, die Wiedergutmachung für die Opfer sowie in der Bekämpfung der Leugnung des Holocaust. Überdies veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Beiträge über Auschwitz, den Auschwitz-Prozess, Widerstand in Konzentrationslagern und vieles mehr.

Quelle:

  • Frei, Norbert: „Hermann Langbein und der Kampf gegen die ‚Auschwitz-Lüge‘. Eine Erinnerung“. In: Einsicht 10. Bulletin des Fritz Bauer Instituts. Herbst 2013, S. 25-28.
  • „Geldverwaltungskarte“, 1.1.6.2/10167757/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • Halbmayr, Brigitte: Zeitlebens konsequent. Hermann Langbein 1912-1995. Eine politische Biographie. Wien 2012.
  • Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.
  • Langbein, Kurt: „Ein Held als Vater. Erinnerungen eines Sohnes“. In: Einsicht 10. Bulletin des Fritz Bauer Instituts. Herbst 2013, S. 29-33.
  • „Schreiben“, 6.3.3.2/101620876/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • Steinbacher, Sybille: „‚Menschen in Auschwitz‘ und die Auschwitz-Forschung. Eine Analyse“. In: Einsicht 10. Bulletin des Fritz Bauer Instituts. Herbst 2013, S. 19-24.
  • Stengel, Katharina: Hermann Langbein. Ein Auschwitz-Überlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit. Frankfurt a.M./New York 2012.