Theek, Bruno (1891-1990)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Theek, Bruno

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 20. Mai 1891
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 22. März 1990
Sterbeort Ludwigslust
Tätigkeit Pfarrer, Politiker
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Bruno Carl Albert Georg Theek (geb. 20.05.1891 in Berlin, gest. 22.03.1990 in Ludwigslust) wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Berlin im Arbeitermilieu nahe Wedding auf. Wegen seiner guten schulischen Leistungen erhielt er ein Stipendium für ein Berliner Gymnasium, das er mit Abitur als Jahrgangsbester abschloss. Schon während der Schulzeit verdiente er Geld mit Nachhilfestunden hinzu und konnte so seine Familie finanziell unterstützen. Dennoch machte Theek Ausgrenzungserfahrungen als Arbeiterkind im bürgerlichen Milieu. Geldknappheit zwang ihn auch dazu, nicht wie geplant Medizin zu studieren, sondern evangelische Theologie. Er trat während seines Studiums in Berlin 1911 der SPD bei; bald wurde er bis zu deren Auflösung Mitglied der USPD. Immer wieder arbeitete er in den Semesterferien auch in Betrieben wie Blohm und Voß in Hamburg, um das Arbeitermilieu kennenzulernen.

Im Ersten Weltkrieg wurde Theek zwar einberufen, aufgrund gesundheitlicher Probleme blieb ihm der Fronteinsatz jedoch erspart. Stattdessen setzte er aus den Heilanstalten seine Prüfungen fort und begann Gottesdienste zu halten, Beerdigungen für andere Pfarrer zu übernehmen sowie als Lehrer in einem Erziehungsheim für höhere Söhne zu arbeiten. Von 1918 bis 1920 wirkte er erstmals als Pfarrer in Sauen, wo er bald den Spitznamen ‚Roter Pfarrer‘ erhielt.

Die Inflation verringerte allerdings das Einkommen als Pfarrer so sehr, dass Theek die Stelle aufgab und sozialpolitisch als Dezernent für soziale Fragen im Wohlfahrts- und Jugendamt des Berliner Magistrats aktiv wurde. Er war auch Reichsvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Kommunalbeamter. 1929 veröffentlichte er aus der Arbeit als Sozialarbeiter heraus seine Schrift „SOS – Jugend am Kreuz“ über soziale Probleme der Großstadtjugend.

In den 1930er Jahren arbeitete Theek wieder als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden in Brandenburg und Mecklenburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er zunächst mehrfach verhaftet, aber immer wieder entlassen. Theek wurde auch Opfer körperlicher Übergriffe durch die SA und Gestapo des Ortes Satow. Im Oktober 1941 wurde Theek in seiner neuen Gemeinde Ludwigslust wegen ‚Kanzelmissbrauchs‘ und staatsfeindlicher Aussagen festgenommen und von der SS in Schwerin und später in Halle inhaftiert. Am 2. Januar 1942 wurde er in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert und erhielt die Gefangenennummer 28981. Zunächst war er in Block 26/III untergebracht. Am 21. Juli 1942 wurde er mit anderen Geistlichen für wenige Tage auf die Dachauer Plantagen zum Kommando Trockenboden-Gerätehaus überstellt. Theek wurde später wieder, bis zu seiner Entlassung am 3. April 1945, in den sogenannten Pfarrerblock gebracht. Er kehrte Ende April – also noch vor Kriegsende und der Eroberung des Ortes durch amerikanische Truppen – nach Ludwigslust an seine ehemalige Pfarrstelle zurück und wurde von den sowjetischen Besatzern im Juli 1945 zum Bürgermeister des Ortes ernannt; dieses Amt hatte er bis zum 15. September 1947 inne. Da seine erste Frau bereits 1938 verstorben war, hatte sich seine Haushälterin um die drei Kinder gekümmert. Als Pastor wirkte er von 1947 bis 1965 in Ludwigslust. Theek war mit anderen Holocaustüberlebenden vernetzt und engagierte sich mit dem ehemaligen politischen Häftling Willi Bredel beim Aufbau des Kulturbunds in Mecklenburg. Er erhielt verschiedene staatliche Auszeichnungen der DDR, wie die Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold.

Quellen:

  • Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.
  • o.A.: „[Lebenslauf]“. In: Theek, Bruno: SOS – Jugend am Kreuz. Rostock 2003, S. 59.
  • o.A.: „Theek, Bruno (1891-1990)“. Online: http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/tit00205/00205k11.htm (Stand: 18.09.2019).
  • Theek, Bruno: Keller, Kanzel und Kaschott. Lebensbericht eines Zeitgenossen. Berlin 1961.
  • Theek, Bruno: „Keller, Kanzel und Kaschott. Lebensbericht eines Zeitgenossen“. In: Spantig, Siegfried (Hg.): Drei Heimatschreiber. Schwerin 2009, S. 109-143.
  • Wendel-Gilliar, Manfred: Das Reich des Todes hat keine Macht auf Erden. Priester und Ordensleute 1933-1945. KZ Dachau. Band II. Roma 2002, S. 70f.