Schaeder, Hildegard (1902-1984)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Autorin von: Ostern im KZ (1947)
Die Karte wird geladen …
Name Schaeder, Hildegard

Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 13. April 1902
Geburtsort Kiel
Sterbedatum 11. April 1984
Sterbeort Freiburg im Breisgau
Tätigkeit Philologin, Historikerin
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek

Biografie

Hildegard Schaeder (geb. 13.04.1902 in Kiel, gest. 11.04.1984 in Frankfurt a.M.) wurde als das vierte von fünf Geschwistern des Professors für Systematische Theologie Erich Schaeder und seiner Frau Anna geb. Sellschopp geboren. Sie besuchte ein privates Gymnasium zunächst in Kiel und später, nachdem ihr Vater einen Ruf der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität angenommen hatte, in Breslau, wo sie 1920 als Externe das Abitur ablegte. Nach ihrem Studium der klassischen und der slawistischen Philologie, der osteuropäischen Geschichte, der Byzantinistik und der Philosophie in Breslau und Hamburg, promovierte sie 1927 in Hamburg zu „Moskau, das dritte Rom“. Nach Forschungsaufenthalten in Prag und Nordrussland war sie ab 1935 wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Publikationsstelle für Osteuropäische Forschungen des Preußischen Geheimen Staatsarchivs.

1934 trat sie der Bekennenden Kirche bei, ab 1935 arbeitete die seit ihrer Kindheit Hörbehinderte auch aktiv in der Jesus-Christus-Gemeinde in Berlin-Dahlem mit, die von Martin Niemöllers betreut wurde. Ab 1936 studierte sie Theologie. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Gemeindearbeit lag in der Betreuung von Juden, die in das Getto Lublin verschleppt worden waren, und die sie mit Briefen und Paketen versorgte. Nach einer Denunziation wurde Hildegard Schaeder am Morgen des 14. September 1943 wegen „Begünstigung flüchtiger Juden“ in „Schutzhaft“ genommen und im Gefängnis am Berliner Alexanderplatz inhaftiert. Im Frühjahr 1944 wurde sie als politischer Häftling mit der Nummer 31795 in das KZ Ravensbrück überstellt. Hier bearbeitete sie ab August 1944 in der Bürokolonne der Verwaltung des Lagers die Häftlingskartei. Durch die Auflösung des Lagers beim Anmarsch der Roten Armee am 28. April 1945 wurde die Haft schließlich beendet.

Nach dem Krieg arbeitete sie zunächst als Gemeindehelferin in Mecklenburg, bis sie nach Göttingen zog, wo nach dem Krieg bereits ihre Mutter und Geschwister lebten. Von 1948 bis 1970 arbeitete sie als Referentin für die Orthodoxen Kirchen des Ostens im Außenamt der Evangelische Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Außerdem lehrte sie von 1965 bis 1978 als Honorarprofessorin für die Geschichte der Ostkirchen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. In Frankfurt-Oberrad ist eine Straße nach Hildegard Schaeder benannt. 2000 wurde sie postum als Gerechte unter den Völkern geehrt.

Quellen:

  • Degen, Barbara: Das Herz schlägt in Ravensbrück. Die Gedenkkultur der Frauen. Opladen/Farmington Hills 2010.
  • Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher. Hg. von Fraenkel, Daniel und Jakob Borut. Göttingen 2004, S. 237f.
  • Schaeder, Hildegard: Ostern im KZ. Berlin 1947.
  • Schwöbel, Gerlinde: Leben gegen den Tod. Hildegard Schaeder: Ostern im KZ. Frankfurt am Main 1995.