Szende, Stefan (1901-1985)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Szende, Stefan

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 10. April 1901
Geburtsort Szombathely
Sterbedatum 4. Mai 1985
Sterbeort Stockholm
Tätigkeit Journalist, Schriftsteller, Widerstandskämpfer
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Wikidata

Biografie

Stefan Szende (geb. 10.04.1901 in Szombathely/Ungarn, gest. 1985) wurde als István Szende in eine liberale, jüdische Familie geboren. Szende besuchte die Volksschule und ein katholisches Ordensgymnasium, das er 1919 mit dem Abitur abschloss. Schon 1919 engagierte er sich in der Kommunistischen Partei Ungarns und geriet in die Wirren um die kurzlebige ungarische Räterepublik. Daher schickte ihn seine Familie nach Wien, wo er ein Philosophiestudium aufnahm. 1921 wechselte er nach Budapest, wo er nun Rechts- und Staatswissenschaften studierte. Neben dem Studium war er weiterhin politisch aktiv und veröffentlichte Rezensionen und Essays. 1924 schloss er das Studium ab, 1925 folgte die Promotion. Im Jahr darauf wurde er wegen Äußerungen in seinen Artikeln und in einer Versammlung verhaftet. Als Szende im Sommer 1928 aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, floh er aus Ungarn nach Österreich, um einer langjährigen Haftstrafe zu entgehen. Hier konnte er mit Unterstützung der Roten Hilfe Fuß fassen. Er nahm sein abgebrochenes Philosophiestudium wieder auf und wurde um 1930 zum Dr. phil. promoviert. Kurz zuvor war er im Zuge stalinistischer Säuberungen aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. Szende verließ Österreich und zog nach Berlin, wo er 1931 Mitglied der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO) wurde, einer Abspaltung von der KPD. Im Jahr darauf wechselte er mit vielen Anderen gemeinsam in die neu gegründete Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), für die er nach Machtantritt Hitlers auch illegal arbeitete. Nach Verhaftungen durch die Gestapo hatte Szende ab August 1933 kurze Zeit die Leitung der SAP inne, bevor auch er am 22. November 1933 verhaftet wurde. Tagelang wurde er in einem Folterkeller der SA verhört und misshandelt. Am 1. Dezember 1933 schließlich kam er in das Konzentrationslager Columbiahaus; Verhöre und Misshandlungen waren auch hier an der Tagesordnung. Anfang 1934 wird Szende in das Konzentrationslager Oranienburg verlegt, wo er als Jude besonderen Drangsalierungen und Folterungen ausgesetzt war. Am 20. März 1934 wurde er in das Untersuchungsgefängnis Moabit überstellt. Vom 26. November bis zum 1. Dezember 1934 fand vor dem Volksgerichtshof der Prozess gegen Szende und andere SAP-Mitglieder statt, in dem er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Da ihm die bisherige Haftzeit anerkannt wurde, wurde er nach einem Jahr Haft im Zuchthaus Luckau am 6. Dezember 1935 entlassen, an die tschechische Grenze gebracht und abgeschoben. In Prag schloss sich Szende der Exil-SAP an, deren Prager Leitung er kurz darauf übernahm. In Tschechien lebte er mit seiner Frau und Tochter in prekären Verhältnissen, da er als Flüchtling keine Arbeit aufnehmen durfte. Im Oktober 1937 gelang es ihm schließlich, eine Einreiseerlaubnis für sich und seine Familie nach Schweden zu erhalten. Hier arbeitete er weiter politisch und konnte die Familie durch journalistische Arbeiten ernähren. In Schweden veröffentlichte er 1944 sein Buch „Der letzte Jude aus Polen“, dem weitere politische, vor allem außenpolitische Schriften folgten. Im Herbst 1944 trat Szende zusammen mit vielen anderen SAP-Mitgliedern, unter ihnen auch Willy Brandt, zur SPD über. Nach Kriegsende blieb er in Schweden, wo er als Journalist und Publizist arbeitete, unter anderem war er als skandinavischer Korrespondent des RIAS tätig. Szende erhielt 1972 das Bundesverdienstkreuz. 1975 veröffentlichte er seine Erinnerungen.

Quellen: