Sachs, Nelly (1891-1970)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Sachs, Nelly

Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 10. Dezember 1891
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 12. Mai 1970
Sterbeort Stockholm
Tätigkeit Nobelpreisträgerin, Lyrikerin, Librettistin, Schriftstellerin, Dramatikerin, Übersetzerin
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Nelly Sachs, eigentlich Leonie Sachs (geb. 10.12.1891 in Berlin, gest. 12.05.1970 in Stockholm), wurde als einziges Kind des Erfinders und Fabrikanten William Sachs und seiner jungen Frau Margarete in eine assimiliert jüdisch-großbürgerliche Familie geboren. 1903 trat sie nach drei Jahren Privatunterricht in eine Höhere Töchterschule ein, die sie fünf Jahre später mit der Mittleren Reife abschloss. Mit 15 Jahren begeisterte sie der Debütroman „Gösta Berling“ der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf so sehr, dass sie eine Brieffreundschaft mit ihr begann, die 35 Jahren anhielt. Mit 17 Jahren verfasste sie bereits erste eigene Gedichte.

Nelly Sachs lebte mit ihren Eltern zurückgezogen und nahm wenig am gesellschaftlichen Leben der zwanziger Jahre teil. Sie blieb unverheiratet, nachdem ihr Vater eine Liebesbeziehung zu einem geschiedenen Mann unterbunden hatte. Sie hielt diese Beziehung jedoch vermutlich über Jahrzehnte hinweg aufrecht und wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zusammen mit ihm verhaftet. Der Geliebte kam vermutlich im Konzentrationslager um. Genaueres ist jedoch nicht bekannt. 1921 erschien mit Unterstützung des Schriftstellers Stefan Zweig Nelly Sachs’ erster Gedichtband unter dem Titel „Legenden und Erzählungen“. Bei der Herausgabe ihrer gesammelten Werke nahm Nelly Sachs diese Gedichte später jedoch nicht mit auf. Gegen Ende der 1920er Jahre wurden ihre Gedichte in verschiedenen Berliner Zeitungen gedruckt, darunter die „Vossische Zeitung“, das „Berliner Tageblatt“ und die Zeitschrift „Die Jugend“. Publikum und Kritik lobten sie gleichermaßen.

Wiederholt wurde Sachs‘ nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu Gestapo-Verhören einbestellt und ihre Wohnung von SA-Leuten geplündert. Mit Hilfe von ‚arischen‘ Freunden konnte Sachs mit ihrer Mutter im Mai 1940 aus Deutschland im letzten Moment der Deportation nach Schweden entgehen; ihr Vater war bereits 1930 verstorben. In Stockholm lebten Mutter und Tochter in ärmlichen Verhältnissen, Nelly Sachs arbeitete zeitweise als Wäscherin. Sie begann Schwedisch zu lernen und moderne schwedische Lyrik ins Deutsche zu übersetzen. Neben den Gedichten, die sie 1947 in den „Wohnungen des Todes“ veröffentlichte, entstanden in diesen Jahren auch die beiden Dramen „Eli“ und „Abram im Salz“. Anfang 1950 starb Sachs’ Mutter, ebenfalls in den 1950er Jahren begann Sachs eine Korrespondenz mit Paul Celan, den sie 1960 auch in Paris besuchte. Weitere ihrer Werke erschienen, etwa 1957 „Und niemand weiß weiter“ und 1959 „Flucht und Verwandlung“ , Das Mysterienspiel „Eli“ wurde 1959 als Hörspiel beim Südwestdeutschen Rundfunk ausgestrahlt.

Im selben Jahr wurde ihr der Lyrikpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie in Abwesenheit verliehen, da Nelly Sachs nicht nach Deutschland reisen wollte. Erst 1960 betrat sie zur Verleihung des Meersburger Droste-Preises für Dichterinnen das erste Mal seit zwanzig Jahren Deutschland. Dieser Besuch löste jedoch einen psychische Erkrankung aus, so dass sie nach ihrer Rückkehr nach Schweden zusammenbrach. Insgesamt verbrachte sie drei Jahre in einer Nervenheilanstalt bei Stockholm. Als erste Frau erhielt Sachs‘ 1965 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, was sie dann erneut zu einer Reise nach Deutschland veranlasste. Am 10. Dezember 1966, ihrem 75. Geburtstag, wurde ihr der Literaturnobelpreis verliehen. Nelly Sachs verschenkte ihr Preisgeld an Bedürftige, die Hälfte ging an ihre Freundin Gudrun Harlan. In den letzten Jahren ihres Lebens zog Sachs sich aus der Öffentlichkeit zurück. Ihr psychisches Leiden machte einen weiteren Aufenthalt in einer Nervenklinik notwendig, hinzu kam eine Krebserkrankung, an der sie schließlich starb.

Quellen: