Lommer, Horst (1904-1969)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Lommer, Horst

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 19. November 1904
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 17. Oktober 1969
Sterbeort Lübeck
Tätigkeit Schriftsteller, Schauspieler, Historiker
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Horst Lommer (geb. 19.11.1904 in Lichterfelde bei Berlin, gest. 17.10.1969 in Berlin) wurde als Sohn des Arztes Hermann Lommer geboren. Er besuchte ein humanistisches Gymnasium und studierte danach in Berlin Geschichte, Germanistik und Philosophie. Er besuchte die Staatliche Schauspielschule Berlin und hatte neben kleineren Rollen am Staatstheater Berlin unter der Intendanz Gustav Gründgens‘ auch Engagements in Gera, Königsberg, Düsseldorf und Köln. 1934 wurde er Mitglied der NSDAP. Im selben Jahr begann er jedoch ebenfalls seine satirischen Zeitgedichte zu schreiben, die er auswendig lernte und nach dem Krieg unter dem Titel „Das Tausendjährige Reich“ herausgab und auch öffentlich vortrug. Auch erste eigene Bühnenstücke, vor allem Lustspiele, entstanden. Nach der Schließung sämtlicher deutscher Theater im September 1944 erhielt er seinen Einberufungsbefehl, wie er selbst in einem kurzen undatierten Manuskript aus seinem Nachlass mit dem Titel „Über die Entstehung des Buches DAS TAUSENDJÄHRIGE REICH“ darlegt. Diesem folgte er jedoch nicht. Stattdessen tauchte Lommer unter: Sein Freund Peter Huchel versteckte ihn bis Kriegsende im Haus einer Freundin. Nach Kriegsende lebte Lommer als Schriftsteller in West- und Ost-Berlin. Er war Mitarbeiter der „Weltbühne“, der „Täglichen Rundschau“, des „Tagesspiegels“, des „Ulenspiegels“ sowie des Berliner Rundfunks. Als Vorstandsmitglied gehörte er dem „Schutzverband deutscher Autoren“ bis zu dessen Auflösung im Mai 1951 an. Er veröffentlichte neben dem „Tausendjährigen Reich“ in den ersten Nachkriegsjahren auch die Revue „Die Höllenparade“, sowie politische Rundfunksendungen, weitere Gedichte und Schauspiele.

Lommer verließ 1951 die DDR und zog nach Frankfurt am Main. Der „Tagesspiegel“ vom 29. März 1951 berichtete dazu: „Der bisher im Ostsektor tätige Schriftsteller und frühere Schauspieler Horst Lommer hat sich vor wenigen Tagen nach Westberlin begeben. Lommer, der Verfasser von ‚Das Tausendjährige Reich‘, ‚Höllenparade‘, ‚Arche Noah‘, ‚Das unterschlug Homer‘ u.a. war Theaterkritiker der ‚Täglichen Rundschau‘ bis vor wenigen Monaten ständiger Mitarbeiter der neuen ‚Weltbühne‘ und gehört zu den bekanntesten satirischen Autoren der östlichen Lager“ (Archiv der Akademie der Künste, Horst-Lommer-Archiv 32, o.S.).

In Westdeutschland widmete sich „Der Spiegel“ vom 11. April 1951 der Flucht Lommers. Diese habe der Schriftsteller in einem Schreiben an den „Kongreß für Kulturelle Freiheit“ mit dem „Todesurteil der Ostjustiz gegen den Schüler Joseph Flade“ (Der Spiegel vom 11.04.1951, S. 21) begründet. Dieses habe „mit einem Schlage alle Illusionen zum Einsturz [gebracht], die ich mir künstlich aufgebaut hatte“ (ebd.), zitiert „Der Spiegel“. Er wisse nun, „daß die Volkspolizei von ehemaligen Nazis gedrillt wird und daß die amusischen Funktionäre der SED gewillt sind, die deutsche Kultur restlos zu vernichten“ (ebd.). Er habe das Bedürfnis, alle Menschen der freien Welt, die er verhöhnt habe, um Verzeihung zu bitten und ihnen für die Verteidigung der Freiheit zu danken, deren Schutz ihm jetzt unverdientermaßen zuteil werde.

In Frankfurt arbeitete Lommer als Redakteur bei der Kulturzeitschrift „Die Aktion“ sowie später als Werbetexter. In der Bundesrepublik galt er als Kommunist, was seine Möglichkeiten, unter seinem eigenen Namen zu veröffentlichen oder als Schauspieler aufzutreten, einschränkte. Mitte der 1950er Jahre arbeitete er als Autor und Schauspieler des Düsseldorfer literarischen Kabaretts „Das Kommödchen“. Ende der fünfziger Jahre entstanden die ersten Fernsehspiele, zunächst noch für die Hörfunkabteilung des damaligen NWDR. Bis 1969 war er zudem als Autor von Fernsehspielen im NDR und Südwestfunk bekannt und in der Fernsehspielabteilung des NDR unter Egon Monk für das satirisch-komödiantische Element zuständig. Bei allen vom Norddeutschen Rundfunk produzierten Lommer-Stücken führte Peter Beauvais Regie.

Quellen:

  • Lommer, Horst: „Über die Entstehung des Buches DAS TAUSENDJÄHRIGE REICH“. [unveröffentlichtes, undatiertes Manuskript], 6 Seiten. In: Archiv der Akademie der Künste, Horst-Lommer-Archiv 236, o.S.
  • o.A.: „Der Tagesspiegel“ vom 29.03.1951, o.S. In: Archiv der Akademie der Künste, Horst-Lommer-Archiv 32.
  • o.A.: „Horst Lommer“. In: Der Spiegel (1951), Nr. 15, S. 21. Online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29193657.html (Stand: 17.09.2019).