Lubetkin, Zivia (1914-1978)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Lubetkin, Zivia

Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 9. November 1914
Geburtsort Byteń
Sterbedatum 11. Juli 1978
Sterbeort Lochamej haGeta’ot
Tätigkeit Schriftstellerin
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Zivia Lubetkin, auch Cywia Lubetkin und Zivia Lubetkin-Zuckerman, (geb. 09.11.1914 in Byten bei Slonin, gest. 11.07.1978 im Kibbuz Lochamej haGeta’ot) wurde als eines von sieben Kindern in eine wohlhabende jüdische Familie hineingeboren. Sie wurde an einer polnischen staatlichen Schule unterrichtet und erhielt zusätzlich Hebräischunterricht von privaten Lehrern. Früh schloss sie sich der zionistischen Jugendorganisation ‚Freiheit’ in Polen an und arbeitete in Warschau als Funktionärin für die Organisationen ‚Hechaluz‘ und ‚Habnim Dor‘. 1939 war sie Delegierte beim 21. Zionistenkongress in Genf.

Nach der Besetzung Polens 1939 half sie vom sowjetisch besetzten Kowel aus polnischen Juden bei der Emigration in das besetzte litauische Wilna. Im Januar 1940 ging sie in das deutsch besetzte Warschau. Unter dem Pseudonym Celina war sie nach der Bildung des Gettos im Oktober 1940 dort für die Organisation der Untergrundbewegung und die Kommunikation nach außen zuständig. Als sich die Situation im Getto Lodz/Litzmannstadt zuspitzte, verlangte sie, dass die weiblichen Mitglieder der Untergrundbewegung von dort evakuiert werden sollten. Sie beteiligte sich auch an der Kulturarbeit des Judenrats. Sie beendete 1941 jedoch die Zusammenarbeit, als das Ausmaß der Vernichtungsaktionen im Getto Wilna und im Vernichtungslager Kulmhof bekannt wurden.

Im Juli 1942 begründete Lubetkin die jüdische Kampforganisation (ŻOB) mit, die im Januar 1943 unter der Leitung von Mordechaj Anielewicz eine bewaffnete Widerstandsaktion gegen die Deportationen durchführte. Daran beteiligt war auch der Untergrundführer und ihr späterer Ehemann Jitzhak Zuckermann. Im April 1943 war sie eine Organisatorin beim Aufstand im Warschauer Getto und sorgte für die Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen von Kämpfern, die sich in verschiedenen Bunkern eingegraben hatten.

Am 10. Mai 1943 konnte sie mit einigen der letzten Kämpfer das Getto durch die Kanalisation verlassen. Nach einer 48-stündigen Flucht erreichten sie einen Stadtteil Warschaus außerhalb des Gettos und gehörten damit zu den wenigen Überlebenden. Lubetkin blieb bis zum Ende des Krieges versteckt in Warschau und nahm im August 1944 in den Reihen der Armia Ludowa am Warschauer Aufstand der Polen gegen die deutsche Besatzung teil. Nach Kriegsende gehörte sie der jüdischen Organisation ‚Bricha‘ an, die die Auswanderung der überlebenden Juden aus Osteuropa nach Westeuropa und deren Immigration nach Palästina organisierte. Sie selbst konnte erst im Juni 1946 nach Palästina auswandern. 1946 war sie Delegierte beim 22. Zionistenkongress in Basel.

Viele Familienmitglieder Lubetkins kamen im Holocaust um. So wurden ihr Vater sowie ihre Mutter, die im Untergrund gelebt hatten, 1942 entdeckt und auf der Stelle erschossen. Zwei ihrer Schwestern überlebten den Holocaust ebenfalls nicht, der einzige Bruder sowie eine Schwester übersiedelten nach Palästina.

In Israel halfen Lubetkin und ihr Mann später beim Aufbau des Kibbuz Lochamej haGeta’o mit. 1947 wurde hier ihr Sohn Simon und 1949 die Tochter Yael geboren. Lubetkin arbeitete außerdem bei der israelischen Einwanderungsorganisation Jewish Agency und leitete die Abteilung für Integration. Außerdem war sie eine der Mitbegründerinnen des ‚Itzhak Katzenelson House of Testimony and Rebellion‘ und half das ‚Ghetto Fighters’ Kibbutz‘ sowie das ‚Ghetto Fighter’s Museum‘ zu gründen. 1954 studierte sie am ersten Seminar in Ramat Efal, dem Studienzentrum der Vereinigten Kibbuzbewegung.

1961 wurde Lubetkin als Zeugin im Eichmann-Prozess gehört. Nach dem Sechstagekrieg 1967 trat sie der Bewegung für ein Großisrael bei, die die im Krieg eroberten Gebiete annektieren wollte und die später eine Fraktion des sich gründenden Likud wurde.

Ihr Buch „In the Days of Destruction and Revolt“ wurde 1979 posthum publiziert. Ihre Rede auf der Tagung im Kibbuz Yagur 1980 ist in mehreren Auflagen auf Hebräisch und anderen Sprachen erschienen. Im Jahr 2001 wurde sie im Film „Uprising“ über den Aufstand im Warschauer Ghetto von Sadie Frost dargestellt.

Quellen:

  • Dror, Zvika: The dream, the revolt, and the vow: the biography of Zivia Lubetkin-Zuckerman (1914–1978). Israel 1983.
  • Gutman, Israel: „Lubetkin, Zivia“. In: Encyclopedia of the Holocaust. Band III. New York 1990, S. 914f.
  • Käppner, Joachim: „Die Anführerin. Der Kampf um das Warschauer Ghetto vor 70 Jahren. Zivia Lubetkin war die einzige Frau in den Führungskadern des jüdischen Aufstands“. In: Süddeutsche Zeitung vom 20.04.2013, S. V2/9.
  • „Lubetkin, Zivia“. In: Shoah Resource Center. Online: http://www.yadvashem.org/odot_pdf/Microsoft%20Word%20-%206447.pdf (Stand: 17.09.2019).
  • „Zivia Lubetkin“. In: Jewish Women's Archive. Online: https://jwa.org/encyclopedia/article/lubetkin-zivia (Stand: 17.09.2019).