Trksak, Irma (1917-2017)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Trksak, Irma

Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 1917

Tätigkeit Widerstandskämpferin
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek

Biografie

Irma Trksak (geb. 02.10.1917 in Wien, gest. 11.07.2017 in Wien) wurde als zweites von vier Kindern von Anna und Stephan Trksak in eine slowakische Arbeiterfamilie geboren. Die Eltern waren vor dem Ersten Weltkrieg aus der Slowakei nach Wien gezogen, um dort Arbeit zu finden. Stephan Trksak arbeitete sich schließlich zum Maschinisten einer Eisfabrik hoch. Irma konnte als Arbeiterkind das tschechische Komensky-Realgymnasium besuchen und legte hier ihre Matura ab. Danach verbrachte sie ein Jahr an der Pädagogischen Akademie in Prag und erhielt dann eine Anstellung als Lehrerin an der tschechischen Volksschule in Wien. Zudem unterrichtete sie in einer slowakischen Sprachschule. Als diese Schulen 1940 geschlossen wurden, begann Irma ein Slawistik-Studium.

Irma Trksak engagierte sich in ihrer Studienzeit im Widerstand, etwa im „Tschechoslowakischen Turnverein“. Sie vervielfältigte Flugblätter und half bei Sabotage-Aktionen mit. Schließlich wurden immer mehr Mitglieder der Gruppe verhaftet, darunter auch einer von Irmas Brüdern, und ohne Prozess in Konzentrationslager gebracht. Am 29. September 1941 wurde auch Irma verhaftet, einen Tag später ihr Freund Ludwik Štěpánek, bei dem ein im Garten vergrabenes Vervielfältigungsgerät gefunden wurde.

Zwölf Monate blieb sie in Gefängnishaft in Wien. In dieser Zeit wurde sie immer wieder verhört und zum Verrat ihrer Mitkämpfer aufgefordert. Lange Zeit verbrachte sie in Einzelhaft. Am 2. Oktober 1942, ihrem 25. Geburtstag, wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt, wo sie die Häftlingsnummer 14177 erhielt.

Trksak meldete sich zur Zwangsarbeit bei Siemens, wo sie als Schreiberin die Arbeitsleistung der Häftlinge verzeichnen musste. Dies ermöglichte ihr, die Widerstandsarbeit fortzusetzen, indem sie die Statistiken der Arbeitsleistungen der Zwangsarbeiterinnen verfälschte. 1944 wurde Irma Stubenälteste in der „Internationalen Stube“. Sie wurde jedoch verraten, weil sie politische Aktivitäten und Diskussionen auf ihrer Stube duldete, und zur Strafe in die Uckermark versetzt. Schließlich gelang es ihr mit Hilfe von Elisabeth Thury, Chefin der Lagerpolizei in Ravensbrück, wieder in das Hauptlager zurücküberstellt und dort Stubenälteste im Block 3 zu werden. Am 29. April konnte sie im Chaos der Lagerauflösung vom letzten sogenannten Evakuierungsmarsch fliehen.

Ihre Eltern sowie die Schwester hatten den Krieg überlebt, die Brüder Jan und Stefan waren jedoch an der Front oder im Konzentrationslager gestorben. Auch ihr Freund Ludwik Štěpánek war in einem Nebenlager von Mauthausen umgekommen.

1947 war Trksak Zeugin in den Hamburger Ravensbrück-Prozessen. Sie gehörte 1947 zu den Gründungsmitgliedern der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück, deren Sekretärin sie zwischen 1984 und 2005 war. 1951 kam ihr Sohn zur Welt, beruflich war sie anfangs lange Jahre in der tschechischen Gesandtschaft tätig. Später betreute sie die tschechische Zeitung der KPÖ. Nachdem es jedoch zwischen ihr und der kommunistischen Partei zum Bruch gekommen war und sie aus der Partei ausgetreten war, arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung bei Siemens als Sachbearbeiterin. Viele Jahre wirkte sie darüber hinaus als Zeitzeugin in Schulen. Sie hielt zudem Vorträge und stellte sich für Dokumentationen und Reportagen zur Verfügung.

Quellen: