Mein ist die Rache (1943)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Mein ist die Rache
Autor Torberg, Friedrich (1908-1979)
Genre Novelle

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1943, Los Angeles
Titel Mein ist die Rache

Erscheinungsort Los Angeles
Erscheinungsjahr 1943

Auflagenhöhe Erstauflage 250 Stück

Verlegt von Pazifische Presse
Gedruckt von Plantin Presse
Publiziert von Torberg, Friedrich (1908-1979)

Herausgegeben von Gottlieb, Ernst, Guggenheim, Felix (1904-1976)
Umfang 62 Seiten

Preise 2 Dollar
Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)


Zusammenfassung

Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die im November 1940 in einer Wartehalle in New Jersey spielt, wird in Torbergs Novelle die Geschichte eines Flüchtlings aus dem fiktiven Konzentrationslager Heidenburg erzählt. Primär wird dabei die Frage nach Rache und den Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der Häftlinge diskutiert. Dem Genre der Novelle entsprechend, überrascht das Ende mit einer ‚unerhörten Begebenheit‘, die die Erzählung in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Die Novelle beginnt in medias res auf einem amerikanischen Pier, an dem die Menschen auch an diesem Tag auf Emigranten aus Deutschland warten. Der Ich-Erzähler sieht dort immer wieder einen gebückten Mann, der ruhelos hin und herläuft, aber nie jemanden trifft. Als er den Alten anspricht, auf wen er denn warte, antwortet dieser: „Aber ich warte auf fünfundsiebzig. […] Fünfundsiebzig. Und keiner kommt. Und ich muss immer wieder allein fortgehen“ (S. 2). Seine Geschichte, die er dem nicht namentlich genannten Ich-Erzähler schildert, schreibt dieser im Folgenden als Binnenhandlung auf. Dazu heißt es: „Ich gebe seine Erzählung so getreulich wieder als ich kann, und so ununterbrochen wie ich ihn reden liess. Ich unterbrach ihn auch nicht, wenn er Pausen machte und schwieg und wenn sein Blick sich in den Dämmerdunst der kleinen Kneipe verlor“ (S. 4). Diese ‚getreuliche Wiedergabe‘ wird durch verschiedene literarische Stilmittel deutlich gemacht: Der Monolog des Alten wird in Ich-Form geschrieben und Sprünge oder Auslassungen in seiner Erzählung werden durch Gedankenstriche sichtbar gemacht. Das gesprochene Wort wird beispielsweise auch durch Lautmalereien verdeutlicht: „[E]s war so still, dass man die schwere Hundspeitsche […] bei jedem Schritt gegen den Stiefelschaft antappen hörte, tapp-tapp-tapp“ (S. 10). Der Ich-Erzähler thematisiert auch das eigene Sprechen sowie das Erinnern. So äußert er an einer Stelle: „[S]onderbar: ich sagte doch eben, dass ich mich ‚genau‘ erinnere, und dabei weiss ich gar nicht, was da im einzelnen gesprochen wurde, und von wem“ (S. 11). Dialoge und genaue Figurenbeschreibungen machen die Vielstimmigkeit der Häftlinge und ihrer Meinungen deutlich. Durch die direkte Rede, die Ansprache des Gegenüber und die wortgewaltige Sprache wird die Situation im Lager dicht und eindringlich beschrieben: „[V]ersuchen Sie sich doch vorzustellen, wie es in unserer Baracke aussah: […] und da hockten und sassen und lagen wir nun in der Dunkelheit, so eng zusammengepfercht[,] dass wir uns kaum rühren konnten – aber man hatte trotzdem das Gefühl einer ständigen Bewegung, unwirklich war das und gespenstisch – dieses Ineinanderquellen von Trauer und Elend und Angst – diese halt- und marklosen Tränen um den toten alten Mann – dieses Deuten und Raten und immer die Angst, die grosse Angst“ (ebd.).

Die Handlung der Binnenerzählung spielt in dem kleinen KZ Heidenburg, das mit Hermann Wagenseil einen neuen Kommandanten erhält. Neue Regelungen werden eingeführt und die Juden von der übrigen Häftlingsgruppe isoliert und noch grausamer behandelt: „Er demoralisierte noch unser Leiden. Er vereinzelte es. Er sonderte aus. Er zerteilte“ (S. 6). Als die Gruppe der 80 jüdischen Häftlinge gezwungen wird, in eine Baracke zu ziehen, die maximal für 65 Menschen Platz bietet, spricht ein alter Professor bei Wagenseil die Überbelegung an. Dieser nimmt sich ‚auf seine Weise‘ des Problems an, wählt zufällig nach und nach einen Häftling aus und lässt diesen entscheiden, wie er sein Leben beenden möchte, ob mit einer Waffe, einem Seil oder durch Schläge. Dass sie die Wahl selbst treffen müssen, wird von den Häftlingen als besondere Quälerei empfunden.

Den Häftlingen stellen sich dabei immer wieder zwei Fragen, die in der Baracke heftig diskutiert werden: 1.) Wer darf Rache üben? Ist diese einem strafenden Gott vorbehalten oder darf der Einzelne – wenn die Möglichkeit besteht – an den SS-Männern Rache üben? 2.) Gibt es für die Häftlinge die Möglichkeit der Entscheidung oder bestimmen entweder Gott oder die SS-Männer gänzlich über ihr Schicksal? Besonders präsent in der Diskussion tritt neben dem Ich-Erzähler der 40-jährige Joseph Aschkenasy auf, ein tiefreligiöser Rabbinatskandidat, der sein Leben ganz in Gottes Hand gibt und nach dessen Meinung nur Gott strafen dürfe, nicht jedoch der einzelne Mensch. Diese „komische Figur“ (S. 18) strahlt in seinem Glauben an die Unabwendbarkeit des von Gott vorgegebenen Lebenswegs eine beruhigende Wirkung auf den Ich-Erzähler aus. Als sich ein junger Mann freiwillig meldet, sich also gleichsam opfert, beginnen erneut die Fragen nach dem eigenen Handlungsspielraum. Schließlich wird der Ich-Erzähler zum Verhör bei Wagenseil ausgewählt. In langen Gesprächen werden die Positionen der beiden deutlich: Wagenseil glaubt an die jüdische Weltverschwörung, daher müsse jeder Jude sterben, denn die Vernichtung sei ein „naturnotwendige[r] Prozess, der uns kein Vergnügen macht und uns nur insoweit interessiert, als wir dabei zu neuen Bestätigungen unsrer Theorie [der Minderwertigkeit der Juden] gelangen“ (S. 40). Dem Ich-Erzähler wird nach vielen Quälereien bewusst, dass Wagenseil und Aschkenasy dieselbe Meinung teilen: Juden haben keine Wahlmöglichkeit. Während Wagenseil – motiviert durch antisemitisches Gedankengut – der Meinung ist, dass ein Jude nicht wählen könne, ob er gut oder böse sei, da er per se ein Schädling sei, so sagt Aschkenasy, dass Gott die Wahl treffe: „Entscheidend war die Zwangsläufigkeit. Entscheidend war, dass wir es ohne Wahl und Wille waren, dass wir es sein mussten“ (S. 44, Hervorhebung im Original). Diese deterministische Überzeugung gerät jedoch ins Wanken, als ihm bewusst wird, dass er wählen kann, auf welche Weise er sterben möchte: „Es würde mir also nicht erspart bleiben, Wort für Wort meine Entscheidung bekanntzugeben – ausdrücklich meine Wahl zu treffen zwischen Selbstmord und Totgeprügelt-Werden –: meine Wahl! An diesem Gedanken blieb ich hängen: meine Wahl! Von diesem mörderischen Hohn kam ich nicht los: dass all diese Ausweglosigkeit in meine Wahl einmündete“ (S. 48). Der Ich-Erzähler möchte unbedingt seinen Mithäftlingen mitteilen, dass Aschkenasy irrt, „dass wir immer wieder vor die Entscheidung gestellt sind, jeder von uns, in jedem Fall“ (S. 53) und dass jeder Einzelne entscheiden muss, ob er Rache üben oder Gott die Rache überlassen möchte. Wagenseil gibt ihm diese Chance nicht. Als er aber den Strick an den Baum knöpft, fällt Wagenseil von einem Stein; der Ich-Erzähler nimmt seine Waffe, erschießt den Kommandanten und es gelingt ihm zu fliehen. Sowohl die Rache als auch die freie Entscheidung scheinen verwirklicht worden zu sein.

Das entscheidende Problem für den Ich-Erzähler, das erst durch das Gespräch in New Jersey in der abschließenden Rahmenhandlung deutlich wird, ist, dass er durch sein Handeln keine Flucht forciert hatte: „Ich wollte Selbstmord begehen, und vorher noch jenen umbringen. So war es ja nicht gemeint: dass ich ihn umbringe, um mein Leben zu retten“ (S. 60). Vielmehr wollte er seinen Mithäftlingen mitteilen, dass sie eine – wenn auch begrenzte – Möglichkeit des Handelns haben. Durch den zufälligen Mord muss es diesen aber als eine geplante Flucht erscheinen, die für den Ich-Erzähler scheinbar heilende Erkenntnis der Entscheidungsfreiheit hingegen erfuhren sie nicht. Vielmehr besteht die begründete Angst, dass sie kollektiv für sein nicht intendiertes Handeln bestraft wurden. Dass keiner von ihnen am Hafen in New Jersey ankommt, scheint der Beweis dafür zu sein. Es bleibt der bittere Nachgeschmack: „Ich hatte die Wahl, und ich habe falsch gewählt. Ich habe Rache genommen, und meine Rache wird gerächt werden“ (S. 61).

Die für die Novelle typische ‚unerhörte Begebenheit‘, die eine Neuinterpretation des Gesagten erzwingt, geschieht im letzten Satz. Als der Ich-Erzähler der Rahmenhandlung den Überlebenden nach seinem Namen fragt, antwortet dieser mit „Joseph Aschkenasy“, also jenem jüdischen Gelehrten, dem er in seiner Geschichte immer widersprochen hat, wenn es um die Frage der Rache ging. Torberg schrieb über die Pointe seiner Novelle: „Was ich beabsichtigt hatte, war jedenfalls kein literarischer Knalleffekt; sondern der Held ist über seinem Hader mit Gott und mit sich selbst in eine Art Bewusstseins-Spaltung geraten, er ist in der Rahmenhandlung nicht mehr ‚derselbe‘ wie in der eigentlichen Erzählung […] – und ich hatte gehofft, dass diese unvermutete Selbst-Identifikation am Schluss seinen an Wahnsinn grenzenden Zustand dartun würde“ (zit. nach Atze 2008, S. 95f.).


Biografie

Friedrich Torberg (geb. 16.09.1908 in Wien als Friedrich Ephraim Kantor, gest. 10.11.1979 ebenfalls in Wien) wuchs als Sohn tschechisch-jüdischer Eltern im gutbürgerlichen Milieu Wiens auf. Anders als seine assimilierten Eltern lebte er sein Jüdischsein und sah sich selbst als Jude: „Ich wußte, daß ich Jude war. Ich habe Hitler dazu nicht gebraucht“ (zit. nach Reich-Ranicki 1979, S. 21). In seiner Kindheit war Torberg sportlich sowie kulturell aktiv, gründete Lesezirkel an seinem Gymnasium und pflegte einen großen Freundeskreis. 1921 zog die Familie nach Prag, da der Vater zum Prokuristen seiner Firma aufgestiegen war. Auch dort konnte Torberg seinem Interesse für Literatur nachgehen, besuchte Prager Literaturcafés, schickte seine ersten Manuskripte an (zionistische) Zeitungen und lernte bekannte Schriftsteller wie Max Brod, der zu seinem Mentor und ‚geistigen Vater‘ wurde, oder Joseph Roth kennen. Sein literarischer Durchbruch gelang Torberg schon früh durch „Der Schüler Gerber hat absolviert“, einem Schulroman, der allein fünf tschechische Auflagen bis in die 1930er Jahre und die Übersetzung in zehn Sprachen erlebte. In den folgenden Jahren publizierte Torberg in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, u.a. auch in der „Weltbühne“ und der „Neuen Rundschau“. 1933 wurden seine Bücher in Deutschland verboten, da er sich politisch gegen die Nationalsozialisten engagierte und Jude war. Torberg, der auf der „Liste der deutschfeindlich tätigen Journalisten und Schriftsteller“ von 1936 stand, musste 1938 über die Schweiz nach Frankreich und in der Folge über Portugal in die USA emigrieren. Einer Verhaftung in Wien war er noch durch die zeitige Umsiedlung nach Prag zuvorgekommen. Die tschechoslowakische Exilarmee, der er sich in Frankreich noch anschließen wollte, musterte ihn aufgrund eines Herzfehlers aus. Torberg kam, wie seine Romanfigur in „Mein ist die Rache“, 1940 in New Jersey an und wurde von Freunden in Empfang genommen. Durch die Vermittlung des PEN-Clubs, der ihn auf Vorschlag von Erika Mann als einen der ‚Ten Outstanding Anti-Nazi-Writers‘ bereits bei der Ausreise aus Europa unterstützt hatte, erhielt er direkt einen Vertrag als Scriptwriter bei der Produktionsfirma Warner Brothers. Dies sicherte zwar Torbergs finanzielles Auskommen in den ersten Jahren in Hollywood, jedoch wurden seine Arbeiten zunächst nicht wahrgenommen. Umso wichtiger waren Torberg daher seine Freundschaften, die er mit anderen Emigranten wie dem Ehepaar Werfel schloss. Durch mehrere Drehbucherfolge wurde Torberg schließlich auch in den USA bekannt. 1945 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und heiratete zum ersten Mal. Sechs Jahre blieb er noch in New York, kehrte dann aber nach Österreich zurück, wo er zu einer wichtigen Person des Wiener literarisch-kulturellen Lebens wurde. Er war bis zu seinem Tod ein gefragter Redner und Schriftsteller. Torberg gilt heute als „der bekannteste und einflußreichste österreichisch-jüdische Schriftsteller der Nachkriegszeit“ (Adunka 2000, S. 572) oder – wie Marcel Reich-Ranicki in seinem Nachruf auf ihn schreibt – als „Wiener Institution, ein österreichisches Wunder und ein deutsches Ärgernis“ (Reich-Ranicki 1979, S. 21). Als Autor fand Torberg Zeit seines Lebens viele Betätigungsfelder, verfasste Romane, Gedichte, Dramen, Kritiken, Drehbücher und vieles mehr; auch fungierte er als Herausgeber des kulturpolitischen „FORUM“, als Übersetzer der satirischen Texte von Ephraim Kishon und als Herausgeber anderer Autoren.

Quellen:

  • Adunka, Evelyn: „Torberg, Friedrich“. In: Kilcher, Andreas B. (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar 2000, S. 572f.
  • Atze, Marcel: „Nachwort“. In: Torberg, Friedrich: Mein ist die Rache. Novelle. München 2008, S. 79-102.
  • Axmann, David: Friedrich Torberg. Die Biographie. München 2008.
  • Reich-Ranicki, Marcel: „Europäer, Österreicher, Jude. Zum Tode von Friedrich Torberg“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.11.1979, S. 21.


Werkgeschichte

Friedrich Torberg lebte 1943 bereits in den USA, als sein Buch „Mein ist die Rache“ herausgeben wurde. Dies geschah als Privatdruck in einem „von Felix Guggenheim initiierten, nicht auf Gewinn ausgerichteten Unternehmen“ (Axmann 2008, S. 151). Diese Liebhaberausgaben spezialisierten sich auf Texte von Exilautoren, neben Torberg wurden so u.a. auch Alfred Döblins und Franz Werfels Texte herausgeben. Wie der Autor F. C. Weiskopf in einer Rezension bedauerte, geschah dies in einer vergleichsweise kleinen Auflage: „It is a pity that the edition is limited to a few hundred signed copies“ (Books Abroad, Bd. 18, Nr. 4, Herbst 1944, S. 393). Tatsächlich gab es nur 250 Stück dieser ersten Ausgabe, eine weitere ‚Volksausgabe‘ folgte mit 2.000 Exemplaren. Geplant war, dass die Novelle in den deutschen Kriegsgefangenenlagern im Rahmen der Re-Education-Programme verteilt werden sollte; dies scheiterte. Die Novelle wurde ein Erfolg, es wurden zahlreiche Exemplare verkauft. Torbergs Text wurde begeistert rezensiert und im selben Jahr wurde eine Übersetzung ins Englische geplant. F. C. Weiskopf schrieb in der amerikanischen Zeitschrift „Books Abroad“ über Torbergs Novelle: „Mein ist die Rache, a weird story of the escape of a prisoner from a concentration camp, is told with remarkable skill, in both phrasing and construction“ (ebd.).

Der Originaltitel, der für die amerikanische Ausgabe bearbeitet wurde, war „Der 94. Psalm“. Dieser Titel spielt auf besagten 94. Psalm der Bibel an, in dem die göttliche Rache thematisiert wird, die jedem widerfahre, der sich gegen Gottes Volk stellt: „Herr Gott, des die Rache ist, Gott, des die Rache ist, erscheine! / Erhebe dich, du Richter der Welt; vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen! / Herr, wie lange sollen die Gottlosen, wie lange sollen die Gottlosen prahlen / und so trotziglich reden, und alle Übeltäter sich so rühmen? / Herr, sie zerschlagen dein Volk und plagen dein Erbe. / Witwen und Fremdlinge erwürgen sie und töten die Waisen.“ Marcel Reich-Ranicki, der von Torbergs Novelle als „Höhepunkt der Torbergschen Epik“ (zit. nach Axmann 2008, S. 154) spricht, nahm den Text in dieser Urfassung in seine Sammlung der „Notwendigen Geschichten 1933-1945“ auf. „Der 94. Psalm“ unterscheidet sich von der Überarbeitung nicht im Plot an sich, sondern vor allem im Aufbau: Die Rahmen- und Binnenhandlung sind weniger deutlich voneinander abgegrenzt und die Handlung im Konzentrationslager wird zeitlich verortet im Sommer 1936. Die zentralen Aussagen und einzelne Passagen sind zwar teilweise wortgleich übernommen worden, jedoch sind Urfassung und Überarbeitung im Stil stark unterschiedlich.

Nach dem Krieg wurde die Novelle 1947 beim Wiener Bermann-Fischer Verlag als europäische Erstausgabe verlegt – auch diese Ausgabe wurde zunächst begeistert rezensiert. Danach wurden allerdings andere Texte von Torberg bekannter und daher öfter publiziert bzw. nachgedruckt. „Mein ist die Rache“ wurde für Jahrzehnte vergessen. Eine ungekürzte Fassung, die mit dem Original von 1943 übereinstimmt, erschien erstmals 1986 im Ullstein Verlag in einer Sammlung mit anderen Erzählungen Torbergs. Zum 100. Geburtstag von Friedrich Torberg erfuhr sein Buch nationale und internationale Neuauflagen, so etwa 2008 bei dtv auf Deutsch sowie auf Italienisch („Mia è la vendetta“) und Spanisch („Mía es la venganza“).

Quellen:

  • Atze, Marcel: „Nachwort“. In: Torberg, Friedrich: Mein ist die Rache. Novelle. München 2008, S. 79-102.
  • Axmann, David: Friedrich Torberg. Die Biographie. München 2008.
  • Bell, Robert F.: "The Jewish Experience as Portrayed in Three German Exile ‚Novellen‘“. In: South Atlantic Bulletin (1977), Nr. 42, H. 4, S. 3-12.
  • Weiskopf, F. C.: „Rezension zu 'Mein ist die Rache'“ In: Books Abroad (1944), Nr. 18, H. 4, S. 393.
  • Torberg, Friedrich: „Der 94. Psalm“. In: Reich-Ranicki, Marcel (Hg.): Notwendige Geschichten 1933-1945. München 1980, S. 508-540.



Bearbeitet von: Christiane Weber