Poller, Walter (1900-1975)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Poller, Walter

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 6. Januar 1900
Geburtsort Kiel
Sterbedatum 17. Oktober 1975
Sterbeort Hagen
Tätigkeit Redakteur, Journalist, Widerstandskämpfer, Autor, Schriftsteller
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Walter Poller (geb. 06.01.1900 in Kiel, gest. 17.10.1975 in Hagen) wurde als Sohn des Metallformers, Stadtrats der SPD und Polizeipräsidenten Wilhelm Poller geboren. Die Oberrealschule musste er nach dem sogenannten ‚Einjährigen-Zeugnis’ aus finanziellen Gründen verlassen. Bis zur Einberufung war er als Redaktionsvolontär bei der ‚Kieler Arbeiterzeitung‘ und danach bei der ‚Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung‘ tätig. Ab Sommer 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und gehörte im November 1918 dem Soldatenrat in Jüterborg an. Bereits während seiner Schulzeit engagierte er sich in der Arbeiterjugend und wurde schließlich leitender Funktionär der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Nach Kriegsende trat Poller 1919 der SPD bei und wurde in Hamm Chefredakteur bei der sozialistischen Tageszeitung ‚Der Hammer‘. Er unternahm 1923 eine Auslandsreise nach Istanbul und schrieb seine Eindrücke später in dem Buch ‚Die Revolution einer Stadt. Besuch in Istanbul‘ nieder. Poller geriet im März 1933 (ab 1. März für acht Tage) sowie im Juni 1933 (ab 24. Juni für 14 Tage) jeweils für kurze Zeit in ‚Schutzhaft‘. Anschließend baute er eine Widerstandsgruppe aus Sozialdemokraten auf, die unter anderem Flugblätter verteilte und im Herbst 1934 durch die Gestapo ausgehoben wurde. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1934 wurde er wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet und unter Anklage gestellt. Er wurde in der Dortmunder Steinwache inhaftiert und am 28. Juli 1935 (Eigenangabe ist der 29. Juni 1935) vom 3. Senat des Volksgerichtshofes wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Haftzeit verbüßte er in Münster, Neusustrum, Börgermoor, Plötzensee, Oslebshausen, Celle und dem Moorlager Lührsbockel in der Lüneburger Heide. Nach seiner Entlassung wurde Poller ohne Angaben von Gründen erneut in Dortmund und Celle inhaftiert. Nach dem Ende seiner Schutzhaftstrafe am 28. November 1938 wurde er in Polizeihaft genommen und in das Strafgefängnis Celle überführt. Am 22. Dezember 1938 wurde er als politischer Häftling in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt, wo er die Häftlingsnummer 996 erhielt. Poller war zuerst beim Arbeitskommando Steinbruch und ab Frühjahr 1939 als Arztschreiber im Häftlingskrankenbau eingesetzt. Im Mai 1940 wurde Poller entlassen. Seine Entlassung aus dem KZ Buchenwald wurde durch den Wohnortwechsel seiner Familie nach Hamburg begünstigt, wo er schließlich im Betrieb eines Familienmitglieds beschäftigt war.

Nach Kriegsende amtierte Poller als politischer Sekretär der SPD beim Landesverband Hamburg. Danach war er als Chefredakteur bei sozialdemokratischen Zeitungen in Nordrhein-Westfalen tätig, unter anderem von 1946 bis 1961 bei der ‚Westfälischen Rundschau‘. Zudem betätigte er sich als Publizist unter den Pseudonymen Walter Raven, Walter Weissenburg und Walter Jeune. Aufgrund einer Erkrankung ging Poller 1961 in den Ruhestand und lebte danach in Hohenlimburg.

Quellen:

  • Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 469.
  • Poller, Walter: Arztschreiber in Buchenwald. Bericht des Häftlings 996 aus Block 39. Hamburg 1946.
  • Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937–1945. Göttingen 2000.