Nazi-Bastille Dachau (1939)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche

Angaben zum Werk

Titel Nazi-Bastille Dachau

Genre Sonstige

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1939, Paris
Titel Nazi-Bastille Dachau
Untertitel Schicksal und Heldentum deutscher Freiheitskämpfer

Erscheinungsort Paris
Erscheinungsjahr 1939

Gedruckt von Impremerie Coopérative Etoile

Umfang 109 Seiten

Bibliotheksnachweise DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Online-dnb-icon.gif elektronische Ausgabe)


Zusammenfassung

Das Internationale Zentrum für Recht und Freiheit in Deutschland die Welt möchte, gestützt auf Berichte von ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau und auf Presseberichte, die Welt über die Verbrechen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern aufklären, um so zu einem Ende des Regimes beizutragen.

Die Publikation wendet sich ausdrücklich gegen eine gewisse Gleichgültigkeit und eine Unterschätzung des verbrecherischen Charakters der NS-Diktatur. Die Lager seien nicht, so heißt es im Vorwort, „Missgriffe eines an und für sich wohlmeinenden Systems“ (S. 7) wie bisweilen im Ausland angenommen würde. Vielmehr sieht er im Lager den Kern des Regimes: „Das Konzentrationslager ist das Produkt eines Systems und verkörpert sozusagen seine Ideologie“ (S. 8). Wie lange dies noch anhalte, hänge vor allem von der Weltöffentlichkeit ab, die von den Nationalsozialisten gefürchtet werde.

Schlaglichtartig beleuchten die folgenden Kapitel einzelne Ereignisse oder Häftlinge, aber auch die SS-Täter in Dachau. Sie schildern auf Grundlage von Berichten ehemaliger Häftlinge den Alltag im Lager, der geprägt ist von Arbeit, Demütigung und Gewalt, aber auch von Solidarität der Insassen untereinander. Verbunden sind diese Schilderungen mit aufrüttelnden Appellen an die Weltöffentlichkeit oder auch mit ganz konkreten Aufforderungen an das NS-Regime. So wird im Kapitel „Eine denkwürdige Begrüssung“ beispielsweise die Begegnung zwischen den beiden prominenten Häftlingen geschildert: Alfons Gorbach, einem Politiker der österreichischen Christlich-Sozialen Partei und entschiedenen Gegner der Nationalsozialisten, und Kurt Schumacher, dem ehemaligen Reichstagsabgeordneten der SPD und späteren ersten Bundesvorsitzenden der SPD nach Kriegsende. Ihre Begegnung in der Invalidenkompagnie – Gorbach war beinamputiert, Schumacher fehlte ein Arm – stilisiert der Bericht zu einer Volksfront, deren Lehren auch für die Zukunft fruchtbar seien. Verbunden wird dies mit der Forderung nach der Freilassung der beiden.

In einem weiteren Kapitel wird auch der Lebensweg des bayerischen Kommunisten Hans Beimlers nachgezeichnet, der 1933 fliehen konnte und einen bekannten Bericht über seine Haftzeit veröffentlichte, nachgezeichnet. Die Verhör- und Foltermethoden werden anschließend anhand des Berichts eines Häftlings eindringlich geschildert, dem Fluchthilfe für Beimler vorgeworfen wurde. Den SS-Wachleuten ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Sie werden vor allem als brutale Sadisten und zum Teil gescheiterte Existenzen charakterisiert. Neben Theodor Eicke, der zeitweise Kommandant in Dachau war und die Lagerordnung, die auszugsweise abgedruckt ist, entworfen hat, werden weitere SS-Leute namentlich angeführt und charakterisiert, vor allem diejenigen, die als besondere Folterer in den Arrestzellen aufgefallen sind.

Der Bericht schildert nicht nur „Schicksal und Heldentum deutscher Freiheitskämpfer“, wie der Untertitel lautet, sondern thematisiert auch das besondere Los, das Juden in Konzentrationslagern schon vor 1939 ertragen mussten. Die Schilderungen der zahllosen Mordtaten im Lager bilden ein eigenes Kapitel, in dem die Verfasser die besondere Gewalt gegen Juden betonen: „Wenn im Lager irgend etwas vorkam, wurden immer zuerst die Juden verdächtigt“ (S. 85).

Das Nachwort bündelt die politische Botschaft und Intention der Publikation. Die Verfasser machen darauf aufmerksam, dass die Leiden der Häftlinge in Dachau fortdauern, das Lager aber auch die Volksgemeinschaft als eine Schimäre entlarve. Der Widerstand, so heißt es, sei weiterhin lebendig und sein Kern sei die Arbeiterschaft. „Dachau ist in der Welt zum Inbegriff moderner Barbarei geworden. Zahlreiche Berichte sind über dieses bayerische Konzentrationslager schon veröffentlicht worden und haben die Menschheit erschaudern lassen. Und immer ist noch nicht alles gesagt“ (S. 106). Die Häftlinge erwarten den Protest der Weltöffentlichkeit und ihre Hilfe: „Hoffen wir, dass diese schlichten Berichte dazu beitragen, das Gewissen der Welt aufzurütteln“ (S. 108).




Bearbeitet von: Markus Roth